**********************************************************
akin-Pressedienst.
Elektronische Teilwiedergabe der
nichtkommerziellen Wiener Wochenzeitung 'akin'.
Texte im akin-pd muessen aber nicht wortidentisch
mit den in der Papierausgabe veroeffentlichten sein.
Nachdruck von Eigenbeitraegen mit Quellenangabe erbeten.
Namentlich gezeichnete Beitraege stehen in der
Verantwortung der VerfasserInnen.
Ein Nachdruck von Texten mit anderem Copyright
als dem unseren sagt nichts ueber eine
anderweitige Verfuegungsberechtigung aus.
**********************************************************
Aussendungszeitpunkt:  Dienstag, 2. Oktober 2001 - 18:29
**********************************************************
Mexiko:

>Machtlos gegen Geldwaesche
Ohne Rauschgiftgelder keine Konjunktur

In Mexiko gestaltet sich die Bekaempfung der Geldwaesche aeusserst schwierig. Dies
liegt nicht nur daran, dass die Banken mit der Aufgabe hemmungslos ueberfordert sind.
Zu allem Uebel bewahren die Drogengelder die Wirtschaft des Landes vor dem Kollaps.

Der Nationalen Bankenaufsichtsbehoerde CNBV sind in den letzten vier Jahren
mindestens 7.000 Transaktionen aufgefallen, die moeglicherweise der Geldwaesche
dienten. Bis heute ist die Herkunft dieser Gelder unbekannt.

Allein Mexikos Banker-Vereinigung hat im letzten Jahr 3.000 Operationen zur
Legalisierung der Drogengelder gezaehlt. Das Ausmass dieser illegalen Machenschaften
hat dafuer gesorgt, dass Mexiko auf Platz 14 auf der Liste der Staaten steht, in
denen grosse Menge Gelder gewaschen werden.

Wie die CNBV kuerzlich herausfand, tappen die mexikanischen Geldinstitute zu 73
Prozent im Dunkeln, was die Herkunft der transferierten Gelder angeht. In 87 Prozent
der Faelle werden die Transaktionen von Firmen ausgefuehrt, die nicht registriert
sind. 73 Prozent der Unterschriften und 26 Prozent der Anschriften der Auftragsgeber
sind unbekannt.

Diese Missstaende offenbaren, wie schwer sich die mexikanischen Banken mit der
Umsetzung der vor vier Jahren eingefuehrten Regeln zur Bekaempfung der Geldwaesche
tun. Gleichzeitig zeigen sie auf, dass das Ausmass des Problems auf keinen Fall
unterschaetzt werden darf.

Denn der Abzug der Drogengelder wuerde Mexiko ins Chaos stuerzen. Das Zentrum fuer
Investigation und Nationale Sicherheit schaetzt die Abhaengigkeit der Wirtschaft des
lateinamerikanischen Landes von den Einnahmen des dunklen Geschaefts auf 63 Prozent.

Eine erfolgreiche Bekaempfung des Drogenhandels koennte die Wirtschaftskrise von 1995
bei weitem uebersteigen, warnt auch der Wirtschaftswissenschaftler Carlos Loret de
Mola. Ausgeloest worden war die Krise, die schlimmste der letzten 50 Jahre, durch die
Talfahrt der Landeswaehrung Real. Ihre weltweiten Auswirkungen gingen als
'Tequila-Effekt' in die Geschichte ein.

In seinem Buch mit dem Titel 'El Negocio' (das Geschaeft) schaetzt Loret de Mola den
Anteil der illegalen Geschaefte am mexikanischen Bruttoinlandsprodukt auf 4,3 bis
20,7 Prozent. Er geht davon aus, dass in Mexiko Drogengelder in Hoehe von 450
Milliarden Dollar in Umlauf sind.

Andere Quellen geben die Gelder, die auf mexikanischen Konten gewaschen werden, mit
25 Milliarden bis 30 Milliarden Dollar an. In Mexiko operieren die vier bedeutendsten
Rauschgiftkartelle der Welt. Sie investieren nach Erkenntnissen der US-Drogenbehoerde
DEA woechentlich eine Million Dollar in die Bestechung mexikanischer Beamten.

Die Bankenaufsichtsbehoerde CNBV hat in diesem Jahr 122 Sanktionen gegen Banken
verhaengt, bei denen Unregelmaessigkeiten festgestellt wurden. Sie kuendigte an, ihre
Kontrollen zu verschaerfen, um die Geldinstitute dazu zu bringen, sich des Problems
endlich anzunehmen.

Laut CNBV sind die Bankangestellten nicht genuegend geschult, um dem Problem
angemessen zu begegnen, hiess es auf einem Seminar am vergangenen Wochenendezum
Thema. Ausserdem gebe es keine technologischen Kontrollen, die auf Ungereimtheiten
direkt reagierten.

Einem Bericht der UN-Wirtschaftskommission fuer Lateinamerika und der Karibik zufolge
lohnen sich Investitionen in Mexikos Bankensektor inzwischen wieder. Kanadische,
spanische, US-amerikanische, britische und portugiesische Unternehmer haetten das
Potential laengst erkannt und sich bei der mexikanischen Handelsbank eingekauft.

Seit dem Niedergang von 1995 haben sich die mexikanischen Banken halbwegs saniert,
bestaetigt auch die mexikanische Banker-Vereinigung. Ein Teil dieser Entwicklung,
unken einige Kenner der Branche, duerfte den Drogenbaronen angerechnet werden. (Diego
Cevallos, Mexiko-Stadt / IPS)

**********************************************************
'akin - aktuelle informationen'
wipplingerstrasze 23/20
a-1010 wien
kontakt: bernhard redl
vox: ++43 (0222) 535-62-00
(anrufbeantworter, unberechenbare buerozeiten)
fax: ++43 (0222) 535-38-56
e-mail:akin.büro@gmx.at
Domain:http://akin.mediaweb.at
Bank Austria, BLZ 12000,223-102-976/00, Zweck: akin