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Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 26. November 2002; 14:01
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Chile:

> Repression gegen Landbesetzungen

Polizei ermordet Mapuche-Aktivisten

Edmundo Alex Lemún Saavedra, ein 17-jaehriger indigener Aktivist, starb am
12.11. in einer Klinik in Temuco, Hauptstadt von La Araucanía in Suedchile.
Lemún lag seit dem 7.November im Koma, als er im Verlauf von
Auseinandersetzungen mit Beamten der militarisierten Polizei der Carabineros
von einer Kugel im Kopf getroffen wurde. Die Carabineros versuchten mit
Gewalt eine Gruppe von Mapuches (chilenische Indigenas) zu vertreiben, die
auf dem Santa Alicia Anwesen in der Provinz Angol, nahe Ercilla, Land
besetzt hatten - das Land wird von dem Holzunternehmen Empresa Forestal
Mininco beansprucht. Lemún war Aktivist des Koordinierungs-Komittees Arauco
Malleco. Sein Tod ist der erste im Zusammenhang mit den seit langem
andauernden Landkonflikten in der Region.

Laut dem Ballistik-Test der Untersuchungs-Polizei wurde Lemún von einer Art
hoch-kalibriger Stahlkugel getoetet, wie sie von den Carabineros durch das
Abfeuern aus Anti-Riot-Gewehren verwendet wird. Pablo Ortega, der Anwalt von
Lemúns Familie, beschuldigte die Behoerden, nachtraeglich die
Ballistik-Beweise zurueckzuhalten, die die Verantwortung der Carabineros
fuer die Schuesse bewiesen. Offiziell drueckte die Regierung des
sozialistischen Praesidenten Ricardo Lagos Bedauern ueber Lemúns Tod aus und
kuendigte an, dass eine spezielle Untersuchung ueber den Fall angeordnet
werde.

Am 13.November protestierten wuetende Mapuches und ihre UnterstuetzerInnen
in Santiago gegen den Tod von Lemún. Die Demonstration endete mit etwa 20
Verhaftungen, nachdem AktivistInnen die Schaufenster von Geschaeften
zerschlugen, darunter auch die Scheiben des Telekommunikationsunternehmens
Entel und von Smarkom, eine Tochtergesellschaft von Endesa, die am Bio Bio
Fluss den Ralco-Staudamm gegen den Widerstand der Mapuches baut. `Es ist die
Zerstoerung von Sachen, die den winkas (nicht-indigenen Menschen) am meisten
wehtut, es schmerzt sie nicht, wenn Menschen sterben, rief eine Frau
waehrend sie Steine an Jugendliche zum Werfen weiterreichte.

Waehrend der Nacht des 13.11. bis zum fruehen Morgen des 14.11. brannten
Vermummte in Biobio, noerdlich von La Araucanía, bei drei Angriffen mit
Brandsaetzen Gebaeude nieder - wohl als Vergeltung fuer den Tod von Lemún.
Auf dem Lleu Lleu Anwesen, dessen BesitzerInnen mit lokalen BewohnerInnen
der Mapuches in einem Konflikt ueber Landrechte stehen, wurden zwei Gebaeude
niedergebrannt. Das Anwesen wurde frueher bereits 27 mal mit Brandsaetzen
angegriffen - jetzt steht dort kein Gebaeude mehr. Auf der Antulafquen Farm
wurden von Unbekannten drei Sommer-Haeuschen niedergebrannt, die im Besitz
von Angehoerigen des Holzunternehmens Forestal Bosques Arauco waren. Auch am
Flughafen Tirúa wurden Einrichtungen abgefackelt. Der Innenminister hat dem
Berufungsgericht in Concepción angeordnet, Antiterror-Gesetze bei der
Untersuchung dieser Angriffe anzuwenden. (piquetero_resistencia@hotmail.com
/ bearb.)

Quellen:
http://www.americas.org/news/nir/20021117_police_kill_mapuche_activist.asp
http://chile.indymedia.org/


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