**********************************************************
akin-Pressedienst.
Elektronische Teilwiedergabe der
nichtkommerziellen Wiener Wochenzeitung 'akin'.
Texte im akin-pd muessen aber nicht wortidentisch
mit den in der Papierausgabe veroeffentlichten sein.
Nachdruck von Eigenbeitraegen mit Quellenangabe erbeten.
Namentlich gezeichnete Beitraege stehen in der
Verantwortung der VerfasserInnen.
Ein Nachdruck von Texten mit anderem Copyright
als dem unseren sagt nichts ueber eine
anderweitige Verfuegungsberechtigung aus.
**********************************************************
Aussendungszeitpunkt: 3.4.2001 -15:34
**********************************************************
FPOe/Glosse:
> Der Blues fuer die Blauen
Disharmonie ist kein
Konzept
Wer sich am Sonntag in der Glotze Columbo entgehen
liesz, hatte am
2er dafuer als Ausgleich den Genusz eines
schwitzenden, nervoesen
und vor sich hingrantelnden Haiders. War
wirklich nett - ebenso
Joergs staendiges misztrauisches Beaeugen
der rhethorisch durchaus
eloquenten, aber konsequent inhaltslosen
Frontfrau Riess-Passer.
So richtig lustig wurde es aber erst, als
Kotanko vom Kurier
einmal in Fahrt gekommen war, und wie
Anneliese Rohrer von der
Presse augenfunkelnd kurz vorm
Kragenplatzen war. In der Folge
konnte dank aufmerksamer
Kamerafuehrung Frau Gehrers etwas
stupides Dauergrinsen genau
beobachtet werden. So wirklich
ueberraschend waren eigentlich nur
Haiders aeuszerst plumpe
Versuche, Frau Rohrers Worte binnen
einer Minute ins Gegenteil
verzerren zu wollen. Dies in einer
Deftigkeit, dasz bei allen der
Eindruck entstehen muszte, Haider
fehlen nun schon vollends die
Moeglichkeiten, zwischen einem
sturzbesoffenem Bierzeltpublikum
und dem Auditorium einer
politischen Diskussionsveranstaltung am
spaeten Abend im ORF zu
unterscheiden.
Aeuszerst kurz beschrieben, war dies das
aeuszere Bild der
Selbstinszenierung und medialen Darstellung des
FP-Teams samt Frau
Bildung Gehrer in ihrer erwaehnten Dauerpose.
Dies entspricht aber
durchaus 1:1 dem Bild der blauen Partei, was
vielleicht das
Grinsen ebendieser Gehrer um einiges
verstaendlicher werden liesz.
Die FP steigt derzeit im Sturzflug
ab, wie dies der
Meinungsforscher Karmasin aeuszerst dezent und
gegenueber der FP-
Spitze fast devot formulierte - sowohl
konzeptmaeszig als auch in
der aeuszerst unruehmlichen
Performance, bekanntermaszen belegt
auch durch die letzten
eingefahrenen Wahlergebnisse. Angesichts
der langen Liste von
meist durchaus selbstverschuldeten
Miszgeschicken war es fast
ruehrend anzusehen, wie Haider der
Regierung life den Befehl gab,
umgehend die
Unfallrentenbesteuerung zu stoppen. Wenn's nur das
waere, haetten
die Blauen keine Probleme.
Aber es ist mehr,
wesentlich mehr als das, was das liebe Wahlvolk
dazu bringt, kein
blaues Kreuzerl mehr zu malen. Die bisherige und
auch als einzige
zu erkennende Strategie der FP koennte kurz so
ausgedrueckt
werden: Der andauernde Kampf gegen die Harmonie. Es
ist kein so
atemberaubender Zufall, dasz sich gerade in
Oesterreich eine
Institution wie die Sozialpartnerschaft auf einem
derartigen
jahrzehntelangen machtpolitischen Niveau etabliert
hatte. Die
Ursachen und die Folgen sind weitreichend bekannt:
Sonst
miteinander quasi in kriegerischem Zustand
befindliche
Klassenrepraesentanten sollten sich ihre Zukunft auf
dem gruenen
Tisch gemeinsam ausschnapsen. Es gab im
internationalen Vergleich
relativ geringe Gehaelter, dafuer als
Trost mit politisch
korporativer Unterstuetzung relativ sichere
Arbeitsplaetze.
Aufgrund der ineinander nahtlos uebergehenden
personellen
Multifunktionalitaeten in den beiden Groszparteien,
Kammern,
Verbaenden, Gewerkschaften gab's auch die prozentuell
geringsten
Streiks. Irgendwie hat man es sich immer gerichtet. Es
war
vielleicht unpolitisch, in ziemlichen Ausmasz undemokratisch,
aber
durchaus harmonisch.
