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Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 14. Jaenner 2003; 23:26
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Gruene/Glosse:

> Kompromisse schliessen heisst ja nicht, Utopien aufzugeben

(zu akin 33/02; akin-pd 17.12.2002)

Liebe Ilse, die Du immer so schnell bist, wenn es darum geht, den Anderen
als "naiv" zu bezeichnen!

Waren die Gruenen "immer brav und lieb und gut und haben alles richtig
gemacht?". Und war das auch die Vorgaengerin "Alternative Liste Wien"? Na
also, eigentlich ist niemand waehlbar. Aber wenn niemand waehlbar ist, wenn
man sich allem verweigert, dann wird man erst recht nichts bewirken oder
durchsetzen. Natuerlich muss an dieser Stelle erwaehnt werden, dass ich
sowieso nicht mehr glaube, dass Politik heutzutage noch irgendwas
Weltbewegendes bewirkt, das einzige was heutzutage gesellschaftsveraendernd
ist sind wissenschaftliche Erkenntnisse, wirtschaftliche Zwangslagen und das
Internet, also technologische Entwicklungen.

Beispiel Energie: Wenn die Gruenen in eine Regierung eintreten, dann muesste
ab sofort Sonnenenergie gefoerdert und Atomenergie abgeschafft werden.
Mitnichten, wie man am Beispiel Deutschland sieht, denn es ist kaum etwas
durchsetzbar, weil es ja langfristige, gueltige und einklagbare Vertraege
gibt. Aber nehmen wir an, es findet ein Forscher eine Sonnenzelle, die
billig herstellbar, selbst leicht installierbar (wie z.B. ein IKEA-Kasten)
ist und sicher Energie liefert: innerhalb weniger Jahre wuerde sich das
Energiesystem (weg von der zentralen Grossindustrie zur dezentralen
Selbstversorgung) fast voellig umstellen, weil diese Sonnenzellen natuerlich
gerne im Supermarkt gekauft wuerden. Und die Atomenergiefirmen wuerden fast
ueber Nacht arbeitslos.

Zu OeVP oder SPOe: ich halte es fuer extrem naiv anzunehmen, dass die
Gruenen mit der SPOe wesentlich mehr von ihrer Politik durchsetzen koennten
als mit der OeVP? Woher kommt eigentlich diese Deine ziemlich naive Meinung?
Abgesehen davon moechte ich es einmal ganz deutlich sagen: fuer mich steht
die SPOe politisch rechts von der OeVP, letztere ist eindeutig weniger
buerokratisch und bevormundend und weniger auslaenderfeindlich! Nur bei den
Arbeitnehmerrechten und bei der Gesundheitsversorgung ist die SPOe sowas wie
"links". Aber erstens besteht die Welt nicht nur aus ArbeitnehmerInnen in
Grossbetrieben und zweitens rede ich ja nicht davon, dass die Gruenen jetzt
jeden Kompromiss eingehen sollten. Ich rede von nichts anderem als
intelligent und phantasievoll verhandeln! Aber die Gruenen haben sich jetzt
selbst aus der oeffentlichen Diskussion hinauskatapultiert. Wie dumm! Wie
schade!

Aus dem Satz "Wenn die Gruenen in eine Koalition mit der OeVP gehen, werden
sie dort auf Saegespaene verarbeitet und ins Katzenklo getan - aber unter
Garantie" spricht nichts anderes als mangelndes Selbstwertgefuehl. Wer sich
zu Saegespaenen verarbeiten und aufs Katzenklo schicken laesst, ist selber
Schuld. Mit solch wenig Selbstwertgefuehl sind die Gruenen bestimmt nicht
regierungsfaehig! Wieso weisst Du so genau, dass die Gruenen ihre
Grundsaetze aufgeben muessen, wenn sie mit der OeVP koalieren? Wenn man
vielleicht Kompromisse schliesst, um etwas in kleinen Schritten zu
erreichen, heisst das ja nicht, dass man seine Utopie, seine langfristigen
Ziele aufgeben muss. Ich beobachte dazu - im Gegenteil - dass es die Gruenen
selbst sind, diese "Ein Mann-Partei", die schon laengst wichtige Grundsaetze
von ganz allein aufgegeben haben, nur um WaehlerInnen-Quote zu machen.
Aehnlich wie der ORF, dessen Programm immer nivauloser wird, weil er nur
noch an die Zuschauerquote denkt, werden auch die Gruenen immer
oberflaechlicher.

Womit ich zufrieden waere? Also ich waere voll zufrieden, wenn die Gruenen
nur das Landwirtschaftsministerium bekaemen und vielleicht gar nicht mehr
dazu beitragen, als dass ALLE Subventionen fuer landwirtschaftliche Gueter
gestrichen wuerden. So koennte man mehrere Dinge auf einmal bewirken:
besseres Wasser, gesuendere Umwelt, bessere landwirtschaftliche Produkte,
mehr Biobauern, weniger Massentierhaltung, weniger Transporte, weniger
Umweltfolgekosten, weniger Exporte, weniger ruinoese gesellschaftliche und
wirtschaftliche Entwicklungen in der dritten Welt, weniger Verkehr, weniger
staatliches Defizit, kein Bauernsterben mehr, weniger Abwanderung der
Bevoelkerung in die Staedte, weniger Greisslersterben, weniger Grossbauern,
weniger Duengemittel, bessere Ernaehrung, weil die Fleischpreise steigen
wuerden und was sonst nicht noch alles....

Wers nicht glaubt, der sollte nach Neuseeland schauen, denn dort hat man das
gemacht und sehr viel positives bewirkt... *Thomas Herzel*


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