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Aussendungszeitpunkt: 27.03.2001 -15:20
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Gewerkschaft:
>Ya basta, OeGB!
Im OeGB "gaert" es, wie man so schoen sagt.
Speziell in der
Pflichtschullehrergewerkschaft (APS) aber gaert
es ganz gewaltig.
Die Fuehrung hatte mit ihrem Kurs, gemeinsam
mit der
Bundesministerin Gehrer ein neues
Landeslehrerdienstrecht
auszuarbeiten, eine betraechtliche
Opposition in der
oesterreichischen Lehrerschaft hervorgerufen.
Bei einer
Urabstimmung stimmten Anfang Februar die LehrerInnen
Vorarlbergs
mit 96% gegen das Gewerkschaftsmodell (in Wien,
Oberoesterreich
und in der Steiermark waren 30 bis rund 50%
dagegen). Neben der
von Helm und Modritzky (Christgewerkschafter
und Sozialdemokrat)
gefuehrten offiziellen Gewerkschaft gibt es
mittlerweile aber
ebenso auszergewerkschaftlichen oppositionellen
Lehrerkomitees in
Graz, Linz oder Wien, die auch von den
Unabhaengigen
GewerkschafterInnen unstuetzt werden. Gerade im
Wiener Komitee
"Henriettenplatz-Forum", in dem sich LehrerInnen
aus dem AHS/BHS-,
Pflichtschul- und Berufsschulbereich
organisieren, verstaerkten
sich die Positionen, die
Gewerkschaftsbeitragszahlungen
einzustellen. Ende Maerz findet
eine Oesterreichkonferenz aller
oppositionellen
LehrerInnen-Initiativen statt, Morgen, Mittwoch,
finden um 13h
Betriebsversammlungen von Wiener Schulen aller
Schultypen vor der
GOeD-Zentrale, 1010, Teinfaltstrasze 7 statt.
KARL
FISCHBACHER, bis vor kurzem UG-Mitglied
der
Bundessektionsleitung, schrieb dazu folgenden Kommentar --
der
auch Belang fuer andere Gewerkschaftsbereiche
hat:
*
Seit BlauSchwarz am Ruder sind, ist die
Lahmarschigkeit, pardon,
die Passivitaet bis offene Packelei des
OeGB mit den Regierenden
zur vollen Gewissheit geworden. Da zieht
eine Regierung des
Liberalkapitalismus und Antisemitismus einen
Sozialschnitt hin zum
"Null-Defizit" durch, der die Bresche fuer
US-amerikanische
Sozialpolarisierungsverhaeltnisse schlagen soll.
Und die
Gewerkschaften? Wofuer haben wir eigentlich den an sich
maechtigen
OeGB mit seinen rund 1,5 Millionen Mitgliedern? Die
OeGB-
Aktionstage der letzten 13 Monate entsprachen mehr
der
Organisationskraft von Kleinzuechtervereinen! Zwischendurch
dachte
Praese Verzetnitsch zwar laut ueber einen "Generalstreik"
nach,
Kaske liesz die Republik brennen etc.. Gut fuer's
radikalere
Publikum. So richtig wohl fuehlt sich die OeGB-Spitze
jedoch nur
unter Ihresgleichen (in Ideologie und Privilegien) --
bei den
Leitl & Co! Also bei jenem Buergertum, das sich noch
einige
sozialpartnerschaftliche Reflexe erhalten hat. Doch
dieses
buergerliche Milieu schrumpft heute in diesem
Oesterreich
unaufhoerlich....
Aus dieser (Klassen-)
Kraeftekonstellation ergeben sich die
grundlegenden
Antriebskraefte der OeGB-Politik. Hier einmal
die
FCG-Fuehrungsclique im OeGB und hier vor allem in der GOeD:
Die
Neugebauer & Helm haben heute endlich ihre direkten
Draehte zu den
CV-Kameraden in der Wirtschaftskammer und in den
Ministerien. Der
FSG-, d.h. der OeGB-Fuehrung fehlt dieses
Feedback, womit sie sich
so manches Mal bemueszigt fuehlt(e),
Aktioenchentage bzw. Shows
fuer ein tausendfaches
BetriebsraetInnen-Publikum zu organisieren
(woran die GOeD in der
Regel nicht teilnahm). Letztlich hat die
OeGB-Fuehrung Angst vor
"ihrer" Basis. Nur nicht eine Bewegung
lostreten, die nicht mehr
zu kontrollieren ist! Wer wuerde dann
ueberhaupt noch mit ihr
verhandeln? Nein, die OeGB- Spitzen haben
ihre eigene Strategie!
Und im Speziellen die FSG-OeGB-Mehrheit:
Hinarbeiten auf den
naechsten (Nationalrats-)Wahltag, auf dass
auch sie wieder ein-
und ausgehen koennen in den Ministerien...!
*Gegen
Sozialabbau UND Sozialpartnerschaft*
Im LehrerInnenbereich
traf der Neoliberalismus auf eine besonders
brisante
Konstellation: a) auf eine besonders
konservative
Gewerkschaftsbuerokratie und b) auf eine etwas
gehobenere
Bildungsschicht teils in proletarischer Naehe von
SchuelerInnen
und Eltern. Das Personalvertretungs- und
Gewerkschaftssystem
zwischen Hoeheren- und Pflichtschulen ist
zudem derart
verschieden, sodass die AHS-Gewerkschaftsbuerokratie
(ueber
Personalvertretungsausschuesse direkt an der Schule) viel
staerker
dem Basisdruck ausgesetzt ist als die Helm&Modritzky
im APS-
Bereich. Jantschitsch & Co von der AHS-Sektion reden
somit viel
oefter von Streik und lieszen sogar einmal (5.12.00)
warnstreiken.
