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akin-Pressedienst.
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nichtkommerziellen Wiener Wochenzeitung 'akin'.
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Aussendungszeitpunkt:  Dienstag,   12.02.2002
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Wickel/Frauen/Arbeit/Recht:
>Motivkuendigung im Kosmos?
Das Veranstaltungszentrum
            Kosmos*frauenraum duerfte aus
finanziellen Gruenden vor dem Aus
            stehen. Denn von
Staatssekretaer Morak gibts keine Subventionen
            mehr. Allerdings
duerfte dies zu einer Art des Krisenmanagements
            gefuehrt haben,
die sofern die Vorwuerfe berechtigt sind, auch
            nicht durch diese
Pleite zu rechtfertigen sind. Diese
            Auseinandersetzungen landeten
jetzt gar vor dem Arbeits- und
            Sozialgericht.
Wir dokumentieren eine Aussendung, die wir mit
            der Bitte um
Weitervermittlung erhalten haben, sowie die
            Stellungnahme eines
GLB-Funktionaers dazu. Wir hoffen, in der
            naechsten Ausgabe eine
Stellungnahme der Gegenseite bringen zu
            koennen.
*
> STELLUNGNAHME DER BETROFFENEN
            ANGESTELLTEN
> ZU DEN KUeNDIGUNGEN IM
            KOSMOS.FRAUENRAUM
Warum braucht der kosmos.frauenraum einen
            Betriebsrat? Da im
kosmos bisher weder einheitliche
            Arbeitverhaeltnisse, noch Regeln
zu Arbeitszeiten und im weiteren
            ausfuehrlicher beschriebene
Missstaende im Umgang mit
            Arbeitsbedingungen "herr"schen, haben
wir schon seit laengerer
            Zeit ueberlegt, wie wir die Situation
verbessern koennen. Die
            meisten Angestellten haben keinen
Dienstvertrag oder zumindest
            korrekte Dienstzettel. Neue
Arbeitsvertraege werden je nach
            individuellem
Verhandlungsgeschick der zukuenftigen Mitarbeiterin
            geschlossen.
Neuen KollegInnen, die nicht nur gratis und
            ehrenamtlich arbeiten
koennen, steht trotz vorhergehender
            Versprechungen ein zaeher,
langwieriger Weg bis zur Bezahlung
            ihrer Arbeit bevor. Einige
Kolleginnen von uns arbeiten
            regelmaessig ohne Absicherung, ohne
Arbeitsrechte aber mit voller
            Weisungsgebundenheit, bezahlt mit
trinkgeldaehnlichen
            Zuwendungen. Kuenstlerinnen, fuer die das
Projekt kosmos
            vorrangig dasein soll, arbeiten mit
            unzumutbaren
Gastspielvertraegen. Trotz dem grossen Einsatz jeder
            Einzelnen
wurden die seltenen Krankenstaende angezweifelt oder
            als
psychosomatische Ueberempfindlichkeiten
            diffamiert.
Erholungszeiten, Krankenstaende und Zeitausgleiche
            wurden
staendig durch Anrufe und e-mails unterbrochen.
            Oeffentlich, ohne
die Anwesenheit der Betroffenen, wurden
            Qualifikationen in
Zweifel gestellt. Personalmangel durch zu
            schnellen Wechsel des
Spielplanes, zu viele eingeschobene
            Veranstaltungen, zu wenig
Ruecksicht auf personelle und
            technische Moeglichkeiten bzw.
Grenzen, machten sehr oft Dienste
            in der Nacht und an Feiertagen
und mehr als 12 Stunden
            Tagesarbeitszeit ohne angemessene Pausen
notwendig. Wir alle
            haben das monatelang, ja einige von uns weit
ueber ein Jahr lang
            fuer das Projekt und die Idee kosmos getan.
