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Aussendungszeitpunkt:   20.03.2001 - 16:15
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EU/Frauen: Osterweiterung - Empowerment oder Marginalisierung?

>Chancen & Probleme von Frauen im Wirtschaftsbereich

Am 16./17. Maerz 01 trafen 32 NGO-Aktivistinnen,
Wissenschafterinnen und EU-Expertinnen aus West-, Zentral- und
Osteuropa zu einer zweitaegigen "Konsultation" in Wien zusammen,
um ueber die Auswirkungen der EU-Osterweiterung, speziell fuer
Frauen, zu beraten und zukuenftige politische Kooperationen zu
besprechen. Die Tagung wurde von WIDE (Women in Development
Europe)-Oesterreich ausgerichtet.

"Wir sollten jetzt die Kluft der Sozialstandards zwischen Ost und
West schlieszen, jetzt, wo wir im Warteraum der EU sitzen. Denn
eigentlich braucht die EU unsere Laender".

Die anschaulich praesentierten Laenderberichte aus Bulgarien,
Jugoslawien, Ungarn, Slowakei, Polen, Russland, Kroatien,
Lettland, Rumaenien und der Tschechischen Republik zeichnen einen
dramatischen Befund. Die Arbeitslosigkeit - offizielle Statistiken
sprechen im Fall von Bulgarien von 18%, im Fall von Jugoslawien
von 27% - ist das vordringlichste Problem. Frauen sind in fast
allen Laendern ueberproportional von Erwerbslosigkeit betroffen.

"Seit 1997 spielt die katholische Kirche eine erdrueckend starke
Rolle in Polen und ist dabei sehr frauenfeindlich. Abgesehen davon
haben wir keine nationalen Institutionen fuer Frauenfragen, es
gibt keine Mechanismen, die Gleichstellungspolitik befoerdern
wuerden. Wir koennen niemand aus der staatlichen Politik fuer
unsere Anliegen ansprechen. Die polnische Regierung bruestet sich
damit, als einziges Land offen gegen die Genderpolitik der EU
aufzutreten. Ein EU-Beitritt koennte uns Fortschritte in der
Frauenpolitik bringen. Wir brauchen Hilfe von auszen, um Druck im
Land zu erzeugen", sagt Kinga Lohmann vom regionalen
Frauennetzwerk, der Karat Coalition.

"Die russische Regierung muesste zuerst den Tschetschenienkrieg
beenden, um Beitrittskandidat zu werden. In politischem Sinne,
wuerde sich ein Beitritt sicherlich positiv auswirken, denn die
Politik der EU koennte fuer Frauen eine fortschrittliche Rolle
spielen. Wirtschaftlich bin ich mir nicht sicher, was ein EU-
Beitritt bringen wuerde. Unsere Wirtschaft liegt am Boden:
Kriminalitaet, Mafia, keine funktionierenden Gesetze."
Frauenhandel und Prostitution nehmen zu. Aktuell laeuft eine
Diskussion ueber die Legalisierung der Prostitution. Das Argument?
"Es wuerde dem Staat Steuern bringen. Warum sich Frauen
prostituieren und was es fuer sie heiszt, ist kein
Diskussionsthema", entruestet sich Marina Malysheva, Oekonomin, am
Institute on Socio-Economic Studies of Population mit Schwerpunkt
Genderforschung taetig.

Die EU-Osterweiterung wird allgemein als positiv gewertet.
Allerdings erwartet sich kaum eine der Vertreterinnen aus Ost- und
Zentraleuropa (CEE) oekonomische Verbesserungen, hier herrscht
Illusionslosigkeit. Einerseits ist allen bewusst, dass die Laender
einen "Wettbewerbsvorteil" aufgrund niedriger Loehne haben,
andererseits ist ebenso klar, dass oekonomisches und soziales
Dumping problematisch ist. Bezweifelt wird auch, dass eine
staerkere Migration Richtung Westen im Falle eines Beitritts
einsetzen wuerde - migriert wird schon jetzt. Erwartungen an einen
EU-Beitritt richten sich vielmehr an politische Impulse fuer eine
Gleichstellungspolitik. (WIDE/gek.)

>>  Info: WIDE-Oesterreich, Bergg. 7, 1090 Wien; tel: 01-3174031, 
    fax:01-3157250, wide.austria@magnet.at

 

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