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Aussendungszeitpunkt:   Dienstag, 13. November 2001;18:39
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Israel/Palaestina:

>Was heisst hier "Widerstand"?
Knesset straft politische Aussagen

Zum ersten Mal in der Geschichte des israelischen Parlaments haben am Mittwoch die
Abgeordneten aufgrund von politischen Aeusserungen fuer die Aufhebung der Immunitaet
eines ihrer Kollegen gestimmt. Asmi Bishara ist der Vorsitzende der
arabisch-israelischen Partei Balad. Somit ist er auch kein wilder Nationalist. Der
Doktor der Philosophie ist dafuer bekannt, dass er den juedischen Staat ablehnt und
an seiner Stelle einen binationalen Staat befuerwortet oder eine Nation, die allen
ihrer Buergern gehoert. In diesem Sinne hatte er im vergangenen Juni auf einer
Konferenz in Syrien zum Widerstand gegen Israel aufgerufen. Was ihm jetzt den Verlust
der Immunitaet eingetragen hatte - bei einem Abstimmungsergebnis von 61 Stimmen gegen
30, bei zwei Enthaltungen. Die Abstimmung folgte einer polizeilichen Empfehlung sowie
der entsprechenden Zustimmung von Oberstaatsanwalt Eliakim Rubinstein, den
Abgeordneten vor Gericht zu bringen. wird sich vermutlich in Kuerze in zwei
Anklagepunkten vor dem Obersten Gerichtshof verantworten muessen: Die nicht
genehmigte Ausreise in ein feindliches Land sowie das Nichtverhindern von Terror.

Die Entscheidung der Knesset ist ein Praezedenzfall. Bislang wurde die Immunitaet von
Abgeordneten aufgehoben, wenn der Verdacht einer Straftat bestand, wie etwa
Korruption, sexuelle Belaestigung oder ein Verstoss gegen das Devisengesetz.

Bishara war im vergangenen Juni mit einer Gruppe von Palaestinensern mit israelischer
Staatsangehoerigkeit nach Syrien gereist, um im Rahmen einer Gedenkfeier zum ersten
Jahrestag nach dem Tod des syrischen Praesidenten Hafis al-Assad eine Ansprache zu
halten. Besonderer Anstoss fuer den Staatsanwalt gab das Zitat: "Es gibt keinen
anderen Weg der Fortsetzung (. . .) des Widerstands als die erneuerte Ausweitung
dieses Bereichs, damit das Volk in der Lage ist zu kaempfen." Mit der "Ausweitung des
Bereichs", so interpretiert Haaretz und beruft sich auf ein syrisch-libanesisches
Lexikon seien "Guerillaaktionen gegen Israel" gemeint. Bishara selbst hingegen
kontert, dass seine Rede rein "theoretisch" gemeint war. "Wenn du nicht in der Lage
bist, in den Krieg zu ziehen, oder dies nicht willst, aber gleichzeitig gegen die
politischen Gewalten vorgehen willst, ist deine einzige Alternative der Widerstand."

Allerdings ist sowieso unklar, ob diese Frage je vor Gericht geklaert werden wird, da
die Immunitaetsaufhebung noch nicht endgueltig ist. Denn nach israelischem Recht ist
ein Rekurs beim Obersten Gericht moeglich. Bishara wird dieses Rechtsmittel
ausnuetzen und nach Meinung vieler Rechtsexperten ist eine Aufhebung des
Knessetentscheids durchaus moeglich. *taz und nzz, jeweils 8.11./akin*


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