**********************************************************
akin-Pressedienst.
Elektronische Teilwiedergabe der
nichtkommerziellen Wiener Wochenzeitung 'akin'.
Texte im akin-pd muessen aber nicht wortidentisch
mit den in der Papierausgabe veroeffentlichten sein.
Nachdruck von Eigenbeitraegen mit Quellenangabe erbeten
Namentlich gezeichnete Beitraege stehen in der
Verantwortung der VerfasserInnen.
Ein Nachdruck von Texten mit anderem Copyright
als dem unseren sagt nichts ueber eine
anderweitige Verfuegungsberechtigung aus.
**********************************************************
Aussendungszeitpunkt: 20.03.2001 - 15:45
**********************************************************
Politische Kultur:
> Der richtige Finger
Also langsam wird es fad. Eine Woche lang jeden Tag die Reaktionen
auf den Waschmittelsager Haiders in den Kurznachrichten, einmal
sogar fast 10 Minuten der eh schon so kurzen ZiB wegen diesem
neuen Joerglfurz -- das nervt schon ein bisserl. Joerg Haider soll
als Landeshauptmann zuruecktreten. Joerg Haider habe einen
widerlichen Stil. Joerg Haider sei ein Antisemit. Aber geh! Bis
dato habe ich Dr. Joerg Haider fuer einen ueber alle Parteigrenzen
hinweg geachteten, wahrlich distinguierten Antifaschisten
gehalten. Oder was?
Nein, es hat wieder einmal funktioniert: Das einfache
Parteimitglied hat nicht nur wieder die Lufthoheit ueber den
Stammtischen sondern auch die Omnipraesenz in allen Schlagzeilen
wiedergewonnen. Jetzt freut er sich wieder wie ein kleiner Bub,
dasz er alle provozieren konnte. Und seine Anhaenger freuen sich
noch mehr: Ja, unser Joergl ist der alte geblieben, der kann immer
noch zubeiszen, wo andere laengst zahnlos geworden sind. Und sein
Bisz tut weh, sonst wuerden sich nicht alle empoeren. Genauso
denken Haiders Anhaenger: Viel Feind, viel Ehr!
Joerg Haider ist der Meister der Verwandlung. Denn es ist schon
eine Leistung, einerseits Konstrukteur und spiritus rector einer
Bundesregierung zu sein, andererseits aber sich als bedeutendster
Oppositionsfuehrer zu gerieren -- und in einer Nebenrolle auch
noch den Kaerntner Landesfuerst zu geben.
Und wenn er einmal ein paar Wochen nicht auf dem Cover irgendeines
Buntmagazins war, na, dann musz halt wieder so ein Sager her. Und
sofort stuerzen sich Journalisten, Politiker und
Zivilgesellschaftler darauf, als waere diese Meldung weisz Gott
wie wichtig. Und geben dem Karawankenbaeren wieder Publicity. Es
regiert der Zeigefinger, der entweder empoert erhoben oder auf den
boesen Kaerntner Unhold gerichtet wird. Dieser Wegweiser wird seit
15 Jahren immer wieder Richtung Haider aufgestellt -- nicht ganz
ohne entsprechenden Erfolg.
Manchmal kommt mir der Verdacht, dasz das wichtigste Politikthema
dieses Landes heiszt: Wie haeltst Du es mit Haider? Diese
Gretchenfrage erscheint als hervorragendste Moeglichkeit, sich zu
positionieren. Alles dreht sich um IHN, das andere ist halb so
wichtig. Und einstweilen werden Gesetze gemacht und ernsthafte
politische Entscheidungen getroffen, die wohl etwas mehr Beachtung
genieszen sollten. Das war bei Vranitzky genauso wie unter Klima
und das ist unter Schwarzblau nicht anders.
Vor ein paar Jahren ist es einem Gruenabgeordneten genauso wie
Ariel Muzikant und vielen anderen gegangen: Sein Name wurden vom
eloquenten Populisten verballhornt. Als Andreas Wabl aber sich als
"Wappler" verspottet hoerte, gab er Haider die einzig adaequate
Antwort: Er zeigte ihm den Mittelfinger. Aber vielleicht ist sogar
das zuviel der Ehre. *Bernhard Redl*
**********************************************************
'akin - aktuelle informationen'
a-1010 wien, wipplingerstrasze 23/20
kontakt: bernhard red
vox: ++43 (0222) 535-62-00
(anrufbeantworter, unberechenbare buerozeiten)
fax: ++43 (0222) 535-38-56
http://akin.mediaweb.at
Bank Austria, BLZ 12000,
223-102-976/00, Zweck: akin