Trotzdem ist es kein schlechtes System, denn die
Warnung und der
Streikbruch der APS-Fuehrung blieben allesamt
ohne Folgen. Die
Regierung kann ungestoert weiter abbauen.
Stoerend sind blosz die
sich radikalisierenden
LehrerInnenschichten ...
Den groeszten Unmut ruft nun die
Schwarz-Rot vereinte APS-
Gewerkschaftsfuehrung hervor. Sie hatte
sich nicht einmal am GOeD-
Aktionstag (Sept. 2000) beteiligt und
stattdessen tief im
Gehrerministerium fuer ein spezielles
Bildungsabbau-
Landeslehrerdienstrecht "neu" vergraben. Eine
manipulierte
"Urabstimmung" trieb schlieszlich die Empoerung der
Lehrerschaft
auf die Spitze. Die APS-Gewerkschaftsfuehrung wurde
ab Dezember
auf Dienststellenversammlungen ausgebuht, ja, sogar
ein ganzer
Landesverband (Vorarlberg) scherte aus. Dennoch
verharren
Helm&Modritzky auf ihrem Gehrer-Kurs!
*Die
ganze Gewerkschaft*
Helm's Gehrerkurs ist an sich nichts
Neues. Was macht etwa die
Post- oder Eisenbahnergewerkschaft?
Deren Oeffentliche Betriebe
werden zerschlagen, Tausende
Dienstposten abgebaut und die
Gewerkschaftsfuehrung fuehrt
bestenfalls Menschenketten in der
Freizeit und mit
Interviewverbot durch .... Das Neue und Besondere
der Situation
im Bildungsbereich ist viel mehr die Radikalisierung
unter den
LehrerInnen, wo jetzt unter dem BlauSchwarzen
"Nulldefizit" das
erste Mal eine breitere Schicht in Konflikt
kommt -- nicht nur
mit dem Sozial- und Bildungsabbau, sondern
auch mit der
Sozialpartnerschaftspolitik des OeGB!
Ganz offensichtlich
muss diese Gewerkschaftsfuehrung weg. Und mit
ihr die ganze
hierarchische Gewerkschaftsstruktur zugunsten einer
vollen
Oeffnung nach "unten" fuer Waehlbarkeit
(und
Abwaehlbarkeit) in alle Gewerkschaftsebenen
mit
Urabstimmungsdemokratie! Solches waere natuerlich nicht
mehr
dieser OeGB, sondern eine neue, revolutionierte
Gewerkschaft.
Nichts Geringeres fordert auch das
aps-Henriettenplatzforum. Doch
das ist nicht blosz das Ziel, das
auch wir von der UG haben und
das vielleicht einmal auch nur
mittels des Aufbaus einer neuen
Gewerkschaft durchzusetzen sein
wird. Die aps-Henriettenplatz-
Forum-AktivistInnen denken es viel
eher als "mittelbares" Ziel,
das mittels Einstellung der
Gewerkschaftsbeitragszahlungen
erreicht und die erst mit der
Erfuellung dieses Ziels wieder
aufgenommen werden
sollen.
Ich halte diese Position fuer uebertrieben, so wie es
bei jeder
Radikalisierung passiert, dass sich Teile der Bewegung
schneller
und radikaler entwickeln. Doch ein groszer Teil der
LehrerInnen
kommt erst in Bewegung. Ich hatte frueher kaum etwas
ueber die
Vorarlberger LehrerInnenschaft gehoert. Deren
FCG-
Gewerkschaftsfuehrung faehrt seit jeher
den
Sozialpartnerschaftskurs, ist aber jetzt offenbar gehoerig
unter
Druck der Basis gekommen, die mit ueber 90% gegen
die
Bundesgewerkschaftsfuehrung gestimmt hat! In der Steiermark,
in
Oberoesterreich und in Wien waren es bei der "Urabstimmung"
de
facto 40-50% der KollegInnen, die nun groszteils das erste Mal
in
die Opposition gezogen wurden! Und zum Zweiten geht es nicht
blosz
um die LehrerInnen, sondern darum, dass wir perspektivisch
nur
erfolgreich sein koennen, wenn wir den Schulterschluss mit
anderen
lohnabhaengigen Schichten schaffen. Die grosze Mehrheit
der
Lohnabhaengigen in Oesterreich geht noch immer
grundsaetzlich
davon aus, dass das OeGB-Verhandlungsmandat und
dessen
Kollektiverhandlungsrecht fuer gerechte"
Arbeitsbedingungen
wichtig ist. Abertausende BetriebsraetInnen
stehen noch dem OeGB
bzw. dessen Fraktionen nahe. Doch immer mehr
fuehlen sich heute
"ungerecht" behandelt und fordern sozusagen
vom OeGB, dass er
wieder "gerechte" Verhaeltnisse schafft. Sie
werden enttaeuscht
werden und beginnen, wie zuletzt
ArbeiterInnen, Angestellte und
BetriebsraetInnen der OMV, selber
aktiv zu werden. *gek.*
Quelle: LabourNet http://www45.gmx.net/v4/derefer?DEST=http%3A%2F%2Fweb%2Eutanet%2Eat%2Flabournet%2Eaustria%2F
Kontakt:
http://www45.gmx.net/v4/mailnew?CUSTOMERNO=6530805&t=de14447.985712498&FOLDER=inbox&TO=k%2Epaw%2Efischbacher%40magnet%2Eat
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