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Aussendungszeitpunkt:  Dienstag, 23. Oktober 2001 23:58
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FPOeVP/Geschlechterkrieg:
>"Grandiositaet als Chance"
Fragwuerdige ExpertInnen bei maennerpolitischer Enquete

Die Abteilung VI/6 des Bundesministeriums hatte unter den Titel "Der gebrauchte
Mann?" im Palais Auersperg am 11.10 eine Enquete in Wien veranstaltet. Drei der sechs
Referate  - die ohne Gelegenheit zu Fragestellungen oder Diskussionen vorgetragen
wurden - sind nun Gegenstand einer Anfrage der Gruenen an den Sozialminister:
Aeusserungen von Frau Dr. Karin Jaeckel zu "Entartungen der Frauenbewegung", und von
Prof. Theodor Tomandl ("Traditionelle Maenner fallen ins Nichts") sowie Dr. Allan
Guggenbuehl ("Von der Schoenheit eines Krans" - die Seelenlandschaft des Mannes). Die
Anfrage im (leicht gekuerzten) Wortlaut.

Frau Dr. Jaeckel, Autorin zahlreicher Buecher wie etwa "Der gebrauchte Mann.
Abgeliebt und abgezockt. Vaeter nach der Trennung" sprach in ihrem Vortrag unter
anderem von den "Entartungen der Frauenbewegung".

Auf der Homepage des in Deutschland aktiven Vereins "Vaeteraufbruch fuer Kinder e.V."
(URL W³.members.aol.com) findet sich unter der Ueberschrift
"Argumente gegen einseitige und verzerrte Darstellung von Maennern & Vaetern"
folgendes Zitat von Frau Dr. Jaeckel: "Wer den modernen Amazonenkrieg aufmerksam
mitverfolgt, muss sich fragen, ob das, was in schlimmsten Zeiten die Juden waren
beziehungsweise vielerorts die Asylanten, fuer die Frauen von heute nun die Maenner
sind."

Da Sie als Sozialminister Frau Dr. Jaeckel als Expertin zu Ihrer Enquete geladen
haben, gehen wir davon aus, dass Sie ihre Thesen als wissenschaftlich vertretbar
beurteilen.

1. Was sagen Sie als Frauenminister dazu, dass eine von Ihnen zu einer Enquete
geladene Expertin dort von den "Entartungen der Frauenbewegung" spricht?

2. Ist Ihnen bekannt, was Frau Dr. Jaeckel damit meint?

3. Wie sollen Frauen angesichts solcher Zitate auf Veranstaltungen Ihres Ministeriums
an die von Ihnen vielbeschworene Formel "Politik fuer Maenner soll nicht eine Politik
gegen Frauen sein", glauben?

4. Was meinen Sie als Frauen- bzw. Maennerminister zum Vergleich von Frau Dr.
Jaeckel - "Was Juden (fuer die Nationalsozialisten) waren, sind Maenner fuer Frauen
heute"?

*

Prof. Tomandl ist Professor fuer Arbeitsrecht an der Universitaet Wien, war bisher
allerdings nicht als Gender- bzw. Maennerexperte in Erscheinung getreten. Ein
Schwerpunkt in seinem Vortrag mit dem Titel "Bemerkungen zur Stellung des Mannes im
Arbeits- und Sozialrecht" lag auf der Beschreibung von geschlechtsspezifischen
Auswirkungen bestimmter Vorkommnisse wie etwa dem Verlust des Arbeitsplatzes oder dem
Tod des Ehe- oder Beziehungspartners/-partnerin. Speziell in diesen zwei Faellen
meinte Prof. Tomandl eine starke Benachteiligung von Maennern auszumachen. Im Falle
von Arbeitslosigkeit deshalb, weil traditionelle Maenner diese weit einschneidender
erleben wuerden als Frauen, die "sich ja in den - ihnen angestammten - Bereich des
Haushalts zurueckziehen koennen, waehrend die Maenner ins Nichts fallen". Auch der
Tod der (Ehe-)Partnerin trifft einen Mann viel staerker als umgekehrt sein Tod die
Frau, da der traditionelle Mann ja nicht gewohnt sei, sich selbst und seine
Grundbeduerfnisse zu versorgen.

Da Sie als Sozialminister Herrn Prof. Tomandl als Experten zu Ihrer Enquete geladen
haben, gehen wir davon aus, dass Sie seine Thesen als wissenschaftlich vertretbar
beurteilen.

1. Was haben diese zwei - von Prof. Tomandl besonders ausfuehrlich dargelegten -
Faelle mit Arbeits- oder Sozialrecht zu tun?

