**********************************************************
  akin-Pressedienst.
  Elektronische Teilwiedergabe der
  nichtkommerziellen Wiener Wochenzeitung 'akin'.
  Texte im akin-pd muessen aber nicht wortidentisch
  mit den in der Papierausgabe veroeffentlichten sein.
  Nachdruck von Eigenbeitraegen mit Quellenangabe erbeten.
  Namentlich gezeichnete Beitraege stehen in der
  Verantwortung der VerfasserInnen.
  Ein Nachdruck von Texten mit anderem Copyright
  als dem unseren sagt nichts ueber eine
  anderweitige Verfuegungsberechtigung aus.
  **********************************************************
  Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 24. September 2002; 15:57
  **********************************************************
  
  Neuquahlen: 
> Und jetzt: Ein Ruck nach links!
  
  Schwarz-Blau ist am Ende. Der ''Putsch gegen Riess-Passer'' war erfolgreich.
  Selbst der Endlosschweiger Schüssel musste handeln und entschied sich für
  Neuwahlen.
  
  Soweit sich der FPOe-Haufen überblicken laesst, war diese Entwicklung nicht
  gewollt -- zumindest nicht zum gegenwaertigen Zeitpunkt. Die FPOe hat seit
  ihrem Regierungseintritt bei allen Wahlen verloren. Haider wollte gegenüber
  der OeVP ''Konturen'' zeigen und natürlich demonstrieren, wer der wahre Herr
  in der FPOe-Baracke ist. Mit seinen nun schon fast taeglichen Zick-Zacks
  machte er sich zum Wurschtl. Schliesslich drehten seine Hardliners vollends
  durch und veranstalteten in Knittelfeld einen De-facto-Gegenparteitag. Auf
  offenen Bühne wurde ein ''Kompromisspapier'' mit der neoliberalen FPOe-
  Regierungsriege unter jolendem Gebrüll zerrissen. Die 400 Delegierten
  machten gar den notorisch Ewiggestrigen Volksanwalt Stadler zum ''Sachwalter
  '' ihrer Stimmen. Das Ende der FPOe-Regierungsbeteiligung war damit
  besiegelt .
  
  Seither befindet sich die Partei im freien Fall. Bei den Meinungsforschern
  liegt die FPOe aktuell bei 14 Prozent. Eine Halbierung gegenüber den
  Parlamentswahlen 1999! Der Verfallsprozess der italienischen
  Christdemokratie bietet quantitativ ein vergleichbares Phaenomen. Qualitativ
  geht es bei der rechtspopulistischen/rechtsextremen FPOe um anderes. Und es
  ist nicht anzunehemen, dass der neue Parteiobmann Reichhold -- ein mutiertes
  Mitglied aus Haiders ''Buberlpartie''- das Steuer wirklich herumreissen
  kann.
  
  In der OeVP gibt es nicht wenige -- allen voran der ''Wendekanzler''
  Schüssel -- die trotz dem Debakel eine Fortsetzung der Koalition mit einer
  ''neuen'' FPOe anstreben. In der Sozialdemokratie wird gerungen, ob es
  Rot-Schwarz oder Rot-Grün werden soll. SP-Vorsitzender Gusenbauer hat dafür
  plaediert keinen ''Revanchismus'' aufkommen zu lassen, also nötigenfalls
  auch die Krot Schüssel als Vizekanzler zu schlucken. Und OeGB-Chef
  Verzetnitsch war sich nicht zu schade, als Staffage zu dienen, als die
  Regierung im allerletzten Moment ein windiges ''Beschaeftigungs- und
  Konjunkturbelebungsprogramm aus dem Hut zauberte. . .
  
  Dass der Grossteil der SP-Führung in Partei und Gewerkschaft -- vor allem in
  der Gewerkschaft der Privatangestellten gibt es andere Stimmen -- meint,
  dass nur am Wahltag Zahltag ist, verwundert nicht weiter. Aber, dass auch
  viele Bewegungsleute, (radikale) Linke bislang in einer passiven
  Haengematten-Position verharren, ist peinlich. Man /frau freut sich, dass
  Schwarz-Blau abdanken muss --aber damit hat sich's auch schon. Diesem
  Dahindaemmern gilt es entgegenzuwirken! Selbstredend geht es nicht um die
  Praesentierung von fix und fertigen ''Konzepten''. Relativ klar ist jedoch
  was es zu verhindern gilt :
  
  * Ein Revival von Schwarz-Blau -- in welcher personellen Konstellation auch
  immer.
  
  * Eine grosse Koalition plus dem Rucksack Sozialpartnerschaft, die ''sozial
  abgefedert'' in neoliberal macht.
  
  Ueber das Wie sollte es eine Diskussion auf breitester Grundlage geben.
  Dabei es u. a. um folgendes:
  
  * Umfassende Bilanz der Wende. Die Wende war schlimm genug. Verglichen mit
  anderen Laendern war sie jedoch eher ein ''Wenderl''. Die ''Grundfesten''
  des OeGB etwa wurden nicht erschüttert.
  
  * Schwarz-Blau wurde nicht durch (Massen )bewegungen gestürzt. Im Gegenteil
  die Koalition zerbrach an ihren inneren Widersprüchen.
  
  * Wendepolitik gilt es zu unterbinden --egal in welcher Form und unter
  welcher Regierung auch immer ! Wenn man/frau nicht bloss Phrasen dreschen,
  sondern Schwarz-Blau wirklich in die Wüste schicken will, also
  ''revolutionaere Realpolitik'' (Lenin) betreibt, bleibt nur Rot Grün. Aber
  nicht als Blankoscheck verstanden -- siehe das abschreckende Beispiel der
  BRD, wo sich ein Joschka Fischer die laengste Zeit als Oberkriegstreiber
  aufführte und ein Jürgen Trittin den gescheiterten Umweltgipfel in
  Johannesburg als ''Erfolg'' verkauft.
  
  Damit das nicht ein frommer Wunsch verbleibt, sind jetzt ''Korrektive''
  anzudenken und anzupeilen, damit eine etwaige Rot -- Grüne Regierung mit uns
  nicht Schlitten faehrt : ''Widerstandstandszentren'', von denen aus
  mobilisiert werden kann.
  
  Es ist verdammt nötig, über den nationalen Tellerrand hinauszublicken. In
  Oesterreich hat der Spuk mit der Beteiligung
  rechtsextremer/rechtspopulistischer Parteien an der Regeierung begonnen --
  sieht man/frau von dem kurzfristigen Berlusconi-Fini-Bossi-Zwischenspiel in
  den 90er-Jahre ab. Hier soll der Spuk auch sein Ende nehmen. Schliesslich
  geht es darum, dem Oberpopulisten Haider einen Karrierresprung auf
  kontinentaler Ebene endgültig zu verbauen. Seine Chancen ''leader of the
  European gang'', also ''Führer'' der Rechtsextremisten und Rechtspopulisten
  in der Festung Europa zu werden sind in seinem derzeitigen ramponierten
  Zustand nicht gerade rosig. Nützen wir die jetzige Chance -- versalzen wir
  ihm kraeftig die Suppe! *Hermann Dworczak*
  
  
  *************************************************
  'akin - aktuelle informationen'
  a-1170 wien, Lobenhauerngasse 35/2
  vox: ++43 (0222) 535-62-00
  (anrufbeantworter, unberechenbare buerozeiten)
  http://akin.mediaweb.at
  eMail redaktion und termine: akin.buero@gmx.at
  eMail abo: akin.abo@gmx.at
  Bank Austria, BLZ 12000,
  223-102-976/00, Zweck: akin