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Aussendungszeitpunkt: 19. Juni 2001 -16:16
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Goeteborg I:
> Wie es zu den Schuessen kam
Augenzeugenberichte aus Schweden vom
EU-US-Gipfel
Es begann mit einem Fest unter dem Motto
"Reclaim the City", am
Freitag um 8 Uhr abends, nach einem Tag,
der von Straszenkaempfen
und Tumulten gepraegt war. Nach dem
Bericht von Augenzeugen war
der Ablauf wie folgt:
Die
Stimmung auf der Vasastrasze war festlich und die Leute
hoerten
der Musik zu und tanzten. Natuerlich ist es nicht
gestattet, in
den Straszen zu tanzen und die Polizei beschlosz
einzugreifen -
in Kampfausruestung und mit Hunden. Als der Kampf
zwischen der
Polizei und den Festteilnehmern schon eine Zeitlang
in Gang war,
setzte sich eine Gruppe von 5-8 Polizisten in
Kampfanzuegen in
Bewegung - in die Reihen der Demonstranten
hinein. Das war nicht
nur unueblich, sondern auch recht
gefaehrlich, wie sie bald
herausfanden. Die groeszere Gruppe der
Polizisten von etwa 50
Mann der Kampftruppe hatte sich entfernt,
ohne dasz die kleine
Gruppe das bemerkt hatte, und als einer der
Polizisten die
Demonstranten mit einem Steinwurf angriff, wurde
die Menge
wuetend und warf sich auf die Polizisten, schlug und
jagte
sie.
Die Polizisten versuchten zu fluechten, wurden aber in
die Enge
getrieben. Als die Demonstranten sie eingeschlossen
hatten,
begannen die Beamten zu schieszen. Nach
verschiedenen
Augenzeugenberichten gaben sie ungefaehr 15
Schuesse ab.
Das Endergebnis war, dasz zumindest zwei
Demonstranten
Schuszverletzungen hatten - einer im Magen, einer
am Bein - und es
gibt neue Berichte, dasz ein Polizist ebenfalls
angeschossen
worden sei. Es ist unklar, ob er von Kugeln der
eigenen Leute
getroffen worden war.
Aber was war davor
geschehen?
Am Tag vorher, am Donnerstag um 9 Uhr frueh, hatte
die Polizei
bereits mit ihrer deeskalierenden Strategie begonnen:
400
Polizisten umzingelten das Organisationszentrum fuer
die
Hauptproteste, die gegen den Besuch von George Bush und den
EU-
Gipfel in Goeteborg geplant waren. Kurz bevor Bush durch
Goeteborg
gefahren wurde, riegelte die Polizei eine grosze Schule
ab - das
Hvitfeld-Gymnasium, das -- in Absprache mit der
Stadtverwaltung --
als Versorgungszentrum und Treffpunkt von
Demonstranten benutzt
wurde.
Carl war einer von etwa 400
Leuten, die in der Schule
zurueckgehalten wurden: "Ich schaute
hinaus und sah, wie die
Polizisten grosze Lastwagen um die Schule
herum parkten und
Drahtzaeune aufstellten. Ich sprach mit dem
Polizeikommandanten,
der behauptete, dasz sie nur beobachten
wollten und wir alle ruhig
bleiben sollten. Er konnte aber nicht
erklaeren, warum wir das
Zentrum nicht verlassen
durften.
"Nach einer Weile begann die Polizei,
Metall-Transportcontainer
auszuladen und sie in einem Wall rings
um die Schule aufzubauen.
Die Schule besteht aus mehreren
Einzelgebaeuden, die alle
eingeschlossen wurden."
Dann
versuchte die Polizei, in die Gebaeude einzudringen,
aber
Aktivisten trieben sie durch einen Regen von
Pflastersteinen
zurueck, wie Carl berichtete.