Doch unsere
            wiederholten Vorschlaege zur Aenderung dieses
Zustands wurden
            abgelehnt, mehr noch, uns Illoyalitaet,
Unqualifiziertheit,
            mangelndes Interesse am Projekt usw.
vorgeworfen. Dass wir in der
            Regel auch keine Mehr- oder
Ueberstunden ausgezahlt bekamen, und
            einige von uns auch keinen
Zeitausgleich nehmen konnten versteht
            sich von selbst. Als weder
Struktur- noch Teamsitzungen mehr
            Hoffnung brachten und auf einen
Schlag 6 Arbeitnehmerinnen gehen
            wollten, beschlossen wir, nach
eingehenden Gespraechen mit den
            KollegInnen, einen Betriebsrat zu
gruenden, zum Einen als
            Vermittler, zum Anderen um eine
Betriebsvereinbarung fuer und mit
            allen am Projekt beteiligten zu
erstellen. Silvia Bartl
            (Chefredakteurin der
kosmos.frauenschrift, seit August 2000 fuer
            den kosmos taetig),
Trixi Koziol (Buehnen- und
            Haustechnikerin,
KuenstlerInnenbetreuerin, im kosmos seit Sept.
            2000), Sabine
Schmid (Systemadministratorin seit Mai 2001) und
            Kyra Sivrikaya
(Abendkassa- und Buero, seit 1 1/2 Jahren im
            kosmos) beschlossen,
als Liste "Supernova" gemeinsam zur Wahl
            anzutreten.
1. Akt: Die Versammlung
Am 29. 11. 01
            findet schliesslich im Café Wellness die
Betriebsversammlung zur
            Vorbereitung der Betriebsratswahl statt.
Als wir dort ankamen
            wurden wir sofort in eine lautstarke
Diskussion verwickelt, vor
            allem von den nicht
teilnahmeberechtigten Vorstandsmitgliedern
            des Kosmos, Heidi
Ambrosch (KPOe-Frauenvorsitzende) und Silvia
            Both
(Obfrau-Stellvertreterin). Ein Betriebsrat
            waere
vereinsschaedigend, wir wuerden nur Privilegien
            erschwindeln
wollen, wir wuerden nicht alle am Projekt kosmos
            Mitwirkenden
einbeziehen, u. a. Wir versuchten unsere
            Beweggruende (siehe
oben) zu erklaeren. Allerdings kann ein
            Betriebsrat nach
geltendem Recht nur von Angestellten (und
            angestelltenaehnlichen
DienstnehmerInnen) gegruendet werden. Als
            Beschimpfungen und die
eskalierenden Wortwechsel eine Sitzung an
            diesem Ort unmoeglich
erscheinen liessen verlegten wir die
            Versammlung auf die Strasse
vor dem Lokal (Silvia Both versuchte
            dies zu verhindern, indem
sie sich vor die Tuer stellte),
            bestaetigten den Wahlvorstand und
schlossen die
            Sitzung.
2. Akt: Auf der Strasse
Kurz darauf kamen uns
            die anderen nach, allen voran Heidi
Ambrosch, die bereits im
            Lokal sehr erregt war. Heidi packte, als
sie von der Bestaetigung
            des Wahlvorstandes erfuhr, Kyra am Arm
und sprach Kyra und Trixi
            mit den Worten "Ihr wisst, was das
bedeutet. Das wird eure
            Situation aendern. Kyra und Trixi, ihr
seid gekuendigt" die
            Kuendigung aus. Als wir dann unseren Dienst
antreten wollten,
            bestaetigt Barbara Klein die zwei Kuendigungen
und stellt Kyra
            und Trixi sofort vom Dienst frei. Auch Sabine,
Wahlvorstand, wird
            nicht mehr an ihren EDV-Arbeitsplatz gelassen
und sofort
            freigestellt. Schluesselabgabe inkludiert. Wir wurden
aus unserem
            Arbeitsablauf herausgerissen, ohne Moeglichkeit,
etwas
            abzuschliessen (wie z.B Abrechnungen von offenen Akonti
fuer
            dienstliche Einkaeufe, auch das Mitnehmen von
            persoenlichen
Dingen war nicht moeglich ...).
open
            end
Seit mehr als 2 Monaten sind wir drei nun entgegen
            unserem Wunsch
freigestellt (insgesamt woechentlich 105 Stunden
            fixes
Dienstverhaeltnis). Die zwei Kuendigungen wurden von
            unserer
Rechtsvertretung als Motivkuendigungen angefochten. Aus
            der
Vereinsleitung kamen wiederholte Versuche, die Wahl
            zu
boykottieren (z.B. wurden Wahlkundmachungen von Barbara
            Klein
persoenlich abmontiert). Der Betriebsrat wurde
            rechtmaessig
gewaehlt. Beatrix Koziol und Kyra Sivrikaya wurden
            mit der Liste
Supernova Betriebsraetinnen, haben aber de facto
            Zutrittsverbot
und werden an der Ausuebung ihres Ehrenamtes
            gehindert.
