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 Aussendungszeitpunkt:  19. Juni 2001 -16:16
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Und ueberhaupt:
> Ein reines Gewissen
            
Es war ein Woche
            zum Wuetendwerden. Zuerst die Reaktionen auf das
Ergebnis der
            irischen Abstimmung -- man kann ja jetzt zum Nizza-
Vertrag oder
            zur Osterweiterung stehen wie man will, aber die
Meldungen der
            EU-Regierungskreise waren absolut inakzeptabel: In
panikartiger
            Eile wurde nach der Abstimmung zum Thema
Osterweiterung
            vermeldet, dasz diese Votum eigentlich gar nichts
an der
            EU-Politik aendern wird. Dann wurde verlautbart, dasz man
jetzt
            ganz dringend ein fixes Datum fuer die Erweiterung braeuchte
und
            bald ein neuerliches Plebiszit in Irland stattfinden sollte,
wo
            man vorher dem Wahlvolk aber schon noch einmal erklaert, worum
es
            eigentlich geht -- denn sie koennen es nicht gewuszt haben,
sonst
            haetten sie nicht so abgestimmt. Und unser Herr
Bundespraesident
            gibt auch noch seinen Kren dazu, weil er meint,
man muesse das
            schon als Zeichen verstehen -- nein, eben nicht mit
der ganzen EU
            Scheisze gebaut und das Glueck von oben verordnet zu
haben wie
            weiland Josef II., sondern: man habe den Fehler gemacht,
dasz man
            auch in den anderen Staaten der EU den Buergern noch
immer nicht
            so richtig die Liebe zum "gemeinsamen Europa"
eingeblaeut
            haette.
Dann die Demonstrationen am Gipfel in Goeteborg. Der
            Protest
Tausender wird wie so ueblich ignoriert und ein paar
            Vermummte
kommen dafuer ins Fernsehen.
Ein Polizist
            schieszt einem Demonstranten in den Ruecken. Presse
und Rundfunk
            uebersetzen das englische Wort "abdomen" statt mit
Unterleib mit
            Bauch und alle glauben, der Demonstrant wurde von
vorne getroffen
            -- zweng da Notwehr. Nach dem Schusz -- von dem
bis zuletzt nicht
            klar war, ob das Opfer ihn ueberleben wird --,
waren alle
            betroffen. Nicht, weil der Polizist seine Puffn zog,
sondern weil
            er "schieszen muszte". Keine Hinterfragung der
Behauptungen der
            Polizeiberichte, sondern krokodilstraenige
Empoerung ueber die
            boesen Demonstranten und dasz man jetzt noch
viel rigoroser
            vorgehen muesse. Und der ORF meldete
            sinnigerweise:
"Bundeskanzler Schuessel verurteilte die Gewalt."
            Welch eine
Meisterleistung des kritischen Journalismus! Und auf
            der Homepage
des Staatsfunks findet man eine Auflistung von Links
            zum Thema:
Eine Goeteborger Tageszeitung, zwei EU-Stellen, die
            schwedische
Polizei und auch das dortige Justizministerium. Sonst
            nichts.
Oppositionelle Stimmen wie zum Beispiel die der
            Demoveranstalter
kamen einfach nicht vor.
Und dann hoeren
            wir zur Dokumentation der EU-Kritik Zitate von der
FPOe -- damit
            ja jedem klar ist, dasz man die EU nicht kritisieren
darf, wenn
            man nicht ins rechtsextreme Eck gestellt werden
moechte. Und die
            FPler tun so, als waeren alle anderen totale EU-
Fans und keiner
            widerspricht ihnen.
Und diese Praepotenzler von EU und
            Bundesregierung und
Sozialdemokratie, ja, sie sind alle
            Demokraten. Sagen sie selber.
Und sagt auch die
            Journaillie.
Es kommt einen das Kotzen!
Naja, ein
            gutes hat das alles aber auch: Frueher hatte ich noch
ein
            schlechtes Gewissen, mir am Sonntag Abend lieber zum 17. Mal
eine
            uralte Folge von "Columbo" anzuschauen, als die neueste
Ausgabe
            von Westentaschler live in Diskussion mit Herrn Khol oder
Herrn
            Zilk oder Herrn Cap.
Das hab ich
            abgelegt.
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