**********************************************************
akin-Pressedienst.
Elektronische Teilwiedergabe der
nichtkommerziellen Wiener Wochenzeitung 'akin'.
Texte im akin-pd muessen aber nicht wortidentisch
mit den in der Papierausgabe veroeffentlichten sein.
Nachdruck von Eigenbeitraegen mit Quellenangabe erbeten.
Namentlich gezeichnete Beitraege stehen in der
Verantwortung der VerfasserInnen.
Ein Nachdruck von Texten mit anderem Copyright
als dem unseren sagt nichts ueber eine
anderweitige Verfuegungsberechtigung aus.
**********************************************************
Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 30. Oktober 2001;18:51
**********************************************************
Rechtsstaat:
>Wie man einen Imageschaden verhuetet...
...und einen
laestigen Mitarbeiter loswird.
Bekanntermassen war Buelent
Oeztoplu, Leiter des Jugend-Integrationsprojekt "Echo"
und
Mitglied des Menschenrechtsbeirates wegen einer uralten Geschichte
in der BRD,
bei der er selbst von einem Polizisten angeschossen
worden war, kuerzlich in Wien in
Schubhaft genommen worden. Nach
drei Wochen, einer nicht gerade liebevollen
Behandlung durch die
Polizei und der Bezahlung einer Kaution wurde er
wieder
freigelassen. Doch die Sache hat auch eine weitaus tiefer
ins Politische gehende
Dimension als bislang geargwohnt. So
berichtete diese Woche der "Falter", dass
Bernhard Holzinger,
Verfassungsrichter und Vorsitzender des
Menschenrechtsbeirates,
noch am Abend der Verhaftung seine
Konsequenzen gezogen hatte. "Es kam eine
Sozialarbeiterin in
meine Zelle, die mir ausrichtete, dass Herr Holzinger will,
dass
ich zuruecktrete", erinnert sich Oeztoplu. Holzinger weist
das zurueck: "Herr
Oeztoplu hat von sich aus den Ruecktritt
angeboten", sagt er.
Eines steht fest: Anstatt mit Oeztoplu
in Kontakt zu treten, sendete Holzinger ein
Fax an alle
Mitglieder des Menschenrechtsbeirates. "Per Umlaufbeschluss" sollte
ueber
die Zukunft Oeztoplus abgestimmt werden. Offensichtlich
wurden die Mitglieder des
Beirats dabei nicht korrekt informiert.
"Er soll einen Polizisten erschossen haben",
meinte etwa Roland
Miklau, Beiratsmitglied des Justizministeriums.
Holzingers
Vorschlag: wer auf das Fax nicht reagiert, stimmt einem
Ausschluss
Oeztoplus zu. "Man haette ihm wenigstens rechtliches
Gehoer geben koennen", meint
Oeztoplus Anwalt Richard Soyer, "die
Institution des Menschenrechtsbeirats sollte
auch in den eigenen
Reihen einen besonders sensiblen Umgang mit
der
Unschuldsvermutung pflegen. Es steht hier auch der Verdacht
im Raum, dass jemand
fertig gemacht werden soll. Der blosse
Umstand, dass ein Verfahren eingeleitet wird,
kann doch nicht
dazu fuehren, dass jemand diese Position fuer immer verliert."
Im
Innenministerium will man mit Oeztoplu nichts mehr zu tun
haben: "Er soll nicht mehr
zurueckkehren. Wenn gegen jemand ein
Verfahren eingeleitet wurde, ist das ein
Imageschaden", meint
Rudolf Gollia, Sprecher von Generaldirektor Erik
Buxbaum.
(Florian Klenk und Julia Ortner in Falter 43/01 /
bearb.)
***
Cui bono?
Jetzt fragt man sich
schoen langsam: Warum wurde eigentlich das Verfahren
gegen
Oeztoplu neu angestrengt? Was interessierten die deutschen
Behoerden eine Geschichte
von vor 17 Jahren, die eigentlich schon
lange zu den Akten gelegt worden war? War er
der deutschen
Polizei, Justiz oder Politik laestig, obwohl er schon seit Jahren
in
Oesterreich lebt? Oder war er hier vielleicht jemand laestig?
Und kann man daraus
vielleicht schliessen, wer diese ganze
Geschichte angeleiert hat? Kaum! Denn
ansonsten muesste ja der
Verdacht aufkommen, unser Innenministerium - mittels
einer
unlauteren Form von Amtshilfe durch deutsche Kollegen -
wuerde Kritiker mundtot
machen. Und sowas kann nicht sein. In
Bagdad vielleicht. Aber bei uns in
Wien...?
-br-
**********************************************************
'akin - aktuelle informationen'
wipplingerstrasze 23/20
a-1010 wien
kontakt: bernhard redl
vox: ++43 (0222) 535-62-00
(anrufbeantworter, unberechenbare buerozeiten)
fax: ++43 (0222) 535-38-56
e-mail:akin.büro@gmx.at
Domain:http://akin.mediaweb.at
Bank Austria, BLZ 12000,223-102-976/00, Zweck: akin