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Aussendungszeitpunkt: 28.06.2001 -15:04
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Papua Nueguinea/Neoliberalismus:
> Polizei erschiesst vier Studenten
Militaer unterstuetzt Proteste gegen Weltbank und
Privatisierung
*
Seit fuenf Tagen protestierten
die Studenten der Universitaet
Papua
Neuguineas in der
Hauptstadt Port Moresby gegen "den Ausverkauf
des Landes", gegen
die pro-Australische Regierung Sir Mekere
Morauta's.
Und gegen
die Weltbank und den "International Monetary
Fund"
(IWF,
Internationaler Waehrungsfonds). Unterstuetzt von
den
Gewerkschaften
und breiten Schichten der Bevoelkerung
verlangten sie, dass die
Weltbank,
sowie die australischen
"Berater" - manche sagen: "Die
Befehlshaber" -
der
PNG-Regierung das Land verlassen, dass die Politik
der
weitgehenden
Privatisierugen, gestoppt wird. Und -
auesserst wichtig fuer den
Grossteil
der Bevoelkerung die noch
ihr Land kollektiv besitzt - daß die
Registrierung
der
Landstuecke, von den Beratern der Weltbank empfohlen, und
von
vielen als ein Schritt auf dem Weg zu der Privatisierung
des
Landes, sofort
eingestellt wird.
Fuenf Tage lang
verliefen die Proteste friedlich. Premier
Minister
Morauta,
von australischen Regierungs- und Geschaeftskreisen als
"der
beste moegliche
papuanische Regierungschef" bezeichnet,
schien sogar
kompromissbereit und
kam zu den Studenten,
akzeptierte ihre Petition und versprach
eine
baldige,
positive, Antwort. Aber ploetzlich, Montag Nacht, als
schon ein
Grossteil
der Studenten nach Hause ging, schossen
Einheiten der Polizei in
die Menge.
Zu mindest vier, manche
reden von sechs, Studenten wurden
getoetet, an die
zwanzig
durch die Schuesse verwundet.
Wir sprachen mit Marc Roy, von
"MelSol" (Melanesische
Solidaritaet), die
wichtigste
landesweite linke Organisation, die eine fuehrende
Rolle in
den
Protesten spielt: "Wir hatten gute Beziehungen mit der
Port
Moresby-Polizei
aufgebaut, sahen zu dass alles friedlich
verlaeuft. Aber dann hat
die
Regierung Riot Squads -
besondere, von den Australiern trainierte
Einheiten - aus Mount
Hagen, den Western Highlands, im
Landesinnern, nach
Port
Moresby gebracht. Die haben sofort, ohne dem
geringsten
Anlass,
losgeballert."
Merkwuerdige
Koalition
Die Armee hingegen ist eher eine Gefahr fuer die
Regierung als
fuer die
Oppositionellen. Denn seit laengerem
formiert sich eine
merkwuerdige
Koalition zwischen "der
Linken" und - vielen Soldaten der
PNG-Armee. Diese
kleine,
aber fuer die australische Politik sehr wichtige
Streitkraft
hat
sich in den letzten Jahren grundsaetzlich veraendert. Unter
5000
Mann
stark - in einem Land mit 5 Millionen Einwohner,
flaechenmaessig
so gross
wie Deutschland - wurde diese Armee
nach dem Muster australischer
Berufssoldaten aufgebaut, die
Offiziere und auch viele der
Eliteeinheiten
wurden in
Australien trainiert.
Acht Jahre lang - von 1989 bis 1997 -
kaempfte die Armee gegen
die - anfangs
fast unbewaffnete -
Partisanen der Bougainville Revolutionary
Army (BRA),
Dabei
ging es in erster Linie um die Riesen-Mine Panguna im
Zentrum
der
Insel Bougainville, in der Gold und Kupfer abgebaut worden
war
und die fuer
fuer ihren offiziellen Besitzer,
multinationalen Konzern Rio
Tinto,
zurueckgewonnen werden
sollte (s.a. akin 4/2000). Vergebens.
Trotz
starker
australischer Unterstuetzung verlor die PNG Armee diesen
Krieg,
die
Bougainvillier blieben im Besitz der stillgelegten
Grube.
Im Maerz 1997 versuchte Julius Chan, der damalige
Regierungschef
von PNG,
eine letzte Karte zu spielen:
Englische und suedafrikanische
Soeldner sollte
gegen die
Bougainvillier eingesetzt werden. Aber das
PNG-Militaer
hatte
genug, meuterte, und warf die Soeldner
ruhmlos aus dem Lande.
Die Bevoelkerung, begeistert,
unterstuetzte "ihre Soldaten" gegen
die
Chan-Regierung. Seit
dem werden die PNG Soldaten immer
"aufmuepfiger". Und
fuer den
"Grossen Bruder" Australien mehr und mehr
"unzuverlaesslich".
Wie
man in der australischen Hauptstadt Canberra offen sagt,
ist
"keine" Armee
besser als eine, deren Soldaten anfangen
fuer sich selbst zu
denken. Und zu
handeln.
So kam es
vor einigen Monaten zu einem neuen "Vorschlag"
Canberra's, den
die
Port Moresby Regierung sofort versuchte, durchzufuehren.
Port
Moresbys
Armee-Hauptquartier "Murray Barracks" sollten
verkauft,
"privatisiert",
werden. Und die Truppenstaerke von
etwa 4200 Mann auf 1900 oder
vielleicht
auch Null reduziert
werden. Die Polizei, hoffentlich
verlaesslicher, wuerde
die
Armee Arbeit uebernehmen.
Aber die Soldaten machten da nicht
mit: Sie streikten gegen
diese, aber auch
andere,
Privatisierungen. Sie nahmen auch vorsichtshalber
Gewehre
und
Munition zum Streik mit. Innerhalb einigen Tagen
gab die
Regierung klein
bei. Diese Privatisierung wurde
abgeblasen. Andere, wo die
Betroffenen nicht
bewaffnet sind,
wurden weiter gefuehrt.
Da protestierten jetzt die Studenten.
Und wurden, dabei,
angeschossen.
Getoetet.
Gestern,
Mitwoch, kamen neue Unterstuetzer zu den Trauermarsch
fuer
die
toten Studenten Sechzig einfache Soldaten. "Bemerkenswert"
-
sagte
uns Melsol-Sprecher Roy - "Soldaten, keine Offiziere".
In
Uniform, aber
ohne Gewehre. Dieses Mal.
Max Watts,
Sydney
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