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akin-Pressedienst.
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Aussendungszeitpunkt: 22.5.2001 -17:54
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Moderne Zeiten/Alte Methoden:
> Wie im Film...
Protokoll
einer Polizeiaktion
Wenn "Freiheitliche" sich polizeilicher
Akten bedienen ist das
alles kein Problem. Wenn aber polizeiliche
Akten auftauchen, in
denen die Untersuchungsergebnisse ueber
ebendiese freiheitliche
Aktivitaeten nachzulesen sind -- etwas,
was wohl mehr im
oeffentlichen Interesse liegt als die
Privatdaten von Leuten, fuer
die sich die FPOe interessiert --
dann gilt: 100 Mann und
vermutlich nicht einmal ein
Durchsuchungsbefehl. Noch dazu bei
irgendwem, der kaum was mit
der Sache zu tun hat: Ein Abonnent der
"q/depesche" -- einem
Mailingdienst der netzskeptischen Initiative
quintessenz.at --
hatte die Nachricht, dasz unter
URL W³geocities
dieses
Protokoll zu finden
ist, nach eigener Aussage lediglich an andere
weitergeleitet. Wie
es ihm erging, schildert er in folgendem
Bericht:
Routinemaeszig geht das so: Zwei Autos in Zivil
umkreisen
"unauffaellig" das Haus. Einer davon faehrt spontan auf
Dein
Haustor zu und blockiert die Einfahrt. Vier Mann springen
aus dem
Fahrzeug stuermen das Haustor und begehren mit
fuchtelnden Marken
Einlasz.
Ploetzlich mit drei Wachhunden
konfrontiert, draengen sie, bis auf
einen Tapferen, wieder hinaus
und verlangen die sichere Verwahrung
der Hunde. Inzwischen ist
auch der zweite Wagen vor der
Nachbarseinfahrt zum Stillstand
gekommen und blockiert absichtlich
das offene Tor.
Bepackt
mit Laptop, Drucker und etlichen Taschen voller Utilities
[Anm.
Computerwerkzeugen], draengen sie in die Raeumlichkeiten
und
verteilen sich strategisch. (Man kennt sowas ja aus
TV-Filmen)
Einer schwingt sich nun zum Wortfuehrer auf und
behauptet er
haette einen Haussuchungsbefehl auf Grund einer
anonymen Anzeige.
Bedrohliche Gesichter rundum verheiszen nichts
Gutes. Fragen sind
nicht zulaessig, nur praezise Antworten
erwuenscht. "Wo sind ihre
EDV - Geraete? Welches von diesen
haengt im Internet? Sie werden
beschuldigt, unerlaubt geheime
Dokumente uebers Internet zu
verbreiten! Wir haben einen
EDV-Spezialisten mitgebracht, der sich
ihre Systeme naeher
ansehen wird. Sie lassen niemand ran? Ok, ich
hole mir Weisungen
vom U-Richter" (telefoniert).
"Gut, schoen, wir werden hier
aufraeumen. Letzte Chance! Steigen
sie mit der erforderlichen
Berechtigung ein und entfernen sie sich
von den
Geraeten!
Andernfalls packen wir hier alles ein und nehmen
alles mit. Auch
sie."
Im sicheren Bewusztsein, es koenne
alles nur ein Miszverstaendnis
sein, das ich an Ort und Stelle
aufklaeren liesze, stieg ich als
Root [Anm. mit
Systembetreuerberechtigung] ein und liesz den EDV-
Profi an die
Konsole. Dieser suchte sich ein Stuendchen durchs
System und
fertigte dann diverse Dateien an, welche abschlieszend
auf eine
Diskette kopiert wurden.
Auf weitere Untersuchungen liesz man
sich vorlaeufig nicht ein, da
es sich um nicht gelaeufige Systeme
handelte und eine Durchsuchung
nur mit meiner Unterstuetzung
moeglich gewesen waere.
Allerdings bestand die Gefahr der
Verschleierung und so durfte ich
nicht ran. Nach getaner Arbeit
wurde ich aufgefordert, sogleich
"freiwillig" zu einer
Niederschrift mitzukommen, andernfalls ....
Fuers Erste war ich
einmal froh, diese Leute aus meinen
Raeumlichkeiten rauszubringen
und willigte ein, gleich
mitzukommen. Es wurde eine Niederschrift
im "HQ" angefertigt, aus
der eigentlich nur eine penible
Auflistung meiner Geschaefte,
Geraete, Firmenverbindungen
hervorging.
Zeitgleich wurde von einer "Task Force" mein Sohn
bei einem Kunden
aufgesucht und befragt und via Telefon wurden
die Aussagen
abgestimmt. Das zweite Buero wurde von zwei weiteren
Beamten
aufgesucht und fuer die Zentrale eine Durchsuchung
angekuendigt,
wenn nicht kooperiert werden sollte. Letztendlich
sah man sich
auszerstande, auf mich einzuwirken in dem Sinne,
dasz ich eine
Homepage auf einem Server in Kalifornien sofort vom
Netz nehme.
Schlieszlich gab man gegen 19.30 auf und entliesz
mich wieder in
die Freiheit. Auf verlangen wurde mir 2 Tage
darauf mitgeteilt,
dasz keine Anzeige gegen mich erfolgte und ich
die Sache vergessen
koenne. Auch gaebe es keinen Vermerk dieser
Angelegenheit im EKIS,
wodurch sich eine Loeschung etwaiger Daten
eruebrige.
Das ist eine authentische Beschreibung eines
Einsatzes der
WIPO/KriPO Gemeinschaftsarbeit vor drei
Wochen.
***
Ende des Protokolls. Die liebe StaPo
wollen wir sicherheitshalber
darauf hinweisen, dasz auch die akin
nicht der ominoese Betreiber
der oberwaehnten Homepage ist, sowie
darauf, dasz der
diensthabende Redakteur nach Redaktionsschlusz
auf ein paar Tage
in Urlaub faehrt und ansonsten bis Montag
niemand im Buero
anzutreffen ist. Eine etwaige doch notwendig
erscheinende
Hausdurchsuchung bitten wir daher terminlich
moeglichst Montag
abend anzulegen, zur oeffentlichen
Redaktionssitzung naemlich. Da
kann ja jeder kommen.
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Quelle:
URL W³quintessenz.at
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