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Aussendungszeitpunkt: 22.5.2001 -17:54
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FPOe/HOSI:

>Fragwuerdiger Aufputz
Heute (Samstag) ist im Standard ein ausgezeichneter Kommentar von
Erich Loewy erschienen ("Haben wir denn ueberhaupt keine Scham?"
S. 47), der mir voll aus der Seele geschrieben ist. Ich finde, die
darin angeschnittene Problematik, dasz man durch Duldung, Nicht-
Abgrenzung, Zu- und Wegschauen, Mitlaufen oder gar Kollaboration
mit der FPOe diese unterstuetzt, trifft auch auf die Lesben- und
Schwulenbewegung und auf jede einzelne Lesbe und jeden einzelnen
Schwulen zu.

Es ist eine Schande, dasz die Obfrau einer Partei, die mit
niedrigsten Ressentiments Minderheitenhetze und Antisemitismus
schuert, die KritikerInnen durch Klagsflut einzuschuechtern
versucht und unglaubliche autoritaere Anwandlungen an den Tag
legt, irgendeine Funktion in einem Schwulen- und Lesbenverein
(Rechtskomitee Lambda) innehat, und sei es nur die eines Aufputzes
in Form einer Kuratoriumsmitgliedschaft. Wer sich von dieser Frau
nicht nur nicht aktiv und eindeutig abgrenzt (und hier geht es
nicht darum, ihr persoenlich nichts vorwerfen zu koennen, denn sie
ist immerhin die Obfrau dieser Partei und duldet die
systematischen Entgleisungen ihrer ParteifreundInnen!), sondern
sogar "gemeinsame Sache" macht, der musz sich den Vorwurf gefallen
lassen, nicht nur zu schweigen und "zuzuschauen", sondern dasz er
sich offenbar mit der Auslaenderfeindlichkeit, dem Antisemitismus
und den autoritaeren Anwandlungen dieser Partei identifizieren
kann.

Ich habe das schon einmal dargelegt (in einem Beitrag im Lambda
special 3/00). Mir ist auch klar, dasz das Rechtskomitee aus
Prinzip hier nichts tun will (selbst wenn es meiner Meinung
waere), weil die Kritik von mir kommt. Aber es ist eine Schande,
dasz sich auch andere Vereine und AktivistInnen nicht (diskret im
Hintergrund) dafuer einsetzen, dasz Riess-Passer aus dem
Kuratorium ohne groszes Aufsehen entfernt wird. Offenbar haben
sich auch in der Bewegung schon viele mit FPOeVP abgefunden und
sich (zumindest geistig) arrangiert. Das ist wirklich schade und
traurig.
Selbst wenn ich ohnehin nicht ueberzeugt waere, dasz
dieseKuratoriumsmitgliedschaft das Geringste fuer Lesben und Schwule in
diesem Land bringt - kein Zweck wuerde dieses Mittel heiligen! Ich
kann sicherlich alle denkbaren Ueberlegungen nachvollziehen,
weshalb man der Meinung sein kann, es waere eine gute und
vorteilhafte Sache, Riess-Passer im Kuratorium des Rechtskomitee
zu haben, aber halte jede letztlich fuer einen groben Irrtum. Wer
die FPOe kennt, weisz, dasz dies fuer ihre Politik voellig
bedeutungslos ist. Im Gegenteil: Der FPOe nuetzt es, weil sie ein
Feigenblatt braucht. Jede Kritik an ihrer Lesben- und
Schwulenpolitik kann durch den Hinweis auf diese "Mitgliedschaft"
im Kuratorium unterlaufen und gekontert werden. Fuer die FPOe ist
sie eine Art Ersatz fuer konkretes Handeln. Oder glaubt irgend
jemand ernsthaft, die FPOe wird sich ausgerechnet in dieser Frage
auch noch einen Konflikt mit der OeVP einhandeln? Mit einem
Augenrollen des Andreas Khol ist die Sache wieder vom Tisch,
sollte Riess-Passer oder irgend jemand anderer in der Partei
tatsaechlich so wahnwitzig sein, die Sache mit der OeVP zu
thematisieren.

Ich finde es auch extrem feig, dasz niemand diese Diskussion
fuehren will und sich auch die Bundeslaendergruppen und -
aktivistInnen dieser ideologischen Debatte verweigern - oder haben
sie gar keine Probleme damit? Ist die HOSI Wien wirklich die
einzige Organisation, die das unertraeglich und furchtbar findet?
Es ist zwar bequem, sich der Debatte entziehen zu wollen,
womoeglich mit dem Hinweis, das sei wieder so eine Streiterei der
Wiener Vereine oder gar ein persoenlicher Hahnenkampf zwischen
Helmut Graupner und mir, aber auch feig.

Aber Farbe zu bekennen, konsequent zu sein ohne Augenzwinkern,
Stellung zu beziehen, sich womoeglich dadurch unbeliebt zu machen
- das sind halt nicht die Staerken der konfliktscheuen Landsleute.
Da schweigt man lieber. Aber wer schweigt, stimmt zu. Mich wuerde
daher wirklich interessieren, ob tatsaechlich nur die HOSI Wien
hier moralische Bedenken hat. *Kurt Krickler* (via MUND / gek.)

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