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Aussendungszeitpunkt: 8.5.2001 - 17:32
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Nord-Sued:


>Von Kuba lernen

Eine Empfehlung der Weltbank

Weltbankpraesident James Wolfensohn lobte die Regierung Cubas,
gute Arbeit geleistet zu haben bei der Schaffung der oeffentlichen
Wohlfahrt fuer die kubanische Bevoelkerung. Seine Anmerkungen
orientierten sich an der Veroeffentlichung der "Welt-Entwicklungs-
Indikatoren" (WDI), die die Spitzenstellung Cubas in Gesundheits-
und Erziehungsfragen aufzeigte. Trotz des US-Handels-Embargos und
des Wegfalls der sowjetischen Unterstuetzung hatte Cuba seine
Leistungen in beiden Bereichen verbessert.

"Cuba hat gute Arbeit geleistet in den Bereichen Gesundheit und
Erziehung", sagte Wolfensohn den Journalisten, "und es bringt mich
nicht in Verlegenheit, das zuzugeben". Seine Bemerkungen zeigen
die wachsende Anerkennung in der Bank fuer Cubas Leistungen,
obwohl die oekonomische Politik Cubas naturgemaess das Gegenteil
der neo-liberalen Politik der Weltbank ist und das Gegenteil der
Ratschlaege und Strukturanpassungsprogramme, die die Weltbank
verteilt. Manche fuehrenden Bankmenschen gehen sogar so weit
vorzuschlagen, andere Entwicklungslaender sollten sich das
cubanische Modell genau ansehen.

Tatsaechlich ist Cuba der lebende Beweis dafuer, dasz die Aussage
der Bank, Wirtschaftswachstum sei die Vorbedingung fuer die
Verbesserung der Lebensgrundlagen der armen Bevoelkerung,
uebertrieben, wenn nicht gar falsch ist. Neben Nordkorea ist Cuba das
einzige Entwicklungsland, das seit 1960 niemals die kleinste
Unterstuetzung oder Wirtschaftshilfe von der Weltbank bekommen
hatte. Cuba ist auch kein Mitglied der Bank.

Obwohl die wirtschaftliche Lage Cubas denkbar schlecht ist, haben
sich die Werte, die der WDI fuer soziale Aufwendungen vermerkt,
nicht nur gehalten, sondern sogar verbessert.

Die Saeuglingssterblichkeit ist von 11 pro 1000 Geburten (1990)
auf 7 (1999) gesunken, was dem Standard westlicher
Industrienationen entspricht. Im Vergleich dazu stand Argentinien
1999 bei 18 und Costa Rica bei 12. Fuer Lateinamerika und die
Karibik als ganze Region war 1990 der Durchschnitt bei 30.

Die Schuleinschreibung erreichte 1997 100%, nachdem sie 1990 bei
92% gelegen war. Das ist hoeher als in den USA, die meisten
fortgeschritteneren lateinamerikanischen Staaten erreichen 80-90%.
Auf jeden kubanischen Lehrer entfielen 1997 zwoelf Volksschueler,
vergleichbar mit Schweden. Es gibt keinen Analphabetismus,
waehrend die Durchschnittsrate in Lateinamerika bei 7% liegt.

"Cuba schaffte die Reduzierung des Analphabetismus von 40% auf
Null innerhalb von 10 Jahren", sagte Jo Ritzen, Vizepraesident der
Bank. "Wenn Cuba zeigt, dasz es moeglich ist, dann muessen die,
die sagen, dasz es nicht moeglich ist, das beweisen".

Cuba widmet 9,1% seines Bruttoinlandsproduktes dem
Gesundheitswesen, was etwa vergleichbar dem Niveau Kanadas ist.
Die Rate von 5,3 Aerzten pro 1000 Einwohner ist die hoechste der
Welt.

Die Frage, die diese Statistik stellt, ist natuerlich, ob das
kubanische Experiment wiederholt werden kann. Die Antwort, die
hier gegeben wird, ist negativ. Aber die kubanischen Erfahrungen
koennen nach Ritzen deshalb nicht uebertragen werden, weil die
Faehigkeit zu so vielen sozialen Leistungen ueber lange Zeit nicht
aufrechterhalten werden koennen. Nicht ein Zusammenbruch des
Wirtschaftssystems, als vielmehr die Veraenderungen, die
stattfinden werden, wenn die Menschen nach Castros Abgang aus der
Regierung mehr Freiheit wollen, ihre eigenen Wuensche nach einer
Verbesserung ihres Lebensstandards zu verfolgen, bedrohen das
System. Der Ausverkauf wird gegen das jetzige Wohlfahrtssystem
arbeiten. "Es ist ein System, das auf der einen Seite extrem
erfolgreich in den Sozialbereichen ist und das auf der anderen
Seite niemandem die Moeglichkeit zu mehr Wohlstand gibt." (Ritzen)

(Jim Lobe, 30.4.2001, IPS / bearb. / Uebers.: akin)

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