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 Aussendungszeitpunkt:  Dienstag, 30. Oktober 2001;18:51
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Rechtsstaat:
>Wie man einen Imageschaden verhuetet...
...und einen
            laestigen Mitarbeiter loswird.
Bekanntermassen war Buelent
            Oeztoplu, Leiter des Jugend-Integrationsprojekt "Echo"
und
            Mitglied des Menschenrechtsbeirates wegen einer uralten Geschichte
            in der BRD,
bei der er selbst von einem Polizisten angeschossen
            worden war, kuerzlich in Wien in
Schubhaft genommen worden. Nach
            drei Wochen, einer nicht gerade liebevollen
Behandlung durch die
            Polizei und der Bezahlung einer Kaution wurde er
            wieder
freigelassen. Doch die Sache hat auch eine weitaus tiefer
            ins Politische gehende
Dimension als bislang geargwohnt. So
            berichtete diese Woche der "Falter", dass
Bernhard Holzinger,
            Verfassungsrichter und Vorsitzender des
            Menschenrechtsbeirates,
noch am Abend der Verhaftung seine
            Konsequenzen gezogen hatte. "Es kam eine
Sozialarbeiterin in
            meine Zelle, die mir ausrichtete, dass Herr Holzinger will,
            dass
ich zuruecktrete", erinnert sich Oeztoplu. Holzinger weist
            das zurueck: "Herr
Oeztoplu hat von sich aus den Ruecktritt
            angeboten", sagt er.
Eines steht fest: Anstatt mit Oeztoplu
            in Kontakt zu treten, sendete Holzinger ein
Fax an alle
            Mitglieder des Menschenrechtsbeirates. "Per Umlaufbeschluss" sollte
            ueber
die Zukunft Oeztoplus abgestimmt werden. Offensichtlich
            wurden die Mitglieder des
Beirats dabei nicht korrekt informiert.
            "Er soll einen Polizisten erschossen haben",
meinte etwa Roland
            Miklau, Beiratsmitglied des Justizministeriums.
Holzingers
            Vorschlag: wer auf das Fax nicht reagiert, stimmt einem
            Ausschluss
Oeztoplus zu. "Man haette ihm wenigstens rechtliches
            Gehoer geben koennen", meint
Oeztoplus Anwalt Richard Soyer, "die
            Institution des Menschenrechtsbeirats sollte
auch in den eigenen
            Reihen einen besonders sensiblen Umgang mit
            der
Unschuldsvermutung pflegen. Es steht hier auch der Verdacht
            im Raum, dass jemand
fertig gemacht werden soll. Der blosse
            Umstand, dass ein Verfahren eingeleitet wird,
kann doch nicht
            dazu fuehren, dass jemand diese Position fuer immer verliert."
            Im
Innenministerium will man mit Oeztoplu nichts mehr zu tun
            haben: "Er soll nicht mehr
zurueckkehren. Wenn gegen jemand ein
            Verfahren eingeleitet wurde, ist das ein
Imageschaden", meint
            Rudolf Gollia, Sprecher von Generaldirektor Erik
            Buxbaum.
(Florian Klenk und Julia Ortner in Falter 43/01 /
            bearb.)
***
Cui bono?
Jetzt fragt man sich
            schoen langsam: Warum wurde eigentlich das Verfahren
            gegen
Oeztoplu neu angestrengt? Was interessierten die deutschen
            Behoerden eine Geschichte
von vor 17 Jahren, die eigentlich schon
            lange zu den Akten gelegt worden war? War er
der deutschen
            Polizei, Justiz oder Politik laestig, obwohl er schon seit Jahren
            in
Oesterreich lebt? Oder war er hier vielleicht jemand laestig?
            Und kann man daraus
vielleicht schliessen, wer diese ganze
            Geschichte angeleiert hat? Kaum! Denn
ansonsten muesste ja der
            Verdacht aufkommen, unser Innenministerium - mittels
            einer
unlauteren Form von Amtshilfe durch deutsche Kollegen -
            wuerde Kritiker mundtot
machen. Und sowas kann nicht sein. In
            Bagdad vielleicht. Aber bei uns in
Wien...?
            -br-
           
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