2. Laesst sich aus der Argumentation Tomandls Ihrer Meinung nach der Schluss ziehen,
dass es besser ist, wenn Frauen arbeitslos werden als Maenner, da es sie weniger
"trifft"?

3. Wissen Sie, ob Prof. Tomandl seine Darstellung der genannten zwei Beispiele als
eine Art "Gender-Mainstreaming" sieht?

4. Sehen Sie sie so?

5. Finden Sie es auch diskriminierend (wie offensichtlich Prof. Tomandl), dass es die
(Ehe-)partnerInnen aelterer Maenner wagen koennen, einfach wegzusterben und einen
hilflosen Mann zurueckzulassen, anstatt ihre Versorgerinnenfunktion fuer diesen
gefaelligst bis zu seinem Lebensende auszuueben?

6. Koennen Sie sich vorstellen, dass ein Mann, dessen (Ehe-)partnerin stirbt,
moeglicherweise primaer traurig ist, weil ein ihm nahestehender Mensch gestorben ist
und sich nicht in erster Linie diskriminiert fuehlt, weil ihm nun keine mehr die
Socken waescht, die Wohnung putzt, etc.?

*

Von Dr. Guggenbuehl war bereits zu Anfang der Enquete auf allen Sitzplaetzen ein
Papier mit "Thesen zur maennlichen Identitaet" vorzufinden. Darauf finden sich unter
anderem folgende Saetze: Unter Punkt "3) Von der Schoenheit eines Krans" ist zu
lesen: "Der Mann ist kein Gefuehlskrueppel, sondern er drueckt seine Emotionen
weniger ueber Worte, sondern ueber Handlungen oder Objekte aus. Fuer ihn ist z.B. ein
Auto kein Gebrauchsgegenstand, sondern ein Symbol in der eigenen Seelenlandschaft."
Unter "5) Grandiositaet als Chance" steht folgendes: "Im Prahlverhalten manifestiert
sich eine maennliche Form der Selbstmotivation. Diese Grandiositaeten des Mannes
koennen eine Quelle fuer neue Ideen und Visionen sein und duerfen nicht einfach als
eine Machoeigenschaft abgetan oder bekaempft werden". Punkt "8) Ueberholte Axiome"
belehrt uns: "Diverse Axiome aus den Anfangszeiten der Emanzipation muessen kritisch
hinterfragt und tabufrei im oeffentlichen Diskurs debattiert werden. Vieles hat sich
in der Zwischenzeit als Behauptung herausgestellt (z.B. dass Maenner in Beziehungen
gewalttaetiger sind oder Frauen ueber mehr Empathie verfuegen)."

Da Sie als Sozialminister Herrn Dr. Guggenbuehl als Experten zu Ihrer Enquete geladen
haben, gehen wir davon aus, dass Sie seine Thesen als wissenschaftlich vertretbar
beurteilen.

1. Was halten Sie - angesichts der Thesen von Dr. Guggenbuehl - von der Idee, aus
Mitteln Ihres Ministeriums jedem Mann ein Luxusauto zu finanzieren: einerseits
koennte damit die maennliche Seelenlandschaft bereichert, andererseits ueber das dann
erfolgende Prahlverhalten die Selbstmotivation der Maenner gestaerkt werden, was
wiederum neue Ideen und Visionen bei ihnen ausloesen koennte?

2. Sehen Sie beim - von Dr. Guggenbuehl so positiv bewerteten - maennlichen
Prahlverhalten nicht die Gefahr, dass sich dies eventuell auch in Form einer
sexuellen Belaestigung gegenueber einer Frau/Frauen aeussern koennte? Wie sollte dann
reagiert werden?

3. Bitte nennen Sie Ihnen bekannte wissenschaftliche Quellen, aus denen sich ergibt,
dass "es sich als Behauptung herausgestellt hat, dass Maenner in Beziehungen
gewalttaetiger sind als Frauen".

4. Teilen Sie als Frauenminister die Meinung von Herrn Dr. Guggenbuehl, dass "es sich
zwischenzeitlich als Behauptung herausgestellt hat, dass Maenner in Beziehungen
gewalttaetiger sind als Frauen"?

5. Was antworten die MitarbeiterInnen Ihres Ministeriums, wenn jemand von Ihrem
Ministerium Daten ueber Gewalttaten in Beziehungen erfragt (in wieviel Prozent der
Lebensgemeinschaften kommt es zu Gewaltausuebung, in wieviel Prozent dieser Faelle
sind Maenner die Taeter)?

6. Wie beurteilen Sie in diesem Zusammenhang die Notwendigkeit einer finanziellen
Absicherung bzw. eines weiteren Ausbaus von Frauenhaeusern und anderen
Gewaltschutzeinrichtungen fuer Frauen/Kinder? [...] ###

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