**********************************************************
akin-Pressedienst.
Elektronische Teilwiedergabe der
nichtkommerziellen Wiener Wochenzeitung 'akin'.
Texte im akin-pd muessen aber nicht wortidentisch
mit den in der Papierausgabe veroeffentlichten sein.
Nachdruck von Eigenbeitraegen mit Quellenangabe erbeten.
Namentlich gezeichnete Beitraege stehen in der
Verantwortung der VerfasserInnen.
Ein Nachdruck von Texten mit anderem Copyright
als dem unseren sagt nichts ueber eine
anderweitige Verfuegungsberechtigung aus.
**********************************************************
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 18. Februar 2003; 18:02
**********************************************************
Opernballdemo/Aufruf:
> "Wer demonstriert schon gegen den Fasching...?"
Zur Geschichte und Bedeutung der Demonstrationen gegen den Wiener Opernball
Mach mit dem Kapitalismus was du willst,
nur nicht deinen Frieden!
Sonst macht er mit dir was er will,
sogar seinen Krieg.
(Arthur West)
Warum demonstrieren, wenn sich ein paar reiche Saecke treffen, um das zu
tun, was sie ohnehin immer tun,- es sich gut gehen lassen auf Kosten der
Menschen, die fuer sie hackeln?
Warum rebellieren, wenn ihre Politiker sich eben mal mit einem Happen
Kaviarsandwich das reinhauen, was bei uns die durchschnittliche Arbeitslose
ausmacht?
Darum! Weil der Opernball ein Symbol fuer alles ist, was uns ankotzt. Eine
TV-Peepshow fuer diejenigen 99,9% die genau wissen, dass sie niemals in so
einer Loge fuer 16000 Teuros Platz nehmen werden, selbst wenn sie sich ihr
Leben lang krumm und kaputt schuften. Die auch genau wissen, dass
diejenigen, die wirklich dort Platz nehmen, das auf Kosten von uns allen
tun. Der Opernball ist eben eine sehr anschauliche Miniatur unserer
Gesellschafts"ordnung".
Wenn dieselben Arschloecher, die unsere Loehne kuerzen, uns arbeitslos
machen, und uns dann auch noch vorjammern, dass wir alle sparen muessen, -
wenn die dann vor unsrer Nase eine Luxusparty unter dem Motto "Rich people
only!" veranstalten, braucht sich niemand zu wundern, wenn unsere Wut sich
gerade an diesem Abend entlaedt.
Es stimmt schon, - Anlaesse gaebe es genug, um jeden x-beliebigen Tag
zig-mal auf die Strasse zu gehen. Die Schweinereien nehmen kein Ende, das
Klassensystem der Ausbeutung besteht permanent.
Den Zeitpunkt unsrer Aktionen bestimmen wir aber selbst, und oftmals
symbolhaft.
So wie unsere Bewegung Gipfel der NATO, Weltbank, G8, EU, WTO oder des WEF
zum Anlass nimmt, um massenhaft in Erscheinung zu treten, so waehlen wir die
Provokation, die der "Obern-ball" darstellt, bewusst aus, um gegen die
Verhaeltnisse der Unterdrueckung und der Ausbeutung als Ganzes aufzustehen.
Wir knuepfen gezielt an unsere Traditionen an, denn am Abend des Opernballs
haben wir uns, in unsrer Geschichte, schon mehrmals die Strassen genommen um
fuer alle sichtbar auszudruecken wofuer und wogegen wir stehen.
Seit 1987 sammeln wir uns vor der Oper um der kapitalistischen
Klassenherrschaft zu zeigen was wir von ihr halten, und ihr zu zeigen, was
sie in Zukunft zu Fall bringen und ersetzen wird, - unser Beduerfnis nach
und unser Sinn fuer Kollektivitaet und Gerechtigkeit.
Auch wenn man uns hier in den kapitalistischen Zentren in post-postmoderner
Beliebigkeit und Vereinzelung zu ersticken sucht, wissen wir um unsre
Verbundenheit mit den Kaempfen um Befreiung ueberall auf der Welt.
