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Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 1. Oktober 2002; 14:22
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Verkehr:

> Kommunale Preistraeger

Der vom Verkehrsclub Oesterreich (VCOe) ausgeschriebene Mobilitaetspreis
2002 hat einen Empfaenger gefunden: Zum Gesamtsieger wurde das Projekt des
Pinkatal-Stremtal-Busses gekuert.

Um das duerftige Busangebot zwischen den Gemeinden Bildein und Guessing zu
verbessern und um mit einem neu organisierten Oeffentlichen Verkehr einen
Beitrag fuer eine positive Entwicklung der Region zu leisten, wurde der
Gemeindeverband fuer oeffentlichen Personennahverkehr Pinkatal/Stremtal
gegruendet. Der Gemeindeverband wurde Buskonzessionaer. Damit lag die
komplette Verantwortung der Finanzierung, des Erscheinungsbildes, Bustyps,
Marketing, Fahrplan, Liniennetz, Fahrpreise usw. bei den Mitgliedsgemeinden.
Moderne Niederflurbusse und Taktfahrplaene bieten eine in der Region bisher
nicht bekannte Mobilitaet (auch im Hinblick auf sanften Tourismus). Die
Linienlaenge betraegt 99 km und umfasst 68 Haltestellen. Der Bus faehrt mit
Rapsoel aus dem Suedburgenland und ist mit einem Oxidationskatalysator
ausgestattet.

Der Bevoelkerung wird ein fuer diese Region ungewoehnlich attraktiver
Oeffentlicher Verkehr geboten. Start war der 11. August 2002. Die von den
Gemeinden im Pinka- und Stremtal selbst organisierte Buslinie wurde sehr gut
angenommen und verzeichnet bereits in den ersten zwei Wochen im Durchschnitt
500 Fahrgaeste pro Tag -- ohne Schulbetrieb.

Ein weitere Auszeichnung ging an das Projekt des Gmoa Bus Poettsching. Dort
wurde wegen der unzureichenden Nahverkehrsverbindungen ein
behindertengerechter Kleinbus (acht Sitzplaetze) angeschafft.
Charakteristika sind bedarfsorientierte Tuer-zu-Tuer-Routen mit einem
zentralen Standplatz im Zentrum sowie moeglicher auch telefonischer
Voranmeldung. (VCOe/bearb.)



Kommentar:

> Kommunale Lueckenbuesser?

Privatisierung ist das absolute Nonplusultra. Damit funktioniert alles
besser. Auch der Oeffentliche Verkehr. Pech, wenn damit kein Geschaeft zu
machen ist, weil der Bedarf zu gering ist. Tatsaechlich braucht es aber
haeufig selbst dann der Oeffentlichen Hand, wenn sehr wohl grosser Bedarf
besteht. Und diese Oeffentliche Hand muss nicht unbedingt Land oder Bund
bedeuten, sondern auch die Kommunen koennen wieder staerker aktiv werden.
Das ist doch eine sehr erfreuliche Entwicklung.

Soweit mein erster Gedankengang, als ich von diesen Auszeichnungen las. Aber
dann hoerte ich dann doch noch eine Nachtigall trappsen: Denn die
hauptsaechlichen Traeger dieses Preises waren neben dem an sich
unverdaechtigen VCOe auch die kommerzialisierten Bundesbahnen und das
Verkehrsministerium. Welches Interesse haben die OeBB, die eine
nichtrentable Linie nach der anderen einstellen, und ein Verkehrsminister,
der wie seine Vorgaenger der letzten Jahre kein Problem damit hat und einer
Bundesregierung angehoert, die -- ebenfalls wie die vorangegangen des
letzten Jahrzehnts -- eben doch Privatisierung fuer das Nonplusultra haelt.
Es koennte sein, dass man auf lange Sicht den Spagat schaffen moechte,
einerseits die wirklich profitablen Linien dem freien Unternehmertum
zukommen zu lassen, andererseits aber dennoch eine akzeptable Versorgung
auch auf dem "flachen Land" zusammenzubringen und drittens das Bundesbudget
dennoch nicht damit belasten zu muessen. Die Loesung: Man schiebt den
Schwarzen Peter der Verkehrsversorgung den Gemeinden zu und speist sie
hoechstens mit symbolischen Zuschuessen ab. Sollen die sich doch selber
damit abstrudeln. Das nennt man dann wahrscheinlich bald grosszuegig
"Eigenverantwortung der Gemeinden". Und wenn die Gemeinden das nicht auf die
Reihe bringen, kann der Bund ja nix dafuer. So kann man diese Auszeichnungen
auch verstehen.

Sollte das das Kalkuel hinter diesen Preisen sein, hat der VCOe der
oeffentlichen Mobilitaet aber einen ziemlichen Baerendienst geleistet.
*Bernhard Redl*



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