USA:

> McCarthy is back

Unpatriotische Umtriebe: Ein Verein, dem die
Vizepraesidentengattin Lynne Cheney angehoert, setzt kritische
Akademiker unter Druck

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Es gibt wieder schwarze Listen in den USA. Listen, auf denen die
unpatriotischen Umtriebe von Pazifisten und Liberalen
festgehalten werden, denn in Zeiten des Krieges ist jede
kritische Bemerkung ein Akt der Wehrkraftzersetzung. Diesmal sind
es weniger die Schriftsteller und Filmschaffenden, sondern vor
allem die Akademiker, die ins Fadenkreuz der Patriotenwaechter
geraten sind. Seit Ende Oktober warnt eine E-Mail des Center for
Economic Research and Social Change in Chicago mit dem Titel
"Statement for Academic Freedom" vor der Zensur kritischer
Akademiker.

Hunderte von Professoren und Dozenten haben die Rund-Mail schon
unterschrieben, darunter so prominente Akademiker wie Edward Said
von der Columbia University und Ruth Flower von der American
Association of University Professors.

Was mit boesen Worten und Schikanen begann, ist nun ganz
offiziell. Der American Council of Trustees and Alumni (Acta)
veroeffentlichte einen Bericht mit dem Titel "Wie unsere
Universitaeten Amerika im Stich lassen und was wir dagegen tun
koennen", in dem 117 Faelle von unpatriotischen Bemerkungen von
Akademikern verzeichnet werden.

Unter Akademikern ist der Acta schon lange gefuerchtet. 1994 als
National Alumni Forum gegruendet, unterstuetzt der Verein vor
allem Initiativen konservativer Gouverneure, politisch genehme
Trustees einzusetzen, also Mitglieder von
Universitaetsvorstaenden, die in Amerika dann nicht nur die
Ausbildungsrichtlinien und -massstaebe festsetzen, sondern auch
die Direktoren der Institute und Fakultaeten bestimmen.

Mit einem staendig wachsenden Budget von derzeit 2,9 Milliarden
Dollar ist der Acta die finanzstaerkste Quelle privater Gelder
fuer akademische Institutionen in den USA. Als einer der
Vorsitzenden des Acta fungiert Lynne Cheney, Ehefrau von
Vizepraesident Dick Cheney. Lynne Cheney machte sich schon unter
Reagan als Vorsitzende des National Endowment of Humanities fuer
die konservativen Wissenschaften stark. Sie versuchte vor allem
die National History Standards auf konservative Linie zu bringen,
weil diese nicht nur die Lehrplaene, sondern auch die offizielle
Geschichtsschreibung bestimmen.

Viele prominente Namen finden sich auf der Liste des Acta.
Reverend Jesse Jackson zum Beispiel, der es gewagt hatte, bei
einer Rede an der Harvard Law School anzumerken, dass Amerika
"Bruecken und Beziehungen, und nicht nur Mauern und Bomben bauen"
solle. Joel Beinin, Professor fuer Nahostgeschichte in Stanford
wurde fuer seine Forderung aufgefuehrt, Osama bin Laden vor ein
internationales Tribunal zu stellen.

Wasina Alikhan von der Islamic Academy of Las Vegas wurde fuer
ihre Bemerkung "Ignoranz schafft Hass" aufgefuehrt. In den
naechsten Wochen wollen die Autoren des Berichts Jerry L. Martin
und Anne D. Neal das Papier an rund 3000 Trustees von
Universitaeten im ganzen Land verschicken.
*Andrian Kreye in der Sueddeutschen Zeitung*

Quelle:
http://www.sueddeutsche.de/index.php?url=/kultur/themen/31187/

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