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Aussendungszeitpunkt:  Dienstag,   29.01.2002
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Glossen:

>Stunk um Rundfunk
Helmut Qualtinger hat einmal das Uebel der Sprache im Buchstaben
"U" verortet. Er schlug einem Minister, der sich durch sein
Engagement gegen Schmutz und Schund besonders hervorgetan hatte,
vor, endlich diesen ekelhaften Laut aus der deutschen Sprache zu
entfernen. Unterrichtsminister Hurdes wollte diesem Vorschlag
aber nicht nachgehen.

Vielleicht sollte man diese Idee jetzt doch wieder aufgreifen.
Einfach deswegen, um hilflosen FPOe-Politikern aus der Klemme zu
helfen. Waehrend wir bei Hilmar Kabas noch raetselten, warum
jemand Schwierigkeiten hat, Hump, Dump und Lump
auseinanderzuhalten, wissen wir es dank Herrn Westenthaler jetzt:
Es ist dieses U, dass sich immer wieder meuchlings in das
Vokabular von Freiheitlichen draengt und ihre sprachlichen
Determinationen durcheinanderbringt.

Westenthaler hatte naemlich die Teilnahme an einer TV-Diskussion
der Serie "Betrifft" unter der Leitung von Johannes Fischer mit
dem Hinweis abgeleht, er komme "erst wieder in die Sendung, wenn
die Frage Fischer beendet ist." Mehr als eine Stunde spaeter rief
Westenthaler in der Betrifft-Redaktion an, um zu verkuenden: "Ich
gehe davon aus, dass die Sendung nicht zustande kommt, wenn Khol
und Westenthaler absagen. Wenn die Sendung trotzdem zustande
kommt, gibt es ordentlich Stunk." Dies geht aus einem
Telefonprotokoll hervor, dass die Redakteursvertretung des ORF
veroeffentlichte. Westenthaler meinte darauf, er habe "selten so
gelacht." Bei dem kolportierten Drohsatz handle es sich "offenbar
um einen eklatanten Hoerfehler." Tatsaechlich habe er gesagt:
"Dann kommt die Trunk" (eine SPOe-Bundesraetin aus Kaernten),
behauptet er in einer Aussendung des freiheitlichen
Pressereferats und drohte ausserdem mit rechtlichen Schritten.
Was uebrigens mittlerweile auch Melitta Trunk tun will.

Vielleicht landet diese Debatte so wirklich noch vor Gericht. Und
das alles nur wegen dem U. Ich verstehe es ja: Fuer den
durchschnittlichen FPOeler reichen ja sprachlicherseits die Worte
"Joerg" und "Haider", um ihre politische Ueberzeugung zu
artikulieren - was wohl auch der Grund ist, warum die jetzige
Vorsitzende in der Partei nicht so richtig als solche ernst
genommen wird. Schliesslich hat sie ja auch ein U im Vornamen.

Nein, gebt den Fler ihren U-losen Joergl zurueck und befreit sie
vom Gebrauch des Buchstaben U. So wie man das beim Schulturnen
macht. Da tut man es ja auch nur wegen des Us.

*

> Der Solidaritaets-Biep

Die Gewerkschaft wird modern. Einmal in der Woche will der OeGB
jetzt per SMS abstimmen ueber eine Frage lassen. Diese Woche zum
Beispiel war "Sollen Kollektivvertraege auch weiterhin wie bisher
ueberbetrieblich abgeschlossen werden?" dran. Sehr nett. Aber
auch hier gilt: Das Medium ist die Message. Denn SMS und Internet
sind halt leider immer noch eine Domaene der Jungen und der
besser gestellten Aelteren - der Rest faellt bei solcher
Vorgangsweise raus. Da kann man schon froh sein, dass die
Ergebnisse derleier Abstimmungen ja eh keinerlei Einfluss auf die
OeGB-Politik haben.

Eins ist aber trotzdem zu bemerken: Diese "Demokratisierung"
laeuft ansonsten natuerlich so wie in der "grossen Politik" ab -
man behaelt sich das Vorrecht der Fragestellung. Oder wie waere
es einmal mit Fragen wie: "Soll man in der Gewerkschaft direkt
waehlen duerfen?" oder "Wieviel darf ein OeGB-Praesident
verdienen, damit sein Bewusstsein nicht unter seinem Sein
leidet?" oder "Sollen auch in Zukunft Bischoefe, Minister,
Bundespraesidenten und Unternehmervertreter am Gewerkschaftstag
sprechen?" oder gar: "Soll es in Zukunft bei den Wahlen
Gegenkandidaten geben?"

Aber das waere wahrscheinlich Populismus...

*Bernhard Redl*

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