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Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 19.02.2002
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Wien:
>Behinderndes Sozialamt
Eine Rollstuhl-Rallye
Die neuen
Amtsraeume der MA 12 liegen zwischen einem Umspannwerk,
einem
Militaerlager und einer Sammelstelle fuer Sondermuell. Sie
liegen
hinter einem hohen Drahtzaun in einer ehemaligen Baracke
fuer den
U-Bahnbau. Sie liegen auf einem Huegel und sind nur
nach
Ueberwindung einer Steigung von mehr als 10% erreichbar. Das
ist
besonders angenehm bei Wind und Regen, Eis und Schnee
garniert
mit Rollsplitt. Die Amtsraeume liegen zudem noch am
westlichen
Stadtrand von Wien, am Beginn des
Gruenguertels.
Nicht einmal alle Raeume im Erdgeschoss sind
zugaenglich, in den
ersten Stock - wo die Referate Fahrtendienst
und Behindertenhilfe
beheimatet sind - gelangt man nur ueber eine
steile Freitreppe,
die ueber keine rutschsicheren Belaege
verfuegt.
Die von der Behoerde angekuendigte "Verbesserung"
besteht aus
einer Videokamera mit einer Gegensprechanlage, mit
der man
bestenfalls amtliche Hilfe herbeiholen
koennte.
Und das alles passiert im 21. Jahrhundert. Im Wiener
Magistrat
scheint die Zeit stehengeblieben zu sein. Wir
Betroffene fuehlen
uns, als haette uns eine Zeitmaschine ins 20.
Jahrhundert
versetzt, etwa in die 60er Jahre: Bereits damals hat
die
Behindertenbewegung in Oesterreich und in Deutschland gegen
fuer
uns installierte Glocken an nicht zugaenglichen
Amtsgebaeuden und
gegen Abfertigungen in "Behindertenkammerln"
heftig protestiert.
Der Leiter der zustaendigen
Magistratsabteilung ist aber der
Meinung, der neue Standort der
Behoerde stelle eine Verbesserung
gegenueber dem alten dar -
insbesondere was die bauliche
Situation betrifft - aber auch die
Erreichbarkeit mit der U-Bahn
waere fuer behinderte Menschen sehr
gut und mit dem Auto sei sie
sogar besser geworden.
Das
sehen die Betroffenen ganz anders: Haette der Mann sich nur
ein
einziges Mal in einen Rollstuhl gesetzt, dann wuerde er so
etwas
bestimmt nie wieder behaupten. Und wenn Verbesserungen
beim
Wiener Magistrat so aussehen, dann weiss man, welcher Geist
in
den Amtsraeumen der Stadt Wien immer noch
herrscht.
Diese neuen Amtsraeume sind nicht nur eine
Provokation fuer alle
Betroffenen, sie stellen vor allem auch
eine weitere
diskriminierende Massnahme der Stadt Wien
dar.
Und das zwei Jahre nach dem Start einer von
der
Behindertenbewegung initiierten Arbeitsgruppe, in
der
behindertendiskriminierende Bestimmungen und Massnahmen der
Stadt
Wien aufgespuert und - wenigstens teilweise - auch
schon
beseitigt worden sind.
Bei den Amtsraeumen handelt
es sich uebrigens um jene des
Sozialamtes der Stadt Wien in der
Kendlerstrasse 40a im 16.
Bezirk, und in ihnen residiert die
Leitung des Fachbereichs
Behindertenarbeit.
*BIZEPS -
Behindertenberatungszentrum Zentrum für
Selbstbestimmtes
Leben*
Quelle: URL W³.bizeps.or.at
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