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Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 18. Maerz 2003; 19:30
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In eigener Sache/Debatte:

> Emotionen und Verstand!

Zur Debatte ueber die akin, die KPOe und die Opernballdemo; zuletzt: Liesl
Fritsch, "Keine unterschwelligen Emotionen!", akin 7/03

Liebe Liesl,
Erstens: Ich taet die Beilegung der Einladung zum KP-Ball nicht so
schrecklich schwer nehmen. In der KP gibts, wie ueberall, solchene und
solchene und wieder andere, und ich kann punktuell durchaus mit wem
gemeinsam gehn und muss nicht gleich fuerchten, "uebernommen" zu werden. Du
arbeitest ja auch mit Katholiken zusammen, ohne gleich den Papst in diese
Zusammenarbeit hineinzudenken. Die katholische Kirche ist mir mindestens so
suspekt wie die KPOe - eher mehr. Ausserdem gibts innerhalb der KP durchaus
Stroemungen, die in die Richtung "mehr Demokratie" gehen, die
unterstuetzenswert sind. Wie man hoert, fliegen in der Partei sowieso die
Fetzen, da kaempfen mehrere Fraktionen um den "richtigen" Weg. Ist doch
positiv, wenn sie streiten - oder?

Zweitens: Also wie das mit der Macht ist - das ist so ein Problem. Stimmt
schon, die nicht nach Macht streben, sind meistens glaubwuerdiger - aber
halt leider nicht erfolgreich. In unserer Art von Gesellschaft hat noch kein
Eremit und Asket je irgendwas zur Veraenderung der Gesellschaft
beigetragen - und Eremiten und Asketen verzichten ja wohl als Einzige auf
jede Art von Macht ausser auf die ueber die eigene Person. Abgesehen davon,
dass sie normalerweise nicht von der eigenen Arbeit leben, sonder von
Spenden. Aber Glaubwuerdigkeit ist halt nicht alles.

Wenn ich die Gesellschaft veraendern will, muss ich mir irgendwann die
Machtfrage stellen. Ohne irgendwelche Formen von Organisation gehts nicht -
und Organisationen, die nicht hierarchisch gegeliedert sind, sind ueber 15
Personen unmoeglich. Alles ausprobiert - geht wirklich nicht. Und 15
Menschen setzen halt nix durch, nicht einmal das kleinste harmloseste
Bachrueckbau-Projekt. Aber dafuer sind sie glaubwuerdig. (Was heisst das
ueberhaupt - ich will mich aufs glauben ja nicht verlassen muessen).

Und zu den "unterschwelligen" Emotionen: Das ist halt das Wesen von
Emotionen, dass sie uns nicht alle bewusst sind - ziemlich viel davon bleibt
unterschwellig. Was haett uns Onkel Freud sonst zu sagen gehabt. Jede Form
der Kommunikation - auch die Akin - verbreitet unentwegt "unterschwellige"
Emotionen, gluecklicherweise. Alles andere waere unmenschlich. Emotionen und
Verstand koennen nicht getrennt werden, sonst taeten wir nur auf der Ebene
von mathematischen Formeln kommunizieren. Das oder chemische Formeln sind
die einzige Form von Kommunikation, die meines Erachtens emotionsfrei sind.
Aber so kann und will ich nicht kommunizieren.

Wenn Du meinst, dass die Teilnahme an der Anti-Opernball-Demo
"unterschwellig unhinterfragt als allgemein akzeptiert dargestellt wird",
kannst Du eine Diskussion drueber beginnen. Aber ich muss rueckfragen. Bist
Du dagegen, dass Leute auf diese Demo gehen? Oder willst Du nur nicht
teilnehmen und das begruenden? Das sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Ich
glaube nicht, dass die Akin Druck ausgeuebt hat, dass alle LeserInnen
teilnehmen "muessen". Die Mehrzahl der LeserInnen - das trau ich mich
ungschauter behaupten - nimmt zwar vielleicht nicht teil, steht der Demo
aber wohlwollender gegenueber als dem Opernball selber. Mir ist der
Opernball wurscht. Wenn die dort teure Kaviarbroetchen konsumieren wollen,
sollen sie. Zum schoenen Walzertanzen ist das Parkett eh zu voll, da geh ich
lieber auf einen anderen Ball, zur Not auch auf den von der KP. Aber mir ist
lieber - eine ganz klare Emotion, keineswegs unterschwellig - es gibt die
Opernball-Demo, als dass es sie nicht gibt. Und dazwischen ist nix.

Also - alles Walzer und liebe Gruesse

Ilse Grusch

***

FOeJ und KPOe

Liebe AKIN! Da Ihr auf der Homepage der KPOe zu finden seid, duerfte ich
mich nicht wundern; aber:.. ist die FOeJ nicht im 68er-Jahr geschlossen aus
der KPOe ausgetreten, als die Russen zum Beispiel in Prag einmarschiert
sind, und in China die Kulturrevolution vonstatten ging?

Warum also jetzt die KPOe mit dem Tee anschuetten, sowie Ihr es macht, sogar
mit (mehr oder weniger) versteckten Wahlempfehlungen; und dabei schimpft Ihr
die Gruenen ueber den Klee und die Sozialdemokraten werden - als ob es sie
nicht in der Opposition gaebe - von Euch ueberhaupt nur mehr totgeschwiegen!

Die FOeJ war nach dem Krieg eine ueberparteiliche antifaschistische
Oesterreichische Jugendorganisation, wozu sich nach dem 55er Jahr nur mehr
die KPOe bekannt hat, aber meines Wissens: Die Ereignisse aus dem 68er-Jahr
haben eine tiefe Kluft aufgeworfen und die FOeJ ist mit dem Namen
durchgekommen - unabhaengig von der KPOe, die ihrerseits damals anstelle
derer die KJOe gruendete.

Also worin besteht eigentlich die Verbundenheit?

Das nur als ehrlich sich erkundigende Frage an AKIN und die FOeJ/BfS.

Trotzdem bringen Eure Artikel immer wieder Interessantes aus der
Insider-Szene (fragt sich nur: welcher?)

Mit freundlichen Gruessen:
*Lisa Novak*

***

Liebe Lisa Novak!
Wir gestehen alles: Wir "schuetten alle mit Tee an", schimpfen "ueber den
Klee" und "schweigen tot". Wir sind nicht zufrieden zu stellen. Nix ist uns
recht. Wir sind die, vor denen uns unsere Eltern immer gewarnt haben, und
vor denen uns unsere Kinder warnen. Wir sind halt schrecklich kritisch, und
dass die SPOe in der Opposition ist, ist uns nicht aufgefallen. Tut uns
leid., vielleicht sollte die SP ein bisserl lauter schrein, damit wir es
merken.

Das mit der KPOe und der FOeJ war ein bisserl anders: Die KPOe hat die FOeJ
1969 nicht ausschliessen koennen, weil die rechtlich eine unabhaengige
Organisation war. Aber die FOeJ ist auch nicht "geschlossen aus der KPOe
ausgetreten". De facto hat die KPOe die FOeJ durch die KJOe ersetzt, die
total von der Partei abhaengig war. Die FOeJ hat weiter existiert und
existiert eigentlich immer noch. Worin die Verbundenheit besteht? Zum
Beispiel in der AKIN, die eigentlich eine FOeJ-Gruendung ist. Zum Beispiel
in der Idee der Unabhaengigkeit, der Diskussion, der Streitkultur innerhalb
der Linken.

Und wer die Insider sind? Na, alle die das lesen und gern mitdiskutieren.
*Ilse Grusch*



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