Genauso wie die Bonzen in der Oper Teil einer internationalen Ausbeuter- und
Unterdrueckerklasse sind, sind wir Teil der Seite, die gegen sie ankaempft,
und zwar weltweit.
Unsere Bewegung ist die wahre "supranationale Organisation" und ihre alte
"Ordnung" geht unter!
Genau deshalb ziehen wir am 27. Februar auch gegen den Angriff auf die
Menschen im Irak, und gegen die Blockade, die sie toetet, vor die Oper.
So wie wir es schon 1991 gemacht haben, und 1996 gegen die Bombardierung
Jugoslawiens. So wie wir es immer wieder tun werden, solange die
Imperialisten unsre Welt mit Kriegen ueberziehen.
Der gewachsene Charakter der Opernballdemo drueckt aus, worum es nicht gehen
kann: um Verhandlungen, einen sozialpartnerschaftlichen "Dialog" der
proletarischen Klasse mit ihren Ausbeutern. Es geht nicht um ein "schoener
Wohnen" im Kapitalismus - der Kapitalismus als ganzes soll sich schleichen!
Aus unserem materiellem Leben genauso wie aus unseren Koepfen und unseren
Verhaeltnissen zueinander.
In der Klarheit dieser Forderungen und Ziele liegt die eigentliche
politische Radikalitaet, die wir auch ueber den Charakter unsrer
Manifestationen und Aktionen kommunizieren wollen.
Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass viele Menschen uns auch richtig
verstehen. 1989 bei der "Eat the rich!"-Opernballdemo waren nicht zuletzt
die vorbereitenden Gruppen ueberrascht von der zahlreichen Teilnahme einer
grossen Anzahl von unorganisierten DemoteilnehmerInnen.
Darum verwenden unsere Gegner auch soviel Zeit und Muehe darauf den
Charakter von radikalen politischen Aktionen moeglichst zu entpolitisieren.
Immer werden sie gegen die "unpolitischen Randale" hetzen, selbst wenn kein
einziger Stein geworfen wurde.
Ihre Propaganda werden ihnen aber immer weniger Leute abnehmen, und schon
gar nicht die, die an den Protesten aktiv teilgenommen haben.
Auch wenn viele unsere Politik darauf reduzieren wollen, - eine Diskussion
um die "Gewaltfrage" lassen wir uns nicht aufzwingen.
Nicht in der Art und Weise, wie das ueblicherweise die buergerliche Presse
versucht, und schon gar nicht angesicht der objektiven Gegebenheiten.
Vollkommen absurd nennen wir es, wenn Leute ueber einer zerschmetterten
Schaufensterscheibe pathetisch gegen "die Gewalt" wettern, waehrend
gleichzeitig Menschen von US-amerikanischen und europaeischen Bomben
zerrissen werden und tagtaeglich Tausende an den ganz normalen
kapitalistischen Gewaltverhaeltnissen zugrunde gehen.
Seinen Ausdruck findet dieser Widerstand eben auch am Abend des Opernballs.
Immer wieder, solange die Unterdrueckung besteht, die in diesem Ball ein
Symbol hat.
Das bedeutet wir werden noch lange vor die Oper marschieren - da machen wir
uns keine Illusionen.
Doch wir wissen auch, dass die Zukunft auf die Geschichte und die Gegenwart
aufbaut, und unser Atem ist lang. - Unseren Beitrag leisten wir heute!
(gek.)
Quelle:
http://www.geocities.com/opernballdemo/zur_geschichte_und_bedeutung.html
*
Treffpunkt fuer die Demo: 27.2.2003, 19h beim Museumsquartier (U3
Volkstheater)
*************************************************
'akin - aktuelle informationen'
a-1170 wien, Lobenhauerngasse 35/2
vox: ++43 (0222) 535-62-00
(anrufbeantworter, unberechenbare buerozeiten)
http://akin.mediaweb.at
eMail redaktion und termine: akin.buero@gmx.at
eMail abo: akin.abo@gmx.at
Bank Austria, BLZ 12000,
223-102-976/00, Zweck: akin