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Aussendungszeitpunkt: 19. Dezember 2000 - 13:33
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Tuerkei/Oesterreich:

> Turbulente Entwicklungen

Heute, Dienstag, 19. 12., haben nach Angaben von APA, ORF und
"Prison Watch International" gegen 4.00 Uhr Frueh in 20
Gefaengnissen der Tuerkei Angriffe der Polizei und des Militaers
gegen die Hungerstreikenden. Zumindest 2 Frauen und 1 Mann sollen
bis 8 Uhr frueh in drei verschiedenen Gefaengnis getoetet worden
sein. Anderen Angaben zufolge soll sich im Istanbuler Gefaengnis
Bayrampasa eine Frau angezuendet haben und eine an den Folgen des
61taegigen Hungerstreiks gestorben sein.

200 Polizisten sollen Bayrampasa gestuermt haben. Genauere
Informationen sind schwer zu bekommen, da die Behoerden fuer die
Presse eine Bannmeile verhaengt haben.

Schon vorher hatten die aus Solidaritaet mit den Genossen in der
Tuerkei in Wien seit 13 Tagen unbefristet Hungerstreikenden aus
witterungsbedingten Gruenden und -- nach eigenen Angaben -- auch
wegen mangelnder Unterstuetzung durch den Dompfarrer ihr Zelt am
Wiener Stephansplatz abbrechen muessen. Sie hatten vor der
Erstuermung der Gefaengnisse angekuendigt, ihren Hungerstreik in
Wien 6., Muenzwardeingasse 5 fortzusetzen. Wie weit das nach den
Ereignissen in der Tuerkei immer noch aufrecht erhalten bleibt,
war bis Redaktionsschlusz nicht bekannt.

Die Hauptforderung der Gefangenen und der hiesigen
Solidaritaetsgruppen betrifft die Aufloesung der
Isolationsgefaengnisse in der Tuerkei. Aus Protest gegen die
Negierung der Gefaengnispolitik des EU-Beitrittskandidaten Tuerkei
durch die oesterreichische Regierung war fuer Mittwoch, den 20.12.
um 19 Uhr eine Kundgebung vor dem ORF am Kueniglberg zum Zwecke
der Kenntnisnahme des Dramas in den tuerkischen Gefaengnissen
durch die oesterreichischen Medien durchfuehren geplant. Nach
Angaben der Organisatoren ist diese Kundgebung nach den neuersten
Ereignissen nicht mehr fix.

Ebenfalls ungeklaert sind immer noch die Umstaende der
Selbstverbrennungsaktion am Freitag. Beim Aktionszelt vor dem
Stephansdom hatte sich ein Mann mit Benzin uebergossen und sich
anschlieszend angezuendet. Das Opfer, ein 37jaehriger Tuerke,
wurde mit schweren Verletzungen in das AKH eingeliefert. Am
Dienstag morgen erhielten wir dazu folgende Aussendung des
"Solidaritaetskomitees der Politischen Gefangenen in der Tuerkei"
[viybasin@hotmail.com], die wir unkommentiert dokumentieren:

>> Metin Alevi (Mete) ist am 1964 in Adana (Tuerkei) geboren. Als
er 14 Jahre alt war, hat er sich fuer den Revolutionaeren Kampf
entschlossen. Er ist im Jahr 1984 in Oesterreich eingereist. Hat 2
Kinder. Metin Alawi hat am 15.12 2000 um 18 Uhr auf dem
Stephansplatz neben dem Solidaritaetszelt fuer Politische
Gefangene in der Tuerkei sich selbst an gezuendet.
Er liegt derzeit schwer verletzt im AKH. Er hat mit Verbrennungen
3. Grades und liegt im Koma. Damit wollte er gegen den mehrmaligen
Druck der STAPO, dasz er fuer die Polizei arbeiten und aussagen
soll, aber auch gegen die Isolationshaft in der Tuerkei
protestieren. Obwohl er seit lange zeit nicht mehr politisch aktiv
war, hat die STAPO ihn nicht in Ruhe gelassen. Er hat sofort
seinen Politischen Freundeskreis ueber diese Vorschlaege
verstaendigt. Und er hat er niemanden je verraten.<<

Fuer heute, Dienstag, hat das Solidaritaetskomitee eine
Pressekonferenz nachmittags vor der Bundespolizeidirektion
angekuendigt. *akin*

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