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Aussendungszeitpunkt: 30.10.2000; 16:30
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Der Polizei ist fad:

> Sekkante Polizisten

Das folgende Gedaechtnisprotokoll -- verfaszt unmittelbar nach
Ende einer "Amtshandlung" -- ist Teil einer Dienstaufsichtsbeschwerde
Herrn A.G.s wegen seiner Behandlung im Flughafen Schwechat.
Wir geben den Text nur leicht gekuerzt wieder:

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Wegen des Todes meiner Mutter musste ich mit meiner Tochter
kurzfristig in den Iran reisen. 17 Tage spaeter, am 23.10.2000,
flog ich mit Austrian Airlines um 3:00 Ortszeit von Teheran ab.
Die Maschine landete um 6:00 Uhr in der Frueh in Wien-Schwechat.
An der Passabfertigung stand zuerst meine Tochter, ihre
Abfertigung ging problemlos vonstatten. Dann nahm der Passbeamte
meinen oesterreichischen Pass und machte eine Computer-Abfrage,
worauf er mit lauter Stimme zu mir sagte: "Geh zur Seite, Du musst
warten, bis der Kollege kommt." Nach einigen Minuten kam ein
Polizist. Er war grosz, ziemlich kraeftig, rotwangig und trug
keine Kappe. Er nahm meinen Pass von seinem Kollegen. Dann sagte
er: "Komm mit, komm mit!" Ganz hoeflich fragte ich ihn, worum es
eigentlich gehe. Er schrie mich an: "Komm jetzt mit, dann wirst Du
schon sehen, worum es geht!" Ich antwortete ihm noch immer mit
normaler, freundlicher Stimme: "Bitte duzen Sie mich nicht, wir
kennen uns nicht." Er machte ein finsteres Gesicht und sagte:
"Komm, komm!" Da er meinen Pass hatte und Polizist war, ging ich
natuerlich mit. Er brachte mich in das Wachzimmer der
Flughafenpolizei und befahl mir, zur Seite zu gehen. Meine Tochter
ging ein paar Schritte weit mit, dann lief sie in den Wartesaal
und verstaendigte ihre Mutter und meine Freundin, dass ich ins
Wachzimmer gebracht worden sei, warum wisse sie nicht. Danach
kuemmerte sie sich um das Gepaeck.

Ich weisz nicht genau, wie viele Polizeibeamte insgesamt im
Wachzimmer waren. Drei von ihnen waren jedoch dann mit mir
beschaeftigt. Wieder fragte ich, worum es gehe, da ich seit 35
Jahren in Oesterreich bin. "Ich habe seit langem die
oesterreichische Staatsbuergerschaft. Bitte sagen Sie mir, worum
es geht!" Ein Kollege des groszen Beamten, etwa 40 Jahre alt, mit
einem hellen gruenen Hemd bekleidet, lief aus seinem Zimmer durch
die geoeffnete Tuer in das Zimmer, in dem ich mich befand. Er
sagte mir: "Wenn du auch hundertmal die oesterreichische
Staatsbuergerschaft hast, bist du doch kein gebuertiger
Oesterreicher."

Da regte ich mich auf. Ich leide seit drei Jahren an Parkinson,
weswegen ich noch staerker als ueblicherweise zitterte. Aufregung
ist fuer einen Parkinson-Kranken sehr schaedlich. Auf Grund der
gespannten Atmosphaere im Wachzimmer kam ich auch nicht dazu, den
Beamten zu sagen, dass ich krank bin, allerdings ist mein Zustand
deutlich erkennbar. Die Polizisten boten mir waehrend der ganzen
Einvernahme keinen Sitzplatz an. Ich hatte die ganze Zeit einen
schweren Rucksack am Ruecken.

