Protestbrief:
> An den Vorstand von ERSTE BANK und Allgemeine Sparkasse
Als kritische KonsumentInnen muessen wir unserer tiefen Empoerung
  ueber Ihre gaenzlich unakzeptable Werbelinie "Best of Fonds"
  sowie ueber Ihren Umgang mit der von vielen Seiten geaeusserten
  Kritik Ausdruck verleihen:
Die Darstellung einer Frau, die aufgrund der Ausfuehrungen
  unscheinbarer Maenner ueber Fonds in orgastische Zuckungen
  verfaellt, perpetuiert saemtliche ueberholt geglaubte
  Geschlechtsstereotypen: Frauen waeren voellig von ihrem Koerper
  bestimmt, waehrend Maenner kuehl und rational argumentieren und
  handeln. Weiters suggeriert Ihr Spot, dass attraktive Frauen von
  jedem beliebigen Mann zu haben waeren, allein der Gedanke an Geld
  macht sie schwach. Es handelt sich bei Ihrem Spot um die mit
  Abstand rueckschrittlichste und frauenfeindlichste Werbung der
  letzten Jahre. Offensichtlich sind Sie nicht an Frauen als
  Kundinnen interessiert - Frauen stellen fuer Sie lediglich
  Werbe-Objekte dar. Mit dem Image, welches Sie mit dieser Werbung
  Ihrer Bank geben, riskieren Sie, nicht nur Frauen als KundInnen
  zu verlieren.
Bis heute haben Sie auf die vielfachen Proteste nur mit
  oberflaechlichen Beschoenigungen reagiert. Selbst die
  Aufforderung des Werberates, die Werbung zu stoppen, wurde von
  Ihnen ignoriert. In Medien wurde kolportiert, dass Sie Ihren
  Vertrag mit der fuer die Werbeline verantwortlichen Firma (Haus
  Bárci und Partner Young & Rubicam) verlaengern.
Wir fordern Sie entschieden auf, dass Sie Ihre sexistische
  Werbelinie UMGEHEND stoppen und von weiteren Kooperationen mit
  der verantwortlichen Werbeagentur absehen. Ansonsten sehen wir
  uns gezwungen, als einzig wirkungsvolles Protestmittel unsere
  Konten bei Ihnen zu kuendigen.
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Dieser Protestbrief ist unter
  http://www.servus.at/fakultaet/FoB.htm elektronisch
  unterzeichenbar
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Kommentar:
> Den Sexismus vor lauter Werbung nicht mehr sehen
Neineinein! So geht das nicht und ich muss mich ueber die
  Empoerung einfach empoeren.
Erstens: Werbung ist geistige Umweltverschmutzung und daher als
  Gesamtheit grauslich - die Nuancen sind die Empoerung viel
  weniger wert als der ewige Dauerverbloedungsstrom es als solcher
  waere. Das hab ich vor kurzem schon mal geschrieben, aber zweimal
  erscheint mir noch lange nicht zu oft.
Zweitens ist die Hervorrufung von Empoerung eine gute
  Moeglichkeit fuer den Vermarkter, der Werbung und damit seinem zu
  bewerbenden Produkt besondere Beachtung zukommen zu lassen:
  Eigene Political Correctness verkauft nicht; die Political
  Correctness derjenigen, denen die Werbung nicht gefaellt, sorgt
  aber fuer eine Gratisverbesserung der Aufmerksamkeit und der
  Reichweite.
Und drittens: Ich finde die kritisierte Werbung im Kanon des
  Hauptabendwerbeprogramms (oder vielleicht ueberhaupt des
  Hauptabendprogramms) des ORFs nicht besonders erschuetternd. Denn
  man kann diese Werbung nicht ernst nehmen. Sie spielt mit dem
  Topos der pekuniaeren Potenz als Ersatz fuer die sexuelle Potenz
  der Maenner, ja, natuerlich. Diese patriarchale Haltung ist
  kritisierenswert, auch das stimmt. Aber die Werbung spielt eben
  nur damit und ueberhoeht die Maennerphantasie in die klar
  ersichtliche Satire.
Daher komme ich jetzt nicht umhin etwas zu unterstellen: Etwas
  hat dann als sexistisch zu gelten, wenn es erstens mit
  Sexualitaet zu tun hat und zweitens nicht bierernst ist. Das ist
  eine harte Ansage, aber man sehe sich bitte die
  Waschmittelwerbungen an: Da scheren sich fast immer Frauen darum,
  dass ihre Waesche auch wirklich weiss wird; dass Bild von der
  biederen, um ihre Lieben bemuehten Hausfrau wird da in den
  schoensten Farben gemalt - das ist wirklich zutiefst sexistisch.
  Protest? Keine Spur! Umweltfeindlich ist es auch und wenn man
  noch etwas weiter gehen will, kann man die Sehnsucht nach
  Reinheit und Weissheit unterschwellig auch als rassistisch
  ankreiden. Kein Protest. Warum? Weil wir es gewohnt sind. Seit
  Jahrzehnten. Weil diese Spots eben nicht so uebertrieben sind,
  dass man darueber zu gruebeln anfangen koennte. Kein Sex, keine
  Ironie. Was diese Werbungen machen, ist nichts anderes als die
  Fortschreibung reaktionaerer Heile-Welt-Selbstverstaendlichkeit -
  ohne satirischer Uebertreibung - und damit auch in dieser
  Fortschreibung aeusserst wirksam. Wenn wir uns schon empoeren
  wollen und glauben, es sei sinnvoll, dann doch bitte in diesen
  Faellen.
Die "Best of Fonds"-Werbung verkauft ihr Produkt, das ist schlimm
  genug: Jeder sein eigener Kleinkapitalist. Aber daran reibt sich
  keine Kritik. Die Kritik ist, dass eine Werbung die Zuschreibung,
  dass Geld sexy sei, schlichtweg verarscht. Dass die politisch
  Kkoreckkten das nicht verstehen, wundert mich gar nicht. Aber es
  ist halt schad um so viel gut gemeinte Empoerung.
  *Bernhard Redl*
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