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Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 7. Mai 2002; 05:46
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Glosse:

> Zum Heldenplatz

Der 8.Mai. So wie es aussieht - der Herr Innenminister will ja
erst am Dienstag eine Entscheidung treffen, wer demonstrieren
darf und wer nicht - wird der Heldenplatz dem "unpolitischen"
Gedenken von FP-Burschenschaftern gewidmet sein. Alles andere
wird man unterbinden - egal, ob es jetzt den Aerztekongress
stoert oder nicht.

Dennoch werden sicher auch antifaschistischen Kraefte auf den
Heldenplatz stroemen wollen. Eine Plattform von OeH, KPOe, SP-
und gruenen Jugendorganisationen, der Kultusgemeinde und einigen
anderen Gruppen mobilisiert seit 2.Mai zum Heldenplatz. Wenn sie
dabei blieben, waere das sehr vernuenftig, denn diese Plattform
wuerde gewaehrleisten, dass auch eine grosse Anzahl Menschen
dabei sein wuerden, die es nicht auf eine Pruegelei mit der
Polizei abgesehen haben.

Nur bei den beiden parlamentarischen Oppositionsfraktionen - den
"erwachsenen", "staatstragenden" Parteien quasi - herrscht
Feigheit vor: Die SPOe mobilisiert zu einer Kundgebung Am Hof,
die Gruenen wollen vorher noch auf den Morzinplatz. Und beide
sind sich nicht so ganz sicher, was sie jetzt eigentlich zum
Thema "Vermummungsverbot" sagen sollen.

Was soll das? Will man sich nicht anpatzen? Hat man Angst, wieder
von der FPOe als "linksradikale Chaoten" abgestempelt zu werden?
Nein, natuerlich nicht, man ist vernuenftig, will sich nicht
provozieren lassen.

Aber das ist falsch, es gibt nur zwei akzeptable Moeglichkeiten,
mit dem "Heldengedenken" umzugehen. Die eine waere: Ignorieren
und das rechte Gewaesch in seiner Bedeutungslosigkeit versacken
lassen. Doch leider, der Geist ist aus der Flasche und den
Ewiggestrigen wird am 8.Mai eine Bedeutung zugemessen, die sie
nicht verdienen. So bleibt nur die andere Moeglichkeit:
Geschlossen hinzugehen und zu zeigen, das man sich in der
grundlegenden Frage des Antifaschismus nicht von dieser rechten
Regierung spalten laesst. Zu zeigen, dass man nicht gewillt ist,
das von den Regierungsparteien in ihren wilden
Demokratievorstellungen geforderte allgemeine
Heldenplatz-Demonstrationsverbot, so einfach hinzunehmen.

Ein klares Bekenntnis der Oppositionsparteien waere notwendig
gewesen, gemeinsam mit anderen antifaschistischen Kraeften Flagge
zeigen zu wollen, anstatt sich irgendwohin anders zu verkruemeln
und den Rest der Polizei zu ueberlassen. Diese Chance wurde
vertan.

*Bernhard Redl (geschrieben am 6.5., 19h)*
 

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