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Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 12. November 2002; 14:39
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Religion/Debatte:

> Dalai Lama statt Papst

(Zu "Buddhistischer Jihad", akin 25/02)

Es ist wohl unausweichlich, dass Dalai Lama und Kalachakra jetzt auch ihren
Platz in linken Zeitungen finden, und nicht ganz unerwartet stehen diese
Beitraege im totalen Gegensatz zu der Verherrlichung, die in den Medien des
Mainstreams stattfindet. So einfach sollte Mensch sich aber den Umgang mit
einer fremden Religion nicht machen. Die Komplexitaet der buddhistischen
Goetterwelt auf detaillierte Beschreibung ihrer Manifestationen unter
Hervorhebung der fuer Westler vermutlich besonderen Grauslichkeiten
(Totenkoepfe, Blut etc...) zu beschraenken, rueckt fuer mich diese
Bestrebungen in die Naehe von Bushs Gut-Boese-Schema. Und das Fremde
bedrohlicher erscheinen zu lassen, als es wirklich ist, fuehrt im
vorurteilsbehafteten Oesterreich geradewegs zu Ausgrenzung und Rassismus.

Im Literaturverzeichnis nicht erwaehnt ist das ausgezeichnete Zeitdokument
von Alexandra David-Neel: "Mein Weg durch Himmel und Hoelle". Die Autorin
ging vor mehr als 70 Jahren als Bettelweib verkleidet monatelang im Winter
durch Tibet und erreichte als erste europaeische Frau Lhasa. Ihre Eindruecke
sind sicher authentischer als die von heutigen "Tibetkennern", die nach
einigen Jeepfahrten und und belanglosen Interviews mit Politikern und
Moenchen ihr Geschwafel als einzige Wahrheit verkaufen.

Ein Outing zum Schluss: Trotz aller Abneigung gegen die tibetische
Theokratie ist mir der Dalai Lama immer noch lieber als Papst, Ajatollahs
und deren Pendants im orthodoxen Judentum zusammen. *Leo Graf*

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