Ich zitterte ganz stark, der Polizist, der aus dem anderen Zimmer
hereingekommen war, naeherte seine Faust meinem Gesicht und sagte:
"Wir sekkieren euch so lange, bis ihr endlich nach Hause
verschwindet!" Ich sagte mit lauter Stimme zu diesem Polizisten:
"Ich bin kein Verbrecher, Sie duerfen mich nicht so behandeln." Er
aeffte mein Zittern nach und machte sich darueber lustig. Mit der
Faust boxte er mich auf der linken Seite in die Rippen. Der grosze
Polizist und ein anderer Kollege, den ich nicht beschreiben kann,
standen hinter mir. Der Mann mit dem gruenen Hemd boxte mich
erneut zum groszen Polizisten hin. Ich schrie ganz laut: "Warum
schlagen Sie mich?" Der Polizist stiesz mich wieder zu seinem
Kollegen, dieser stiesz mich wieder zurueck. Ich schrie noch
lauter: "Warum schlagen Sie mich? Ich werde Sie anzeigen!" Der
Polizist, der mich geschlagen hatte, laechelte, und mit der
rechten Hand zeigte er mir den erhobenen Mittelfinger. Ich fragte
wieder: "Worum geht es? Warum schlagen Sie mich? Warum sagen Sie
mir nicht, worum es geht?" Der Polizist, der mich geschlagen
hatte, biss die Zaehne zusammen, dann sagte er leise zu mir: "Hast
Du noch nicht genug?" Sie verfassten ein Protokoll. Wenn ich mich
richtig erinnere, lautete der Inhalt des Protokolls, dass ich an
meiner Wohnadresse, an der ich hauptgemeldet bin, jederzeit
erreichbar sein muesse. Ich las das Protokoll durch und bemerkte,
dass die Uhrzeit der Einvernahme mit 1/2 8 Uhr angegeben war,
waehrend es tatsaechlich noch nicht einmal 7 Uhr war. Daraufhin
aenderte der Beamte die Uhrzeit richtig auf 1/2 7 Uhr, dann warf
er mir den Pass ueber den Tisch zu. Ich sagte: "Ich moechte Sie
anzeigen und bitte um Ihre Dienstnummer und um Ihren Namen." Der
grosze Polizist bedrohte mich erneut mit der Faust:
"Unterschreibst du das oder nicht?" Darauf sagte ich: "Wenn Sie
dazuschreiben, dass Sie mich geschlagen haben, und dass Sie
verweigert haben, mir Ihre Dienstnummer zu nennen, unterschreibe
ich, sonst nicht." Der Polizist, der mich von der Passkontrolle
gebracht hatte, riss mir nun den Pass wieder aus der Hand,
fotokopierte ihn und schmiss ihn mir ins Gesicht. Dann sagte er:
"Jetzt kannst Du verschwinden!" Ich zitterte sehr stark und war
voellig verwirrt. Ich begann auf Haider zu schimpfen und ging in
die Ankunftshalle. Ich war von kurz nach 6:00 Uhr bis kurz vor
7:00 Uhr in der Wachstube gewesen.

In der Ankunftshalle schrie ich laut: "Die Polizisten
haben mich mitgenommen und geschlagen, bitte helfen Sie mir!" Da
meine Tochter, deren Mutter und meine Freundin sahen, dass drei
Kobra-Polizisten zu uns kamen, baten sie mich, ruhig zu sein. Sie
erzaehlten mir, sie seien zum Eingang der Flughafenpolizei
gegangen und haetten dort gelaeutet und nach mir gefragt. Nach dem
zweiten Laeuten sei ein Polizist zu ihnen gekommen, der ihnen in
deutlich erhoehter Lautstaerke gesagt habe: "Beruhigen Sie sich,
er kommt gleich frei. Wenn er nicht ein alter kranker Mann waere
und ich nicht jetzt, nach 23 Stunden Dienst, heimgehen wollte,
haetten wir ihn verhaftet, so hat er bei uns herumgeschrieen.
Diese Auslaender koennen sich doch nicht so auffuehren." Auf die
Vorhaltungen der beiden Frauen, dass Herr G. die oesterreichische
Staatsbuergerschaft habe, sagte er: "Trotzdem, er ist nicht von
hier!" Eine der beiden Frauen ersuchte den Polizisten, sich zu
entspannen, worauf dieser antwortete, Herr G. habe ihn als Beamten
beleidigt. Darauf sagte ihm die eine Frau, sie sei ebenso wie der
Polizist Beamtin, und sie fuehle sich von Herrn G. nicht
beleidigt. Die andere fragte ihn, was denn eigentlich gegen Herrn
G. vorliege. Der Polizist antwortete noch immer sehr laut:
"Irgendwas aus dem Jahre 1994, es ist nichts Ernstes, aber er kann
sich doch nicht so auffuehren."

Meine Tochter war zuerst am Gang gewesen, sie erzaehlte mir
spaeter, dass sie hoerte, "wie es geklescht hat". Die Rippen auf
meiner linken Seite tun mir noch immer weh. ***
 

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