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Aussendungszeitpunkt: 22.5.2001 -17:54
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Moderne Zeiten:
> Der Postler als Zensor
Wenn das Internet
wieder einmal bockt, musz das nicht unbedingt
eine Fehlfunktion
sein
Was musz man oft von boesen Buben hoeren oder lesen,
die das
Internet benutzen, um sich Nackerte anzuschauen oder
Nazi-
Propaganda runterzuladen. Damit die Kinderchen nicht
staendig das
Internet nach Sachen durchforsten koennen, die sie
sich nicht
anschauen koennen sollen, hat man Software erfunden,
die
beispielsweise "CyberPatrol" oder "NetNanny" genannt
wird.
Mittlerweile gibt es das auch fuer Erwachsene. Und nicht
nur fuer
erwachsene Chinesen dank ihres Staates, auch hier "im
freien
Westen" kann es schon mal passieren, dasz man entmuendigt
wird --
von seinem Internet-Provider naemlich. Jeder
Internet-User wird
schon mit Meldungen konfrontiert worden sein
wie: "Server down"
oder: "Die Site antwortet nicht". Das wird in
den meisten Faellen
wohl auch so sein, aber manchmal war es
vielleicht auch ein Fall
von "Stealth Blocking" -- eine
Blockademethode, wo der arme
Anwender nicht einmal erfaehrt, dasz
er absichtlich blockiert
wurde. Lokale Internet-Provider die sich
sogenannter "Backbone-
Provider" wie den derart verfahrenden
Anbietern AboveNet oder
TeleGlobe zum Weiterleiten weitentfernter
Sites bedienen, koennen
somit ihren Kunden nur ein zensuriertes
Internet anbieten.
Wohl angemerkt: Internet-Zensur ist nicht
Neues. Aber bislang
gingen Anbieter von Webspace oder Gerichte
gegen die unmittelbaren
Betreiber vor. Hier ist es aber etwas
anderes, hier entscheidet
sozusagen der virtuelle Postbeamte, was
dem p.t. Publikum
zuzumuten ist und was nicht. Noch ist diese
Praxis nur in sehr
geringem Ausmasz in Anwendung, so hat es
kuerzlich
URL W³peacefire.org
erwischt.
Dort gibt es zwar weder
Nackerte, noch Nazis oder gar
Kinderpornos, aber dort beschaeftigt
man sich ausfuehrlich -- ja,
eben: Mit Netzzensur und ihrer
Bekaempfung. Und sowas will man
einfach nicht weiterleiten.
Nach Protesten und
Medienberichten hat AboveNet seine
Blockademasznahmen zum
Groszteil aufgehoben. TeleGlobe blieb
hingegen bei seiner
Politik, nur das weiterzuleiten, was der
Provider fuer
weiterleitenswert haelt. Auch ist davon auszugehen,
dasz auch
andere derartige Praktiken verfolgen und sowas in
Zukunft
vielleicht beliebter werden wird -- man denke sich zum
Beispiel
ein "BerlusconiNet". Deswegen haben jetzt 25 Gruppen der
Global
Internet Liberty Campaign ein Statement herausgegeben
(zu
beziehen ueber Peacefire -- falls man die Site doch lesen
kann --
oder ueber URL W³quintessenz.at
in denen diese Praktiken
einer breiteren Oeffentlichkeit bekannt
gemacht werden sollen.
Wie gesagt, es ist zu vermuten, dasz
auch andere Provider ihre
Kunden bevormunden, aber wer wissen
will, ueber welche Wege sein
Provider die angeforderten Seiten
gehen laeszt, kann das
ausprobieren. Fuer Windows-Benutzer sei
der Tip von Peacefire hier
weitergegeben: Internet-Connection
herstellen, auf die DOS-Ebene
gehen und beispielsweise "tracert
www.yahoo.com" angeben. Wenn in
der Liste irgendwo abovenet oder
gar teleglobe auftaucht, sollte
man sich bei der naechsten
Fehlermeldung ueberlegen, ob der Server
am anderen Ende wirklich
down ist -- oder ob man sich nicht nach
einem anderem
Internet-Provider umsehen sollte.
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