Zahlungen, die den zwei Gekuendigten zustehen, werden
            nicht
ueberwiesen, persoenliche Dinge werden vorenthalten.
            Die
weiterhin im kosmos taetigen Arbeitnehmerinnen sind
            einer
schwierigen Situation ausgesetzt, werden entweder teil-
            oder
falsch informiert. Die erste Verhandlung vor Gericht fand am
            15.
1. 02 statt. Der naechste Verhandlungstermin ist fuer 21. 2.
            02
am Arbeits- und Sozialgericht festgelegt. Eine weitere
            Kollegin
wartet, ebenfalls im Zusammenhang mit dem kosmos,
            bereits seit
mehr als einem Jahr auf den Abschluss ihres
            Verfahrens beim
Arbeits- und Sozialgericht.
Seit der
            Eroeffnung des kosmos im Mai 2000 haben ueber 30
MitarbeiterInnen
            den kosmos.frauenraum verlassen, ganz abgesehen
von den
            zahlreichen Kuenstlerinnen, die sich an der
Verwirklichung der
            Idee kosmos.frauenraum beteiligten, sich
letzendlich ausgenutzt
            fuehlten und sich frustriert vom kosmos
abwandten.
            Meinungsverschiedenheiten und arbeitsrechtliche
Schwierigkeiten
            sind ueblich, aber in diesem Ausmass in einem
Projekt wie diesem
            ...
Wir sind gerne bereit, Fragen zu beantworten und freuen
            uns auf
Kommentare mit lieben Gruessen
*Kyra, Sabine,
            Silvia, Trixi*,
M@IL   all-about-supernova@gmx.at
*
Mehr
            darueber ist unter URL W³.geocities.com
zu
            finden. Unter anderem auch nachstehende Stellungnahme:
>
            Mitwirkung der Frauenvorsitzenden der KPOe
> Heidemarie
            Ambrosch an Kuendigung von Kolleginnen
Im November 2001
            wurden im Verein kosmos.frauenraum drei Frauen
gekuendigt, an
            jenem Tag, an dem sie eine Betriebsversammlung zur
Vorbereitung
            einer Betriebsratswahl durchfuehren wollten. Nach
dem
            Angestelltengesetz handelt es sich in diesem Fall um
            eine
Kuendigung aus verpoentem Motiv. Es sind derzeit
            deswegen
Arbeitsgerichtsverfahren anhaengig, die 3 Kolleginnen
            werden von
der Rechtsabteilung der GPA unterstuetzt. Aus den
            derzeitigen
Akten geht hervor, dass die stellvertretende
            Vorsitzende der KPOe
als Mitglied des Vorstandes des Vereins
            kosmos.frauenraum
persoenlich die erste Kuendigung ausgesprochen
            hat, was ihre
vereinsrechtliche Befugnis an sich ueberschreitet.
            Sie
verteidigte die nach verpoenten Motiven erfolgte Kuendigung,
            als
sie deswegen kritisiert wurde, mit den Worten: "In einem
            Projekt,
das jaehrlich neu um Subventionen und damit um seine
            Existenz
kaempft, ist ein Betriebsrat nicht sinnvoll."