Ungeachtet der verschiedensten
Interpretationen sind von diesem
Bild der politisch verordneten
Harmonie die Sichtweisen der lieben
Landsleute mehr gepraegt, als
dies der FP lieb ist. Besonders in
Wien, wo es sich die
machtpolitisch verfilzten Eliten aus allen
Parteihintergruenden
aus Sicht der Bundeslaender ja immer schon
gerichtet hatten. Der
Kampf gegen dieses korporative und fuer
viele durchaus
eintraegliche Stilleben war fuer die FP in
Oppositionszeiten
durchaus sinnvoll, ebenso wie das Praesentieren
und Aufschaukeln
von Feindbildern, Nationalismen etc. Als speziell
die "jungen,
zornigen maennlichen Arbeiter" in Scharen die SP in
Richtung FP
verlassen hatten, war auch vorher der Harmoniebruch
von Seiten
der SP einerseits durch Sparpakete und andererseits
durch allzu
offensichtlichen Machtmiszbraeuche mancher
Funktionaere vollzogen
worden. Spitzengehaelter und Privilegien
einiger Weniger werden
dann akzeptiert, solange man selbst
halbwegs gut und vor allem
sicher lebt.
Die grosze Koalition lieferte mit ihren
unsozialen Eskapaden und
durch ihre
Macht-Verkrustungserscheinungen sicher ein Heimspiel
fuer die FP.
Zweifellos wurde ihr Erfolg auch durch die Zunahme
der
soziooekonomischen Unsicherheit in breiten
Bevoelkerungskreisen
als Folge des EU-Beitritts beguenstigt.
Dieses Spiel ist aus. Es
ist voellig naiv anzunehmen, dasz man
gegen sich selbst
glaubwuerdig Opposition spielen kann. Und
angesichts fehlender
Werte und Konzepte, die ueber den politischen
Handel mit Waren
aller Art wie Xenophobie und
Weltkriegsverherrlichung oder
Deutschnationalismus hinausgehen,
war es noch naiver, eine
Koalition mit einer reform-und
sparwuetigen VP einzugehen. Die
dazu schon vor den Wahlen ihren
christlich-sozialen Sektor
voellig ausgeschaltet hatte. Von
voellig unprofessionellen
Personalbesetzungen einmal abgesehen,
konnte der Kampf gegen
jeden und alles nur ins Auge gehen. Auch
wenn schon etliche
kommunale FP-Politiker ihre Parteispitze
oeffentlich bedraengten,
die Partei moege doch nicht jede
Berufsgruppe gegen sich
aufbringen, blieb dies im koalitionaer
verordneten
Budgetspar-Sperrfeuer ohne jegliche Resonanz.
Die Partei
befindet sich selbstredend in einer aeuszerst fatalen
Situation,
woran die VP nicht ganz unbeteiligt ist. Das von
Haider
geforderte "Herz fuer den kleinen Mann" wirds mit
Schuessel, aber
auch der FP-Wirtschaftspartie nicht wirklich
geben. Vor dem
groszen Streit mit dem Partner schreckt die
Parteifuehrung
zurueck, da dies in Zukunft ihre Regierungs- und
vor allem
Koalitionspaktfaehigkeit eklatant beschneiden
wuerde.
Parteipolitisch waere natuerlich neben der
Unfallrentenbesteuerung
sofort das vehemente Ablehnen der
Ambulanzgebuehr angesagt -
laecherliche 800.- Mill. abzueglich
der Verwaltungskosten. Doch im
Gegenteil - die FP-Fuehrung laeszt
sich, von der VP geschickt
gelenkt, in einen Kleinkrieg mit
saemtlichen Sozialpartnerschafts-
Institutionen hineinjagen, den
sie nur verlieren kann. Und die
Partei hat sich immer mehr in
schwer imageschaedigende
Scharmuetzel eingelassen - der Feind ist
ploetzlich das eigene
Ministerium, der eigene Sektionschef. Es
wird nur mehr gejammert
und gesudert, beklagt und beschuldigt -
schuld sind die SP, die
Medien und die Hetzkampagnen und so
weiter. Aber abgesehen davon
find ich es am erfrischendsten, dasz
es auch in dumpfesten Beiseln
immer mehr heiszt: "San de soeben
Oarschloecher wia de andern,
wenns am Ruada san!"
*Fritz
Pletzl*
**********************************************************
'akin - aktuelle informationen'
wipplingerstrasze 23/20
a-1010 wien
kontakt: bernhard redl
vox: ++43 (0222) 535-62-00
(anrufbeantworter, unberechenbare buerozeiten)
fax: ++43 (0222) 535-38-56
http://www45.gmx.net/v4/derefer?DEST=http%3A%2F%2Fakin%2Emediaweb%2Eat
Bank Austria, BLZ 12000,223-102-976/00, Zweck: akin