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Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 17. Dezember 2002; 16:51
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Umwelt:

> Verkehr gefaehrdet Wasser

VCOe: Einfluss bisher unterschaetzt

Die Kette der Beeintraechtungen des Wassers durch den Verkehr ist lang:
Schon bei der Foerderung von Rohoel werden durch Undichtheiten Gewaesser
verseucht. Schadhafte Pipelines sowie Tankerunfaelle fuehren beim Transport
des Erdoels zu enormen Verschmutzungen. In Oesterreich selbst
beeintraechtigt der Strassenbau, die giftigen Strassenabwaesser sowie
Schadstoffe aus Abgasen und Reifenabrieb Oesterreichs wertvollste Ressource.

Der Verkehrsclub Oesterreich stellte nun eine Studie vor, die zeigt, dass
die Gefaehrdungen des Wassers durch den Verkehr bisher straeflich
unterschaetzt wurden. Grenzwerte sind teilweise zu niedrig oder fehlen zur
Gaenze.

Schon bei der Foerderung und beim Transport von Erdoel beginnt die
Zerstoerung von Wasservorkommen und Feuchtlebensraeumen. Pro Tag sickert in
Russland aus undichten Pipelines mehr Oel in den Boden als bei einem
Tankerunglueck. In anderen Laendern ist die Situation nicht besser. Der
Strassenverkehr ist dafuer mitverantwortlich, er verbraucht mehr als die
Haelfte der gesamten Rohoelfoerderung. Allein in Oesterreich verbraucht der
Strassenverkehr 6,7 Millionen Tonnen Rohoel. Ein Liter Oel kann bis zu eine
Million Liter Trinkwasser ungeniessbar machen.

Der Anteil des Verkehrs an den Treibhausgas-Emissionen betraegt in
Oesterreich bereits 26 Prozent, Tendenz steigend. Pkw- und Lkw-Verkehr sind
damit in Oesterreich der groesste Emittent von Treibhausgasen. Eine Folge
des durch die Treibhausgase ausgeloesten Temperaturanstiegs ist die Zunahme
der Verdunstung um bis zu 30 Prozent. In den landwirtschaftlich intensiv
genutzten Flaechen im Osten und Suedosten Oesterreichs wirkt sich dies
besonders stark aus. Die Grundwasserspiegel werden sinken. Schon jetzt kommt
es in niederschlagarmen Perioden zum Versiegen von Quellen und Brunnen.

Der Verkehr ist fuer 65 Prozent der Stickoxid-Emissionen in Oesterreich
verantwortlich. Diese Stickoxide (NOx) gelangen neben vielen anderen
Schadstoffen ueber Niederschlaege in die Boeden. Jeder Hektar Oesterreichs
wird so mit durchschnittlich 13 Kilogramm Stickstoff "geduengt". In
Regionen mit viel Verkehr kann dies noch wesentlich mehr sein. Somit
gefaehrdet der Verkehr neben Gewaessern auch die besonders
stickstoffempfindlichen Moore und Waelder, die den Stickstoff aus der
Atmosphaere kaum mehr aufnehmen koennen.

Das Risiko eines Gefahrgutunfalls auf der Strasse ist etwa 60-mal groesser
als auf der Schiene. Zudem sind bei der Bahn die Mengen, die pro
Tonnenkilometer austreten, dreimal geringer als beim Lkw. Derzeit werden
aber etwa doppelt so viele Gefahrgueter auf der Strasse transportiert wie
auf der Schiene.

Jaehrlich werden auf den Strassen in Oesterreich bis zu 260.000 Tonnen Salz
gestreut. Das Salz gelangt mit dem Fahrbahnabwasser in die benachbarten
Boeden. Mit weitreichenden Folgen: Die Chlorid-Grenzwerte im Trinkwasser von
Brunnen in Autobahnnaehe werden waehrend der Streuperiode oft um ein
Vielfaches ueberschritten. Zudem werden empfindliche Pflanzen stark
geschaedigt. In naehrstoffarmen Fluessen und Seen kann der Eintrag von
Salzen zu Artverlusten fuehren.