Mit
            dieser Angelegenheit konfrontiert, verbat (!) sie sich
            eine
Einmischung der KPOe in diese und argumentierte:
            "die
kosmosmitarbeiterinnen wurden gekuendigt, weil sie ihren
            aufgaben
nicht nachkamen und groessere finanzielle fehlbetraege
            bis heute
ausstaendig sind. ihre initiative zur wahl eines
            betriebsrates
kam zu einem zeitpunkt, wo wir von den
            subventionsgebern erfahren
mussten, dass wir heuer auch nicht
            mehr geld bekommen ....." Sie
gibt also unumwunden zu, dass die
            Kolleginnen gekuendigt wurden,
weil sie als Arbeitnehmerinnen von
            ihrem einfachsten Recht nach
dem Arbeitsverfassungsgesetz,
            naemlich der Gruendung eines
Betriebsrates zur Vertretung ihrer
            Interessen, Gebrauch machen
wollten. Nach dem oesterreichischen
            Angestelltengesetz nennt man
so etwas Motivkuendigung. Die
            Kolleginnen, die gut beraten waren
diese Kuendigung anzufechten,
            werden die Anfechtung gewinnen,
daran besteht kein
            Zweifel.
In einem Brief der GenossInnen Elisabeth Rizy und
            Helmuth Fellner
heisst es unter anderem: "Als Frauenvorsitzende
            der
Kommunistischen Partei muesstest du eigentlich den Interessen
            der
ArbeiterInnenklasse verpflichtet sein und als Feministin
            den
Interessen der Frauen, vor allem der berufstaetigen,
            das
allergroesste Augenmerk schenken. ... Du kennst keinen
            Genierer
und wirkst offensiv an Kuendigungen von
            Arbeitnehmerinnen, die
sich als Betriebsraetinnen organisieren
            wollen, nicht nur mit,
sondern ziehst in allerschlimmster
            "maennlicher" Chef-Manier die
Kolleginnen, deine ehemaligen
            Kampfgefaehrtinnen, in den Schmutz.
Das ist einfach beschaemend.
            ... Deine Ahnungslosigkeit in Bezug
auf Arbeitsrecht und soziale
            Wirklichkeit ist jedenfalls mehr als
fahrlaessige Naivitaet. ...
            Zum Glueck ist das Arbeitsrecht noch
nicht im von dir
            gewuenschten Sinne eingeschraenkt, aber
vielleicht schafft das
            eine blauschwarze Koalition in der
naechsten Legislaturperiode.
            ... Deine unglaubliche
arbeitnehmerinnenfeindliche Vorgangsweise
            hat der Partei bereits
und - wie wir fuerchten - wird der Partei
            noch weiteren
betraechtlichen Schaden zufuegen, eine Form
            der
Schadensbegrenzung waere der Ruecktritt von deiner Funktion
            als
Frauenvorsitzende und Mitglied des
            Bundesvorstands."
Als Pikanterie kommt noch hinzu, dass
            Heidemarie Ambrosch nach
dem wegen Veruntreuung von Parteigeldern
            erfolgten Ruecktritt
Josef Stingls, der Betriebsrat und
            Zentralbetriebsrat in der KPOe
war, auf dessen Mandat als
            Betriebsraetin nachruecken soll. Das
hiesse ja nach diesen
            Vorfaellen, die "Geiss zur Gaertnerin" zu
machen. Dies darf nicht
            passieren, zumal sie ja als "Vertreterin
der Arbeitgeberseite" in
            die Arbeitsgerichtsprozesse bezueglich
des kosmos.frauenraum
            verwickelt ist und in ihrer jetzigen
Funktion als
            Frauenvorsitzende ja eigentlich noch
Arbeitgeberfunktion in der
            KPOe hat.
Auf Grund dieser einzigartigen sozialen
            Fehlleistung eines
Mitglieds der Parteispitze ist wohl nicht nur
            eine Reaktion der
betroffenen Frauenvorsitzenden, sondern auch
            des
Parteivorsitzenden der KPOe Walter Baier und des Vorsitzenden
            des
GLB Manfred Gross dringend notwendig.
Wenn nicht rasch
            reagiert wird, verspielt die KPOe als
ArbeiterInnenpartei den
            letzten Kredit. In diesem Sinne moechten
wir alle auffordern, die
            Forderung nach Ruecktritt von Heidemarie
Ambrosch von ihren
            Funktionen an der Parteispitze zu
unterstuetzen.
*Helmut
            Fellner*,
Arbeiterkammerrat des
            GLB
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