Religion/Medien:
> Im besten Missverstaendnis
"Oellinger (Gruene) befuerwortet Beobachtung der Muslims durch
Sektenstelle" - so titelte neulich eine Aussendung des "Forums
Religionsfreiheit (FOREF)" in einem Text ueber den Jahresreport
der "Bundesstelle fuer Sektenfragen". Da heisst es:
"Offensichtlich haben gewisse Politiker kein Problem damit, dass
der Auftrag der Bundesstelle, religioese Minderheiten zu
bespitzeln, sowohl aus verfassungsrechtlicher Sicht, als auch aus
der Sicht der Menschenrechte aeusserst fragwuerdig ist. [...]
Ueberraschend fuer Muslims ist die Reaktion des Abgeordneten Karl
Oellinger von den Gruenen, der die Arbeit der Beratungsstelle
lobte und fuer eine Beobachtung der Muslims in Oesterreich
plaedierte. Mit anderen Worten moechte Oellinger, dass die
Bundessektenstelle von nun an ueber die zweitgroesste staatlich
anerkannte Religionsgemeinschaft in Oesterreich (320 000
Mitglieder) informiert. Dies werde freilich ohne zusaetzliches
Personal nicht moeglich sein, meinte Oellinger und forderte somit
eine personelle Aufstockung der Bundesstelle. Ob Herr Oellinger
mit dieser ominoesen Forderung fuer alle Gruenen spricht und wie
sich diese Haltung mit den Prinzipien einer Menschenrechtspartei
vereinbaren laesst, sind Fragen, deren Beantwortung der
Bundesvorstand der Gruenen den oesterreichischen Muslims jetzt
schuldig ist."
Nun ist die akin-Redaktion ja doch sehr religionsfern und hat
durchaus kein Problem, alle Religionsgemeinschaften genau und
aeusserst skeptisch zu beaeugen, dennoch wundert man sich doch
sehr: Der Karl Oellinger soll die Bundessektenstelle aufgefordert
haben, sich auch mit dem Islam zu befassen? Komisch...
Doch dann stellte sich heraus, Oellinger hatte etwas ganz anderes
gesagt. Oellinger in seiner Stellungnahme zu den Vorwuerfen: "Ich
habe im Familienausschuss anlaesslich der Praesentation des
Sektenberichts davon gesprochen, dass die letzten Wochen (seit
dem 11.September) gezeigt haben, dass es sehr viel Unwissenheit
ueber den Islam und auch Veraengstigung gibt. Wenn z.B., wie in
Medien berichtet wurde, ausgerechnet Sufi-Muslime des Terrorismus
verdaechtigt werden, dann ist das ein deutlicher Hinweis darauf,
dass das Wissen ueber den Islam sehr gering ist. Ich habe deshalb
angeregt, dass sich die Beratungsstelle ueber islamkundige
Menschen mit dem Islam auseinandersetzt, um hier Aufklaerung und
Wissen zu schaffen" Was so ziemlich das Gegenteil von dem ist,
was Oellinger unterstellt worden ist. Ein bisserl patschert
verkuerzt kam Oellingers Stellungnahme folgendermassen in die
offizielle Parlamentskorrespondenz: "Auch Abgeordneter Karl
Oellinger (G) lobte die Arbeit der Beratungsstelle und sah nach
den Ereignissen der letzten Wochen die Notwendigkeit, auch im
islamischen Bereich Beratungsarbeit anzubieten und Kenntnisse
aufzubauen."
Jetzt moegen sich der Mitarbeiter der FOREF-Internetsite, der die
Geschichte lanciert hatte, das Moon-Mitglied Peter Zoehrer und
der Sektenkritiker Karl Oellinger nicht sehr. Und so reichten
eine vielleicht nicht ganz eindeutige Formulierung, eine
schlampige Verkuerzung und ein bisserl nicht wirklich guter
Willen aus, um eine Aussage in ihr exaktes Gegenteil zu
verdrehen.
An sich eine Lappalie diese Geschichte, ja. Aber ein
Schulbeispiel, wie Meldungen im Alltag der Presseticker zustande
kommen. Und deswegen vielleicht doch dieses Gloesschen wert...
*Bernhard Redl*
Nachzulesen ist diese Debatte auf der FOREF-Site:
http://www.religionsfreiheit.at/
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