"Etwa um 16
Uhr erklaerte die Polizei, dasz wir innerhalb von zehn
Minuten
mit unserem Gepaeck das Zentrum Richtung Demonstration
verlassen
sollten. Aber sie bestanden darauf, uns vorher auf
Waffen zu
durchsuchen. Nach einer Debatte ueber diese Forderung
wurde der
Standpunkt der Majoritaet der Polizei mitgeteilt: alle,
die
festgehalten wurden, sollten ohne Durchsuchung
freigelassen
werden. Die Polizei wollte keinem erlauben, ohne
Durchsuchung zu
gehen. Waehrenddessen hatten etwa 30 von den
Eingeschlossenen es
geschafft, zu entkommen, dank des Protestes
von Tausenden von
Menschen, drauszen vor der
Absperrung."
"Wir beschlossen nun, auszubrechen", sagte Carl.
"Wir formierten
uns zu einem Demonstrationszug mit den "Ya
Basta!"-Leuten an der
Spitze und gingen auf die Absperrung zu.
Wir hielten 15 Meter vor
dem Zaun an. In diesem Augenblick gab
die Polizei den Befehl, dasz
wir 'zerstreut' werden sollten.
Versuche, mit der Polizei zu
verhandeln, schlugen fehl. Sie
entgegneten, dasz jeder, der sich
innerhalb des Zaunes befand,
wegen gewalttaetigen Aufruhrs
eingesperrt werden wuerde. 'Ya
Basta!' fuehrte vier Versuche an,
die Reihen der Polizei zu
durchbrechen, aber alle schlugen fehl.
Ein Aktivist von 'Ya
Basta!' wurde auf den Kopf geschlagen und
erlitt eine
Gehirnerschuetterung."
"Unter diesen Umstaenden zogen wir uns
in das Schulgebaeude
zurueck und verbarrikadierten die
Eingaenge", berichtete Carl.
"Die Polizei entfernte die
Drahtzaeune und griff uns mit
Polizeihunden an, gefolgt von der
restlichen Polizeistreitmacht.
Ich stand gerade auf einer
Mauer und fotografierte. Ich wurde
hinuntergeworfen, und als ich
die Haende erhob um mich zu
schuetzen, wurde ich von zwei
Polizisten heftig mit Holzknueppeln
geschlagen. Sie hetzten auch
ihren Hund auf mich, der mich
mehrmals gebissen hat. Danach wurde
ich gepackt und zu einem Bus
gezerrt, der mit Demonstranten
gefuellt und zum
Polizeihauptquartier gefahren wurde. Wir muszten
drei Stunden
warten."
"Ich sasz neben einer Frau, die mir
erzaehlte, dasz eine andere
ihr bekannte Frau von einem der Hunde
ins Gesicht gebissen worden
sei, als sie am Boden lag. Sie selbst
habe versucht, ihre Bekannte
vor dem Polizeihund zu schuetzen,
als ein Polizist ihr heftig
gegen den Arm trat."
"Im Bus
war eine weitere Frau, die sagte, sie habe Diabetes, aber
die
Polizei weigerte sich, ihr zu glauben. Erst als
sie
zusammenbrach, brachten sie sie weg."
"Schlieszlich
wurden wir ins Polizeihauptquartier gebracht, wo ich
fotografiert
und durchsucht wurde, bevor man mich in eine Zelle
warf, um auf
die Vernehmung zu warten. Wir waren fuenf Personen in
der
Zelle."
Nach der Vernehmung muszte Carl noch bis 6 Uhr frueh
warten, bis
man ihn entliesz.
"Auszerhalb des
Polizeigebaeudes warteten Leute mit Kaffee, die
uns in Empfang
nahmen um ihre Solidaritaet zu zeigen," schlosz
Carl seinen
Bericht. (Indymedia/Uebers. und Bearb.: akin)
***
Der
Groszteil der hier und in den anderen akin-pd-Mails gesammelten
Informationen ueber Goeteborg stammt von der Website von
Indymedia
Schweden ( Homepage :http://sweden.indymedia.org ).
Dort sind auch einige
Standphotos und Videos der Geschehnisse
abrufbar. Indymedia ist ein
alternatives internationales
Medienprojekt. Fuer das Gipfeltreffen
in Salzburg ist die
Indymedia Oesterreich-Site
( Homepage :http://austria.indymedia.org)
schon vorbereitet.
Naeheres zu Indymedia unter Homepage :www.indymedia.org
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