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Aussendungszeitpunkt: 27. Februar 2001 - 17:36
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Indonesien:

> Gefoerderter Kahlschlag

Studie belegt fuehrende Beteiligung der Industrielaender am
Holzraubbau

Die Industrielaender Europas, Nordamerikas und Japan haben die
Entwaldung ganzer Teile Indonesiens und die damit verbundenen
Menschenrechtsverletzungen nach Kraeften gefoerdert. Zu diesem Schluss
kommen Umweltorganisationen in einer Studie ueber die Holzindustrie
der 1990er Jahre.

Hunderttausende von Hektar unberuehrter Regenwaelder wurden in den
Jahren des Booms in Indonesien ohne Ruecksicht abgeholzt, um den
Bedarf der explosionsartig wachsenden Papierindustrie zu decken. Die
staatlichen Exportkreditversicherer westlicher Industrienationen
lieferten nach Erkenntnissen der US-amerikanischen 'Environmental
Defense' und der indonesischen Organisation 'Bioforum' das Geld fuer
den Ausbau.

Dabei wurden selbst die bestehenden minimalen Umweltstandards grob
missachtet, reklamieren beide Organisationen in ihrem gemeinsamen
Bericht. Zudem werden die meisten der mit internationalen
Foerdergeldern gebauten Papiermuehlen in Indonesien auch mit massiven
Menschenrechtsverletzungen in Zusammenhang gebracht. Der Widerspruch
lokaler Gruppen gegen den Kahlschlag und oftmals Verlust ihrer
Lebensgrundlage wurde mit Waffengewalt unterdrueckt.

Als Beispiel fuer das in Indonesien in den 1990er Jahren uebliche
Verfahren zitieren die Umweltorganisationen die 'Tanjung Enim
Lestari'-Papiermuehle in der Region Benakat auf der Insel Sumatra.
Eine eigens gegruendete Schwesterfirma, 'Musi Hutan Persada', haette
die Papiermuehle eigentlich ueber eigens angelegte Plantagen mit dem
noetigen Rohstoff versorgen sollen. Das Unternehmen pflanzte jedoch
niemals auch nur einen Baum. Stattdessen begannen Trupps damit,
illegal Waelder abzuholzen. Protesten der lokalen Bevoelkerung
begegneten die lokalen Behoerden und die sogenannten
Sicherheitskraefte der Papiermuehle mit Drohungen und Schikanen.
Die Bewohner wurden sogar dazu gezwungen, rund 1.250 Hektar
Gummiplantagen, von deren Ertrag sie lebten, an die Papiermuehle
abzutreten. Wer sich weigert, wurde zuerst bedroht und dann
beschuldigt, die Entwicklung des Landes zu behindern, was in
Indonesien mit Gefaengnis bestraft werden kann.

Trotz der Proteste der lokalen Bevoelkerung garantierten noch 1994
Exportversicherer aus Deutschland, Finnland, Japan, Kanada und
Schweden fuer ein Finanzierungspaket von 1,5 Milliarden US- Dollar
fuer die Papierfabrik. Drei Jahre spaeter standen sie noch einmal fuer
weitere 1,3 Milliarden gerade.

Zu den Umweltschaeden durch die Abholzung kommt auch noch die
Wasserverschmutzung durch die Abwaesser aus der Papier- und
Zellstoffproduktion. Aerzte, die im letzten Jahr Doerfer in der
Umgebung der Anlage besuchten, stieszen auf eine grosze Zahl von
Geschwueren und anderen Hautveraenderungen bei den Anwohnern der
Papiermuehle.

Aehnliche Flaechenschaeden wie die Papiermuehle von Benakat richtet
auch die Papierfabrik von Indah Kiat auf Sumatra an. Weil die zur
Versorgung der Produktion vorgesehenen Plantagen immer noch keine
Baeume anbieten koennen, die zu verarbeiten sich lohnte, holzt das
Unternehmen Primaerwaelder ab. Jedes Jahr fallen der Fabrik 200
Quadratkilometer Regenwald zum Opfer. Seit Beginn der Produktion vor
zwoelf Jahren hat allein diese Fabrik 2.780 Quadratkilometer Regenwald
vernichtet, eine Flaeche so grosz wie Luxemburg.

Auch die Papierfabrik von Indah Kiat, die dem Konzern 'Asia Pulp and
Paper' gehoert, wurde mit dem Geld auslaendischer Investoren
finanziert. Fuer sie gewaehrten Exportversicherer aus Finnland,
Kanada, Schweden und Spanien Garantien fuer Investitionen ueber 500
Millionen Dollar. Exportversicherer aus Deutschland und den USA waren
ebenfalls, wenn auch nur am Rande, beteiligt.

Bioforum, Environmental Defense und zahlreiche andere
Umweltorganisationen weltweit werfen den ausnahmslos staatlichen
Exportversicherungsagenturen der Industrielaender vor, mit ihren
Garantien umweltzerstoerende Projekte zu foerdern. Sie wollen deshalb
mit einer Aufklaerungskampagne auf die Folgen aufmerksam machen.

Waehrend nationale und multilaterale Kreditgeber mittlerweile ihre
Umweltstandards deutlich angezogen haben, herrscht bei den
Exportversicherern weitgehend Fehlanzeige. Mit ihren
Investitionsgarantien, ermoeglichen sie nach Ansicht der
Umweltschuetzer deshalb oftmals Vorhaben, die multilaterale
Institutionen wegen schwerere oekologischer Folgen abgelehnt haben.
*Danielle Knight, 23.2.2001, IPS*

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