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Aussendungszeitpunkt: 6. Dezember 2000 - 3:06
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FPOeVP/Oekonomie/Umwelt:

> Billa-Boykott?

Zur Artikelserie von Fritz Pletzl zu Boykott als Mittel gegen die FPOe
(zuletzt in akin 35/00; akin-pd 28.11.2000)

*

Bravo! Weil die Supermarkt-Kette Billa laut Standard zu den
Unterstuetzern der FPOe gehoert, soll sie boykottiert werden. Was fuer
ein ueberzeugendes Argument! Welch triftiger Grund!

Dazu faellt mir sehr viel ein. Zunaechst, dass ich aus mir
naeherliegenden Gruenden Supermaerkte schon seit vielen vielen Jahren
ganz allgemein boykottiere:

- Supermaerkte verkaufen vor allem Billigware mit schlechter Qualitaet
- Supermaerkte sind oft gar nicht billiger
- die Nahversorgung gehoert bevorzugt
- weil ich mich vorwiegend mit Nahrungsmitteln aus biologischer
Landwirtschaft eindecke
- Supermaerkte verschmutzen die Umwelt: Autoparkplaetze, Zufahrten,
Garagenbauten, usw...

Die Folgen fuer mich: ich nehme oft viel laengere Wege mit dem Fahrrad
auf mich, um einzukaufen und ich gebe - fuer biologische
Nahrungsmittel - oft mehr als das Doppelte aus obwohl ich nicht gerade
"reich" bin.

Bei Billa kaufe ich hin und wieder, weil so manches sonst nirgendwo
oder fast nirgendwo zu erhalten ist: - z.B. Bio-Frischmilch. Ich
wuerde sie viel lieber in Biolaeden kaufen, aber da funktioniert die
Lieferung nicht, soll heissen, wenn ich gern eine einkaufen wuerde,
gibt es sie so gut wie nie. Ein kleiner Laden in meiner Naehe hat`s
einmal probiert, Biomilch zu verkaufen. Die kam jedoch so
unregelmaessig, dass Kunden und Verkaeufer schlieszlich entnervt
aufgaben.

Zum DANKE-Klopapier: Ich hab noch keine andere Moeglichkeit gefunden
ungebleichtes und ungefaerbtes Klopapier einzukaufen. Wenn wer was
weisz, soll er mir's sagen.

Die AKIN koennte eigentlich eine lange Liste von Geschaeften
anfuehren, wo man Produkte einkaufen kann, die

- laenger halten
- oekologisch sinnvoll sind
- die Umwelt nicht oder nur wenig verschmutzen
- nicht aus der Massentierhaltung stammen
- gesuender sind und besser schmecken als die im Supermarkt.

Aber nur weil der Chef der Firma mit irgendeinem einfachen
Parteimitglied zum Klagenfurter Stadtheurigen saufen geht, ist das in
meinen Augen noch kein Grund, irgendein Produkt zu boykottieren. Und
eigentlich kann ich den Billa-Chef und manch anderen sogar irgendwie
verstehen, hat doch die SPOe waehrend ihrer besten Regierungszeiten
vor allem die staatlichen Groszunternehmen bevorzugt und den vielen
Kleinunternehmern alle moeglichen buerokratische und finanzielle
Schikanen in den Weg gelegt. Wenn dann ein Moechtegern-Bundeskanzler
verspricht, er wuerde, falls er an die Macht kommt, dem Kammerstaat
und der Freunderlwirtschaft den Kampf ansagen und zum Buerokratie-
Abbau beitragen, dann wundert es mich nicht, wenn Kleinunternehmer auf
so einen Politiker hereinfallen.

Die Gruenen haetten doch auch gegen Freunderlwirtschaft, Macht der
Kammern und Buerokratie konsequent auftreten bzw. Kleinunternehmer
unterstuetzen koennen (das waere oft auch oekologisch sinnvoll
gewesen). Doch auch heute schaffen sie das noch immer nicht.

Apropos Gruene: Es ist schon beeindruckend (oder deprimierend) wie
unterschiedlich die fachlichen Qualitaeten oesterreichischer und
deutscher Gruene sind: Waehrend Madeleine Petrovics zum BSE-Skandal
nicht mehr zu sagen hat, als dass BSE-Tests flaechendeckend
durchgefuehrt werden sollten (ob diese BSE-Tests ueberhaupt etwas
bringen, ist noch gar nicht sicher), kam die deutsche gruene
Gesundheitsministerin bald auf den wesentlichen Punkt: Fleisch ist
eine Massenware und viel zu billig und das Landwirtschaftssystem
gehoert endlich voellig umgekrempelt. Es ist echt traurig, denn,
obwohl die Landwirtschaft einer der Hauptverschmutzer (ueberduengte
Boeden, Beitrag zum Treibhauseffekt durch die Massentierhaltung) der
Umwelt ist und die Gesundheit gefaehrdet (Fleischkonsum, Antibiotika-
Resistenz) haben die Gruenen zu dem Thema offenbar kaum etwas zu
sagen.

PS: Zumindest in der Stadt ist es nicht schwierig, Supermaerkte zu
boykottieren.

P.P.S.: Ich frage mich eigentlich, warum es in Wien ueberhaupt soviele
Billa-Laeden gibt. Wir haben seit vielen vielen Jahren in Wien eine
SPOe-Regierung. Das Magistrat scheint wohl jeden Billa, jeden
Supermarkt und jedes Grosz-Kino-Center unbedingt genehmigen zu
muessen! Ich war tief entsetzt als ich den groszen Billa-Laden im
neuenstandenen Uni-Campus gesehen habe.    *Thomas Herzel, gek.*

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