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Aussendungszeitpunkt: 24. Januar 2001 - 2:20
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OeGB:

> Die kmsfb und die Kunst

Keine Lieder im Gewerkschaftshaus

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Es sollte ein schoenes Fest werden: Die Ausstellungseroeffnung des
vielseitigen Kuenstlers Joseph Kuehn Ende Jaenner in den
Raeumlichkeiten der Gewerkschaft fuer Kunst, Medien, Sport und
freie Berufe (kmsfb) im Haus Concordia" in der Bankgasse 8. Titel
des neuen Zyklus von Joseph Kuehn: Weltenmenschen in
Menschenwelten"

Doch das Vorhaben endete schlussendlich in einem Desaster, noch
bevor ein Bild an der Wand hing. Kuehn: Das Haus Concordia ist
wunderschoen. Der Ausstellungsort selbst sollte das eigentlich
haesslich wirkende Buero der Gewerkschaft sein. Das haette mich
nicht gestoert. Mich freute, dass ich in meiner Gewerkschaft
meinen Berufskollegen meine Arbeiten haette zeigen koennen..." Ich
sollte die Ausstellung singend" eroeffnen. Ich wollte einen Text
ueber Joseph Kuehn zur Melodie von Jimmy Hendrix' Hey Joe"
vortragen. Auszerdem das Gewerkschaftslied Joe Hill". Zudem wollte
ich einen Essay vorbereiten: Ueber die Dummheit in der
Kunstkritik".

Ich freute mich bereits auf diese Veranstaltung, denn im
Concordia-Haus ist auch die Journalisten-Gewerkschaft beheimatet.
Mich stoert in der Kulturberichterstattung der Medien, dass darin
bildende Kunst kaum mehr vorkommt. Und wenn, dann nur bei groszen
Events wie Picasso oder Klimt... Und darueber haette ich gerne mit
Journalisten und Kuenstlern diskutiert.

Doch dann kam ein Anruf eines Gewerkschaftsfunktionaers, der bei
mir ganz selbstverstaendlich innerhalb von zwei Tagen eine
brauchbare, versendbare Einladung in einer Auflage von 310 Stueck
anforderte. Ich dachte: Oeha! Wer zahlt mir das eigentlich? Und
lieferte dennoch fristgerecht dem Auftraggeber...

Kurze Zeit spaeter meldete sich wieder die Gewerkschaft bei Kuehn:
Bei der Ausstellung duerften keine Lieder gesungen werden, weil
dafuer muesste man 50.000,- Schilling Abgaben an die AKM zahlen.
Auch der Vortrag zum Thema Kunstkritik duerfe nicht gehalten
werden, denn dafuer muessten Abgaben an die LVG (Literarische
Verwertungsgesellschaft) gezahlt werden.

Ich war erstaunt: In der Gewerkschaft darf ich kein
Gewerkschaftslied singen? Im Haus der Journalistengewerkschaft
wird mir das freie Wort verboten?" Ich erkundigte mich bei AKM und
LVG ueber die angebliche Abgabepflicht fuer diese Veranstaltung.
Dort zeigte man sich darueber blosz verwundert. Ich klaerte die
Kollegen ueber den Irrtum auf und merkte kritisch an, dass man
doch wegen einer solchen Formsache einem Autor keinesfalls
verbieten duerfe, einen Vortrag ueber Kunst zu halten. Ich bat,
mit jemandem von der Journalistengewerkschaft darueber diskutieren
zu duerfen. Das war nicht moeglich. Ich rief bei der
Kulturabteilung des OeGB an, um ueber die Sache zu reden. Dort war
man zwar verwundert, aber schlieszlich schien ja doch alles zu
einem guten Ende" gekommen zu sein... Indes, es kam knueppeldick,
wie man so sagt.

Am 4. Jaenner beschloss der Vorstand von kmsfb, Fachgruppe
Bildende Kunst einstimmig", die geplante Ausstellung wegen einer
angeblichen Skandaldrohung" abzusagen. In einem eingeschriebenen
Brief an Joseph Kuehn heiszt es dazu zynisch Wir bedauern diese
Entwicklung."

Nun wollte ich eine Stellungnahme dazu von meiner Fachgruppe
Journalisten hoeren. Man verweigerte ueber eine Woche lang, mich
telefonisch zu einem meiner Kollegen durchzustellen. Erst nach
Interventionen beim Praesidium des OeGB konnte die Vorsitzende der
Journalistengewerkschaft, Frau Zimmermann, ueber die Ereignisse
informiert werden.

Sie war zwar darueber entsetzt, aber nicht ueberrascht: Wir werden
natuerlich gegen diese Vorgaenge protestieren, aber denen wird das
vermutlich ziemlich egal sein..."

Dieter Schrage vom Museum Moderne Kunst dazu: Es ist bekannt, dass
in der Kuenstlergewerkschaft ein aeuszerst konservatives
Kunstverstaendnis herrscht. Dort ist eine Ausstellungseroeffnung
eher ein Anlass zur gefaelligen Selbstpraesentation, bei der sich
Funktionaere im Nadelstreif selbst im Mittelpunkt sehen wollen,
aber nicht der Ort von kontroversiellen Diskussionen ueber
Kunst..." So werden -- vermutlich -- die Vorstandsmitglieder der
Kuenstlergewerkschaft auch Proteste von IG Autoren, Grazer
Autorenversammlung und anderen vermutlich ganz nach einer
Mir-san-mir-Mentalitaet eher kalt lassen.

Fazit? Es gibt eigentlich gar keines. Es geschah das, was am OeGB
leider gar nicht mehr verwundert. Den Schaden tragen alle: Die
beteiligten Kuenstler - und der OeGB...

Somit musste die Ausstellungseroeffnung von Joseph Kuehn im Haus
Concordia (Bankgasse 8, 1010 Wien) abgesagt werden.

Sie findet nun am Donnerstag, 25. Jaenner 2001, 20 Uhr im
Literarischen Salon Uhudla, Phorusgasse 7, 1040 Wien statt.

*Gerald Grassl / bearb.*
 

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