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Aussendungszeitpunkt: Dienstag, 16. Oktober 2001:16:40
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Moderne Zeiten:
> Wem gehoert Graz 2003?
Fuer den
oeffentlichen Event "Graz - Kulturhauptstadt Europas" im Jahre 2003
hat sich
1999 eine Kulturinitiative gebildet, die laut
Eigendefinition eine "Plattform fuer
kuenstlerische und
kulturelle Experimente" sein will. Und dann kam ein
kommerzielles
Unternehmen und erklaerte "Graz2003" zur eigenen
Trademark. Und damit zur eigenen
Webdomain - das Musterbeispiel
einer Antwort auf die Frage: Wem gehoert
das
WorldWideWeb?
*
Die "Graz 2003 -
Kulturhauptstadt Europas Organisations GmbH" hat uns im
Dezember
2000 unsere Domain URL W³.graz2003.at
weggeklagt.
Jetzt will sie uns auch noch die
Domain
URL W³.graz2003.com
wegnehmen.
Rechtlich duerfte das durchgehen. Aber es
beschaedigt nachhaltig
die Strukturen autonomer Kunstschaffender des Raumes.
Kann
eine Gesellschaft, egal von wem sie konstituiert wurde, sich eine
Stadt unter
den Nagel reissen, Musterschutz anmelden und aus
dieser Position heraus diese Stadt
GEGEN einige ihrer
Kunstschaffenden abschotten? Noetigenfalls per
Gerichtsurteil?
Sie kann. Eventuell. Aber sicher nicht
diskussionslos.
Ich hab vor Jahren einen Unternehmer
gefunden, der bereit war, Geld, Know how und
Infrastruktur in
meine Ideen zu stecken. Gestuetzt auf eine Website unter
URL W³.graz2003.at
begannen
wir unsere Kooperation. Diese fuehrte zum kulturellen
Terrain URL W³kultur.at,
einem oesterreichweit wohl einzigartigen kulturellen Raum
im
Web.
Eine Website entfaltet ihre moegliche Wirkung
nicht von einem Tag auf den anderen.
Deshalb waren wir seit 1999
schon auf dem Weg Richtung angemessener online-Praesenz
fuer
2003. Denn dass das nicht bloss eine Grazer Angelegenheit sein
werde, war fuer
mich selbsverstaendlich.
Entsprechend
irritiert war ich im Dezember 2000, als ich mich vor Gericht
einfinden
musste, weil eine "Graz 2003 Kulturhauptstadt Europas
Organisations GmbH" auf
Herausgabe der Domain graz2003.at geklagt
hatte. Ich wurde von einem Richter
einvernommen, dem nicht einmal
klar war, was der Unterschied zwischen einem simplen
Link und
bezahlter Bannerwerbung ist.
So verloren wir die vorzuegliche
Basis fuer ein Stueck autonomer Oeffentlichkeit
Kunstschaffender.
Aber ich konnte mich immerhin noch auf die Domain URL W³.graz2003.com
stuetzen.
Zweite Wahl zwar, doch besser als nichts. Inzwischen hat die
genannte GmbH
wieder eine Klage angedroht. Auf Unterlassung und
auf Herausgabe dieser Domain.
Nun kann ich meinem
Kooperationspartner, dem Eigner der Domain, nicht
abverlangen,
dass er sich auf einen Rechtsstreit mit ungewissem
Ausgang einlaesst. Ich habe auch
nicht die Moeglichkeiten, einen
Aufwand von zweihundertausend oder mehr Schilling zu
riskieren,
um den Anspruch dieser GmbH zurueckzuweisen.
Es sieht so aus,
als moechte hier irgendeine Formation, die es heute gibt und
die
uebermorgen verschwunden sein wird, Graz und das Jahr 2003
als Marke auf irgendeinem
Markt etablieren, wovon meine Arbeit
als Kunstschaffender dieser Region und
Protagonist der
Webkulturszene des Platzes verwiesen werden soll. In
diesem
Zusammenhang entreisst man mir und jenen Leuten, die ich
im Web promote, die Domain,
die fuer mich ein wichtiges
Strukturmittel ist.
Das ist eine ungeheuerliche Zumutung. Ich
erwarte von der Kulturpolitik, gegen solche
Machenschaften in
Schutz genommen zu werden. Auf eine Art, die mir
existenzielle
Nachteile und Nachteile fuer meine Arbeit erspart.
*Martin Krusche* (gek.)
*
Wenn Argumentation und
Forderung einleuchtend erscheinen, bittet der Autor um Mails.
Er
sucht Unterstuetzung. Online ist weiteres hier zu
finden:
URL W³.kultur.at/kunst/up/3of12/
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