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Aussendungszeitpunkt: 17.10.2000; 16:30
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Oekonomie/Kommentar:

> Alles eine Terminfrage

Zur aktuellen Oelkrise

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Der Oelpreisanstieg in diesem Jahr ist nicht auf Rohoelmangel
zurueckzufuehren ist, sondern ausschlieszlich auf Spekulationen an
den Warenterminboersen London, New York und Rotterdam. Die Manager
der verschiedenen Investment- und Pensionsfonds verfuegen ueber
derart grosze Vermoegenswerte (Wertpapiere), dasz es ihnen ein
Leichtes ist, darauf Geld als Kredit einer (privaten) Bank zu
bekommen. Mit diesem Geld koennen sie die Produktion im voraus
aufkaufen und dann den Preis in die Hoehe treiben (Terminkontrakte
= Futures). Nach erfolgreicher Spekulation wird der Kredit wieder
zurueckgezahlt und damit das Geld wieder vernichtet.

Natuerlich gibt es bei einer so lang anhaltenden Aufwaertsbewegung
immer viele Trittbrettfahrer, die den Trend noch verstaerken.
Einer davon duerfte Saddam Hussein gewesen sein, dem man zwar den
Export seines Rohoeles verboten bzw. beschraenkt hat, der nun aber
mit seinem Geld auf steigende Rohoelpreise mitspekuliert haben
duerfte.

Erst die Androhung Praesident Clintons, die strategischen
Treibstoffreserven zu oeffnen, hat die Spekulation jetzt einmal
zum Stillstand kommen lassen. Diese Masznahme (ganz entgegen allen
neoliberalen Dogmen) ist nur aus dem Praesidentchaftswahlkampf
heraus getroffen worden, um Gore zu staerken und Bush den Geldhahn
abzudrehen (wird von den Texanischen Oelfirmen gesponsert).

Dazu zitiere ich aus dem Spiegel Nr. 39 (25. 9.): "Voll erwischt
vom Oelschock" Im Untertitel steht: "Der Kanzler hat es mit
uebermaechtigen Gegnern zu tun: mit Spekulanten und Oelscheichs"
Wieso die Oelscheichs zu dieser Ehre kommen, weisz ich nicht.
Immerhin hat die OPEC dieses Jahr die Foerderquoten dreimal
erhoeht.

Spaeter ist im Text zu finden:  "Immer waren es politische
Konflikte, die den Barrel-Preis nach oben trieben und die
Weltwirtschaft schwaechten. Heute fehlt ein solche Ausloeser,
trotzdem steigen die Preise ins Maszlose - eine historisch
einmalige Situation. [...] Gewiss ist die Nachfrage nach dem
Brennstoff in den vergangenen Jahren gewachsen: Die Wirtschaft
laeuft in den meisten Staaten wie geschmiert, insbesondere in den
USA [nach meinen Informationen eine Statistik-Luege durch
Ueberbewertung der New Economy, G. M.]. Auch die Tigerstaaten in
Asien haben sich von der schweren Finanzkrise [auch durch
Spekulation verursacht G.M.] erholt. Europas junger Boom [3%
Wachstum werden neuerdings bereits als "Boom" bezeichnet G.M.]
kommt ebenfalls nicht ohne den Rohstoff Oel aus. Doch gleichzeitig
hat die Opec die Foerderung ausgeweitet, allein in diesem Jahr um
mehr als drei Millionen Barrel pro Tag [das sind ueber 10 %!! der
Opec-Foerderung] - ohne allerdings den beabsichtigten Effekt zu
erzielen und die Preise zu druecken. [...] Das Gesetz von Angebot
und Nachfrage scheint auszer Kraft. die Preisbildung nach Lehrbuch
funktioniert nicht mehr. [...] Manche glauben, es seine vor allem
die Jungs an der Terminboerse in London, die mit ihren wilden
Spekulationsgeschaeften den Oelpreis in absurde Hoehen treiben. An
der International Petroleum Exchange handeln sie jenen Preis aus,
der derzeit ueber das Schicksal der globalen Oekonomie
entscheidet: Nordsee-Oel der Marke Brent gilt als Richtschnur fuer
die ganze Branche. In den vergangenen Monaten kamen immer mehr
Spekulanten auf den Markt, die mit ihrem Geld auf weiter steigende
Preise wetten. Mit einem Kapitaleinsatz von etwa 4000 Dollar kann
auch jeder Privatanleger ueber seine Bank einen Kontrakt ueber die
Lieferung von Oel im November im Wert von 34 000 Dollar
vereinbaren. Wenn der Oelpreis steigt, wuerde er diesen Kontrakt
mit Gewinn an ein Unternehmen verkaufen, das das Oel tatsaechlich
braucht. So hat das Treiben in der Londoner Boerse immer weniger
mit dem realen Oelgeschaeft zu tun. [...] 1973 bei der ersten
Oelkrise gab es solch eine Terminboerse noch nicht. Doch nun
spekulieren in London selbst Oellaender wie Algerien oder Iran.
Und auch die Oelmultis mischen bei diesem seltsamen
Boersengeschaeft munter mit. So verdiente BP 1998 rund 215
Millionen Dollar allein mit dem Handel von Terminkontrakten."

Derartige Spekulationen (einmaliger Kauf eines Terminkontraktes
und spaeterer Verkauf zu hoeheren Preisen) waeren auch nicht durch
eine Tobin-Steuer verhindert worden. Darueber haetten die
Spekulaten hoechstens gelacht.

*Gerhard Margreiter*
*INWO-Oesterreich (Initiative fuer eine Neue Wirtschaftordnung)*
 

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