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Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 26. November 2002; 14:18
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Neuquahlen/Debatte (I):
> Wir werden damit leben muessen!
Nach dem ersten Gefuehlswirrwarr am Wahlabend kommt unsereins jetzt dazu,
sich Gedanken zu machen. Gefuehlswirrwarr wegen: Ein besseres Ergebnis fuer
die SP und ein Ende von Schwarz-Blau waer uns schon lieber gewesen. Aber ob
ich wirklich will, dass sich die Gruenen mit der SP ins Bett haetten legen
muessen, weiss ich ja auch nicht so genau. Freude ueber das das recht
ordentliche Wiener Ergebnis trifft auf Aerger ueber das Ergebnis aus den
Bundeslaendern, aber wenn wir ehrlich sind, muessen wir zugeben: Es war
nicht anders zu erwarten. Wir sollten jetzt nicht so tun, als waeren weitere
Jahre mit Schwarzblau oder einer Grossen Koalition schon der Weg in den
Abgrund. Weder leben wir in einer faschistischen Diktatur noch in einer
echten Bananenrepublik, weder bedroht uns unser eigenes Heer noch die
Hungersnot. Was wir erleben, ist europaeischer Alltag. Contenance und
Augenmass sind gefragt. Wir werden halt ein bisserl mehr demonstrieren gehen
muessen oder volksbegehren oder sonstwas Widerstaendiges, aber gegen
Schwarzblau geht das ja besser und lustvoller als gegen jede andere
Regierung. Und stellt Euch vor, Rotgruen wuerde was machen, was uns gar
nicht passt. Was machen wir denn dann? Wieviel Leute kriegen wir denn dann
zu einer Widerstands-Aktion?
Also Ihr seht: Im Sinne der Lebendigkeit einer politischen Kultur ist dem
Gedanken an Schwarzblau durchaus was abzugewinnen. So ein kompakter
Schwarzblauer Feind ist irgendwie schon viel praktischer. Schwarzrot waer
fad, in jeder Hinsicht, wuerde sich aber wahrscheinlich auf das Leben der
Oesterreicherinnen und Oesterreicher kaum anders auswirken, als Schwarzblau
(bis auf den grossen Unterhaltungwert der blaubraunen Zores, der dann
wahrscheinlich wegfiele). Die neoliberalen Massnahmen kommen mit oder ohne
SP in der Regierung, wir werden uns in jedem Fall wehren muessen, wenn die
SP in der Regierung ist, wird es ein bisserl schwerer als wenn sie in der
Opposition ist.
Es ist uns nichts anderes passiert, als das, was den Linken in vielen
anderen europaeischen Laendern auch passiert ist. Da ich dem Gusenbauer
nicht wuenschen kann, dass er zu einem Tony Blair mutieren soll, will ich
ihn eigentlich nicht in der Regierung verkommen lassen. Und dass wir - aus
welcher linken oder gruenen oder linksgruenen Ecke wir immer kommen - nicht
zu den Siegern gehoeren, sondern zur Opposition, das ist eine Tradition,
ohne die ich eigentlich nicht leben kann. Irgendwie kann ich mir nicht recht
vorstellen, dass ich zu einer "Mehrheit" gehoere, das ist mir ausser bei
Zwentendorf nie passiert. Daraus folgt: Business as usual: Opposition,
Widerstand, Demos, politische Kleinarbeit wie bisher, wie gewohnt.
Weitermachen! *Ilse Grusch*
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