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Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 30. April 2002; 14:01, Korrektur 5.5.
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Anti-Schwarzblau:

> Heldenplatz

Eine Erregung

8.Mai: "Zum Heldenplatz - oder doch nicht?" heisst die Parole.
Etliche Demonstrationen sind angezeigt. Duerfen die Rechten
gedenken? Und wenn ja - wessen? Und was duerfen die Linken -
ausser nix?
Hier ein Ueberblick ueber das kommende Tohuwabohu:

Wie wir den Salzburger Nachrichten vom 23.April entnehmen, wird
es u. a. eine geplante "Totenrede" des FPOe-NR-Abgeordneten
Wolfgang Jung am Heldenplatz am 8. Mai geben. Dieses Datum gelte
im burschenschaftlichen Milieu als Tag der "totalen Niederlage",
so Jung.

Wolfgang Jung erklaerte, er halte die Totenrede beim
Kriegerdenkmal beim Burgtor bereits seit Jahren und werde heuer
sicher "nicht kneifen". Es gehe um die "Ehrung der Toten aller
Kriege"., und es handle sich nicht um eine politische
Veranstaltung. Zur kritisierten Einschaetzung des 8. Mai als dem
Tag der totalen Niederlage bemerkt Jung, "es war ja die totale
Niederlage". Fuer viele sei es Befreiung gewesen, fuer die
"Hunderttausend Vergewaltigten" sei es keine Befreiung gewesen.

Auf den Vorhalt, dass auf einschlaegigen Neonazi-Websites wie der
deutschen "Sturm 18" (18 steht fuer Adolf Hitler) fuer die Wiener
Podiumsdiskussion und das "Heldengedenken" geworben worden sei,
erklaert Berufsoffizier Jung: "So etwas laesst sich nicht
verhindern", und scherzt: "Der einzige Skinhead dort werde ich
sein - weil ich eine Glatze habe."

Dieser Herr wird aller Voraussicht nach reden duerfen - schon
deswegen, weil er immun ist und nicht so leicht polizeilich
entfernbar. Bemerkenswert ist nur, das sein Publikum wohl keine
parlamentarische Immunitaet besitzen wird. Dennoch werden allen
bisherigen Ankuendigungen der Wiener Polizei zufolge nur diese
Aktivitaeten am heldischen Platz zugelassen.

Ob das auch fuer jene Burschenschafter gilt, die am Wiener Ring
einen Fackelzug zum Heldenplatz ziehen wollen oder ob die auch
unter Jungs Immunitaet ein Plaetzchen finden werden, bleibt
abzuwarten. Zuvor haette eine Podiumsdiskussion zum Thema
"Selbstachtung statt Selbsthass - Neuer Umgang mit der
Zeitgeschichte" an der Uni stattfinden sollen. Da aber zu dieser
nicht nur Ewald Stadler (FPOe) und Josef Feldner (KHD), sondern
auch der deutsche Neonazi Claus Nordbruch eingeladen worden war,
wurde die Veranstaltung vom Rektor unterbunden. Ein Ausweichlokal
ist nicht bekannt.

Wohl untersagt werden wird das Gedenken an die Befreiung durch
die Rote Armee und die Alliierten. Kurt Wendt, dem vorgeworfen
wurde, Donnerstagsdemos zu organisieren, diese aber nicht
anzumelden, hat offiziell eine Kundgebung am Heldenplatz
angemeldet. "Die in Oesterreich lebenden AntifaschistInnen
muessen Flagge zeigen, und zwar alle!". Wendt begruendet seine
Anmeldung damit, "dass viele Tausende nicht wieder Opfer von
Traenengasuebergriffen der Polizei werden wollen, waehrend
Nazibuben unbehelligt durch die Kaerntnerstrasse ziehen
koennen.". Ausserdem ruft Wendt zu der ungewoehnlichen Massnahme
auf, "dass moeglichst viele Menschen und Gruppen eine Kundgebung
anmelden sollten, damit wird bereits die polizeiliche
Vorbesprechung zur antifaschistischen Manifestation, und wenn ein
Dutzend antifaschistische Kundgebungen einer einzigen rechten
gegenuebersteht, wird sich Minister Strasser schwer tun, die
DemokratInnen zu verbannen."

Dein Wort in Strassers Ohr, Kurto! Aber Kundgebungen wird es
sicher genug geben. Weitere Vorhaben: Um die Uni Wien soll es um
18h eine Menschenkette gegen den Fackelzug der Burschenschafter
geben waehrend gleichzeitig einem anderen Aufruf zu Folge eine
Demo zur selben Zeit von ebendort zum Heldenplatz weggehen soll.
Das duerfte dann die Demo fuer jene sein, die physische
Auseinandersetzungen nicht scheuen (worauf sich die FPOe sicher
schon sehr freut; Anm. des LayOuters).

Dann gibt es noch eine Kundgebung der die Gruenen ab 19h auf dem
Stephansplatz, gemeinsam mit anderen Gruppen. Es soll ein Fest
unter dem Motto "Weisse Rose" gegen Faschismus und
Nazi-Kundgebungen sein.

Hingegen ruft das Buendnis "Verhindert den Naziaufmarsch", in dem
auch die AL-Antifaschistische Linke mitarbeitet, auf: "Blockiert
den Aufmarsch der Rechtsextremen", Treffpunkt 8.5.2002, 18h,
Karlsplatz/Oper. (Korrektur 5.5.: AL korrigierte: Treffpunkt
doch Schottentor)

Und wer partou nicht demonstrieren will geht ins Semperdepot:
18Uhr: Podiumsdiskussion im Rahmen der Wehrmachts-Ausstellung:
Wehrmachtsdeserteure: Vergessene NS-Opfer, mit Hugo Pepper,
Roland Miklau - Justizminiserium, Hannah Lessing - NS-Opferfonds
Umgang und Schwierigkeiten mit Deserteursentschaedigungen, Rudolf
Kohlhofer/Anwalt, Maria Fritsche - Forschungsprojekt d.BMWK,
Oesterr.Opfer der NS-Militaerjustiz. Moderation Terezija
Stoisits, 1060 Leharg.8

Haben wir irgendwas vergessen? Ah ja! Wir haetten da auch noch
einen eigenen Vorschlag. Wir gehen naemlich zur Kundgebung des
Herrn Jung, der ja bekanntermassen nicht einseitig sein will. Die
Redaktion erwaegt allen Ernstes die Teilnahme an dieser
Veranstaltung. Da es sich um eine Gedenkveranstaltung fuer die
Gefallenen ALLER Kriege handelt, wuerden wir gern im Besonderen
gedenken: Der gefallenen Tuerken vor Wien 1529 und 1683, der
gefallenen Schweden vor Wien (Dreissigjaehriger Krieg) und
natuerlich der gefallenen Soldaten der Roten Armee. Ob unser
solidarischer Beitrag willkommen sein wird, bleibt abzuwarten.
(akin)
 

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