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Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 14. Mai 2002; 15:13
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In eigener Sache:

> Gemeinsam Widerstand!

Zu Liesl Fritsch: "Gemeinsam Widerstand?" (akin 14/02)

Ja, liebe Liesl, gemeinsamer Widerstand, auch mit der KPOe! Ich
glaub, es war Voltaire, der sinngemaess erklaerte: "Ich mag Deine
Meinung verabscheuungswuerdig finden, aber ich wuerde mein Leben
dafuer geben, dass Du sie aeussern kannst." Netter Spruch mit
zugegebenermassen leicht triefendem Pathos, aber klarer Aussage:
Du redest Schwachsinn, aber ich steh dafuer ein, dass du dies
unbedingt darfst. Weiters klar sein duerfte, dass Voltaire mit
dieser noblen Geste ein wuerdiger Vorreiter einer Presse- und
Meinungsfreiheit im Frankreich der beginnenden Aufklaerung war.
Umgesetzt auf politische Diskurse waere der
Schwachsinn-reden-duerfende der politische Gegner. Dieser ist in
der Regel jaemmerlich, vollkommen auf dem falschen Dampfer, in
der falschen Partei, ueberhaupt der Erbaermlichste und das
Letzte - aber er darf das alles sein. Das ganze ist irgendwie
Demokratie.

Wie steht es mit der Demokratie innerhalb desselben Widerstandes
gegen ein ungeliebtes Regime? Gibt es sowas? Darf die andere
Gruppierung zwar gegen dieselben sein, gegen die wir auftreten,
aber trotzdem andere Meinungen haben? Divergierende
Geschichtsauffassungen eventuell? Wenn Du es so sehen willst,
darf die KPOe all das sein, was oben an Unnettigkeiten bezueglich
des falschen Dampfers und so weiter steht - aber eine nicht ganz
unwichtige Kleinigkeit kommt hinzu - sie ist nicht der politische
Gegner. Abgesehen davon, duerften blosse Sympathiewerte kein
Massstab fuer die Teilnahme an einer Demo sein - irgendwie gehts
da auch um die zu vermittelnden Inhalte.

Ich masse mir keinesfalls an, Deine wohl tatsaechlich erfahrenen
Kraenkungen kleinreden und relativieren zu wollen, die Du durch
die KPOe oder mit ihr erfahren zu haben scheinst. Ich moecht Dich
nur an den Titel Deines Briefes erinnern: "Gemeinsamer
Widerstand?" Bis auf die ganz Bescheuerten in der KPOe - der
politischen Senilitaet Anheimfallende, wie Du sie in wirklich in
jeder Partei am linken oder rechten Rand vorfindest - duerfte
wirklich niemand mehr ehrfurchtsvoll an Stalin denken oder die
sowjetische Intervention in der Tschechoslowakei nach wie vor als
Muster politischer Weitsicht und fuer eine hervorragende Idee
halten. Die Fuehrungsspitze der KP ist ausgetauscht, die
Ideologie wurde zusehends zu einem kritischen Sozial-Marxismus
transferiert. Das letzte Stalin-Bild hab ich schon vor Jahren auf
einer der damals beliebten Kurden-Demos erblickt. Bei der KPOe
war und ist in dieser verfaenglichen Tendenz seit einigen Jahren
nichts zu bemerken.

Eigentlich sollte dieser Koalition jeder Tag eine heftige Demo
beschert sein - eigentlich muesste das, was sich OeGB nennt, aus
seinem fatalen Tiefschlaf erwachen und vielleicht sogar einmal
das absolute Verzetnitsch-Pfui-Wort aussprechen - Generalstreik.
Es reicht, und das weisst du selbst genau. Die rudimentaeren
Reste demokratischen und sozialen Bewusstseins erschoepfen sich
fuer manche schon in der Hoffnung, dass naechstes Jahr sowieso
neu gewaehlt wird. Das liebe Wahlvolk kann aber nicht
ausgetauscht werden, und die Kronenzeitung auch nicht. 'S wird
ein bissi zu wenig sein, selbst bei optimistischster Erwartung
auf die Ruecknahme einiger sozialer Einschnitte, auf bessere
Zeiten zu warten. Selbst wenn es unertraeglich pathetisch klingt,
aber es ist tatsaechlich gemeinsamer Widerstand angesagt. Auch
mit der KPOe. Wenn es gegen die FPVP-Koalition geht, wuerd ich
sogar einen Aufruf der "Linksspur" zum 1. Mai unterzeichnen. Umso
mehr kann ich nachvollziehen, dass die akin den der KP
unterschrieben hat.
*Fritz Pletzl*
 
 

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