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Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 22. Oktober 2002; 15:20
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Australien:
> Eine Nachwahl mit Folgen
Linker "Friedens-Sieg" in Wollongong
Samstag, den 18.Oktober gabs eine Nachwahl in der Australischen
Industrie-Stadt Wollongong, 100 km suedlich von Sydney. Normalerweise waere
so eine Nachwahl kaum ein wichtiges Ereignis. Der Sitz ist seit eh und je
"safe Labor", so sicher in den Haenden der Australischen Labor Partei (ALP),
dass die "Liberals" (Konservativen) nicht einmal einen Kandidaten
aufstellten.
Aber Labor verlor trotzdem Samstagabend ihren Sitz, eine Riesenschlappe fuer
die Partei. Aber kaum Grund zur Freude fuer die konservative Regierung, und
auch nicht fuer die Freunde in Washington. Der Sieger - gegen alle
Erwartungen - waren die hier sehr linken Gruenen, die bis jetzt kaum 10% der
"Erst-Stimmen" bekamen. Samstag erhielt ihr Kandidat Michael Organ 24% der
Erst-Stimmen und 52% in der - entscheidenden - Endauszaehlung.
Zu den Erstimmen kamen ja auch die Zweitstimmen (preferential votes) anderer
Parteien, insbesonders die eines linken Gewerkschaftsfuehrers, der die
"interne Diktatur der ALP nicht mehr dulden wollte".
Diese Einheit, die am Sieges-Abend zwischen Gewerkschaftlern, Gruenen,
Aboriginal Aktivisten und der neuen "Socialist Alliance" lautstark gefeiert
wurde, macht der Labor Parteifuehrung grosse Sorgen. Obwohl die Lage in
Wollongong, im "Herzland" der Labor Partei, von lokalen Querelen zwischen
linkem und rechtem Fluegel der ALP stark beeinflusst war, bleibt doch das
Ergebniss auch ein Referendum zur Australischen Beteiligung im Krieg gegen
den Irak.
Der Angriff auf den Irak wird von der konservativen Regierung befuerwortet,
von der Laborfuehrung kaum bekaempft, aber von den Gruenen und anderen
Linken staerkstens verurteilt.
US-"Beobachter" in Wollongong
Ueberraschenderweise schickte die US-Botschaft in Canberra schon vor der
Wahl Besucher nach Wollongong. Ein Novum. Diese baten die Kandidaten zur
Stellungnahme - ihre Meinung zur Australischen Beteiligung im Krieg gegen
den Irak. Der gruene Kandidat Michael Organ, Archivar an der Universitaet
Wollongong: "Natuerlich antwortete ich ihnen, dass wir absolut gegen den
Krieg sind."
Ich fragte ihn, was die Labor-Kandidatin den Amerikanern sagte: "Das wissen
wir nicht, sie schweigt sich dazu aus". Laborfuehrer Crean hat zum
Irak-Angriff bis jetzt keine Stellung genommen. Er hat alle parteiinternen
Diskussionen darueber, so wie zum Einsperren der "Boat People" in
Wuestenlagern, abgewuergt.
Der Gruene Organ, bisher Archivar an der Univesitaet Wollongong, jetzt
erster Gruener Abgeordneter im Unterhaus: "Das hab ich wirklich nicht
erwartet! Es ist noch niemals einer linken Partei gelungen, so einen
Unterhaussitz zu gewinnen!"
Die Laborfuehrung hat in Krisensitzungen ploetzlich allerhand Rechtes, so
wie die bisher geplanten, heute abgeblasenen Privatisierungen und
Ausverkaeufe, revidiert. Labor schaut jetzt aengstlich ueber seine linke
Schulter, auf die neue gruene Konkurrenz.
*Max Watts, Annandale*
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