Auch Streusplitt ist wegen der hohen Staubbelastung nicht unbedenklich.
Daher muss der Einsatz von Streumitteln optimiert werden. Nur so koennen die
Schaeden fuer die Umwelt so gering wie moeglich gehalten und gleichzeitig
die Verkehrssicherheit gewaehrleistet werden. Dies kann mit
Feuchtsalzstreuung und Technologien zur Restsalzerkennung geschehen. Die
Streumenge von zehn Gramm pro Quadratmeter und Streugang soll nicht
ueberschritten werden. In geschlossenen Ortschaften ist auf den Einsatz von
Salz zu verzichten. Besonders wichtig ist ein der Witterung angepasstes
Fahrverhalten.

Trotz zunehmender Hochwasserschutz-Massnahmen haben Katastrophenhochwaesser
in den letzten Jahren zugenommen. Das ist auch auf die Bodenversiegelung
zurueckzufuehren. Beispielsweise entspricht in Niederoesterreich und der
Steiermark die taegliche Zunahme der Verkehrsflaechen einer Flaeche von
jeweils mehr als zwei Fussballfeldern. Insgesamt erreichen die Strassen und
Parkplaetze in Oesterreich mit etwa 2.300 Quadratkilometer beinahe die
Flaeche Vorarlbergs. Neue Verkehrsflaechen sind daher auf ihre
Versiegelungswirkung zu pruefen. Wenn der Bau von Parkplaetzen oder Strassen
unvermeidbar ist, sollen sie fuer Wasser durchgaengiger sein.

Die Schifffahrt ist im Vergleich zum Gueterverkehr auf der Strasse
umweltvertraeglicher. Damit dies in Oesterreich so bleibt, sollen die
letzten natuerlichen Fliessstrecken erhalten werden. Derzeit wird ein Ausbau
der Donau von Wien bis zur oestlichen Staatsgrenze von 2,5 Meter
Fahrwassertiefe auf 3,2 Meter diskutiert. Dies wuerde einen massiven
Eingriff in den Lebensraum im Nationalpark Donauauen bedeuten. Derzeit leben
in der Donau oestlich von Wien noch ueber 55 Fischarten. Im staugeregelten
Abschnitt weniger als 30 Arten.

Von einem Ausbau profitieren aber weniger als 15 Prozent der Transporte. Mit
Flussinformationssystemen kann die Leistungsfaehigkeit der Donauschifffahrt
auch ohne Schaden fuer Natur und Umwelt gesteigert werden.

Von allen Verkehrsmitteln stellt der Strassenverkehr die groesste Belastung
fuer das Wasser dar. Verkehrsinfrastruktur, vor allem aber Strassen
beanspruchen Flaechen, die sehr haeufig Feuchtgebiete beruehren oder
beeintraechtigen. Allein fuer die Herstellung von Oesterreichs
Neuwagenflotte eines Jahres wird 50-mal soviel Wasser verbraucht wie die
gesamte Bevoelkerung Oesterreichs an einem Tag benoetigt.

Es braucht daher Konzepte, die den Zuwachs des Strassenverkehrs bremsen.
Verkehrserreger, wie etwa Einkaufszentren mit grossen Parkplaetzen, sollen
fuer den Verkehr, den sie verursachen, auch bezahlen. Auch koennten
jaehrlich mehrere Millionen Euro an Wohnbaufoerdergeldern statt in den
Garagenbau in Investitionen fuer den Oeffentlichen Verkehr fliessen.
Insgesamt bedeutet mehr Kostenwahrheit im Verkehr auch mehr Schutz fuer
unsere Wasserressourcen.
(VCOe/bearb.)


Volltext: http://www.vcoe.at/start.asp?pg=publikationen/start.asp?kat0=9
Studie: VCOe, Gefaehrdung des Wassers durch Verkehr und Transport,
Schriftenreihe Wissenschaft & Verkehr 4/2002



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