Wien kommunal/Initiativen:
> Wan der Denzel net wueh...
Die Autofirma Denzel AG und OeVP-Bezirksvorsteher Achleitner geben
nicht auf: Vorerst sind sie zwar mit ihren Plaenen, den
"Gruenwald-Park" an der Linken Wienzeile zu verbauen, bei der
Bevoelkerung abgeblitzt. Ueber tausend Anrainer haben gegen das
Wahnsinnsprojekt unterschrieben: Ein achtstoeckiges Buerohaus mit
zweistoeckiger Tiefgarage und einer unterirdischen Zufahrt zum
Denzel-Betriebsgelaende!
Vor dem Sommer wurde im Bezirksparlament unter dem Druck der
Proteste nach langem Hin und Her schlieszlich doch eine
Buergerbefragung beschlossen. Weil der Bezirksvorsteher aber genau
weisz, dasz diese gegen sein Projekt ausgehen wuerde, versucht er
die Befragung nun wieder zu hintertreiben und auf den Sankt
Nimmerleinstag zu verschieben.
Mit welchen Mitteln der saubere Herr Achleitner arbeitet, um seine
Plaene durchzusetzen, konnten wir bereits zur Genuege erfahren:
Ueber ein halbes Jahr lang hat er Buergern und Zeitungen immer
wieder die Luege aufgetischt, der Park wuerde durch einen
Grundstueckstausch trotz Verbauung um 2000 m2 groeszer. In
Wahrheit wuerde der Park zwar keineswegs vergroeszert - dafuer
aber mueszten saemtliche Baeume im vorderen Teil des Parks
geschlaegert werden. Der Rest wuerde zu einem erheblichen Teil im
Schatten des Buerohauses liegen - und das Tauschgrundstueck der
Firma Denzel ist mit Altlasten verseucht!
Bei einer Buergerversammlung im Juni aber hat Denzel-
Generaldirektor Sieber sein wahres Gesicht gezeigt: Falls er seine
Verbauungsplaene nicht durchsetzen kann, droht er mit dem Bau
einer groszen Spritzlackiererei direkt hinter dem Park, die dessen
Erholungswert stark beeintraechtigen wuerde.
Was das fuer hunderte Parkbenuetzer und ihre Kinder bedeuten
wuerde, kann dem Herrn Generaldirektor natuerlich gleichgueltig
sein: Fuer ihn und seine Familie hat die Autofirma kuerzlich um 30
Millionen eine Villa in Hietzing erstanden - mit einem fast 3000m2
groszen Privatpark. Dasz dort keine Garage oder Lackiererei gebaut
wird, versteht sich freilich von selbst ...
Eine Oase fuer Gumpendorf
Um ihr ramponiertes Image im Bezirk wieder etwas aufzupolieren,
sponsert die Autofirma nun Kulturveranstaltungen. Aber nur bis zu
einem bestimmten Punkt. Letzten Mittwoch, am Vorabend der
Eroeffnung des Kultur- und Architekturprojektes "cultural
sidewalk" in der Gumpendorferstrasze in Wien-Mariahilf hat der
Hauptsponsor Denzel AG massiv in die Gestaltung der
Architekturausstellung eingegriffen.
Diese Ausstellung war von einem jungen Architektenteam in
monatelanger Arbeit zusammengestellt worden und befaszte sich mit
der Geschichte der seit Jahrzehnten umstrittenen "Denzelgruende"
zwischen Naschmarkt und Gumpendorferstrasze. Dabei war unter
anderem auch die Arbeit der Buergerinitiative dokumentiert, die
sich seit ueber zwanzig Jahren fuer den gemeindeeigenen Park auf
dem Gelaende einsetzt.
24 Stunden vor der Eroeffnung durch Kulturstadtrat Peter Marboe
erschien nun eine vierkoepfige Delegation der Firma Denzel im
Buero der Ausstellungsmacher und forderte diese ultimativ auf, die
Ausstellung von jeglichen Materialien zu saeubern, die in
irgendeiner Form den Verbauungsplaenen des Autokonzerns
zuwiderlaufen koennten.
Der Ausstellungscontainer darf jetzt ausschlieszlich zu
Propagandazwecken fuer das spekulative Verbauungsprojekt der Firma
verwendet werden: Ein achtstoeckiges Mietbuerohaus mit
zweistoeckiger Tiefgarage und einem Autotunnel unter dem Restpark.
Dafuer soll eine aufwendig gemachte Jubelbroschuere verteilt
werden, die den sinnigen Titel traegt: "Eine Oase fuer
Gumpendorf".
Jetzt einmal ganz abgesehen davon, dasz die schon seit neunzehn
Jahren bestehende Parkoase gerade durch die angestrebte Verbauung
zerstoert werden wuerde: Die Denzel-Werbefritzen wissen
offensichtlich nicht einmal, wo sich ihre Firma eigentlich
befindet: Das Graetzl heiszt naemlich (wie jeder Wienerlied-Kenner
weisz) seit alters her "Laimgrube" - der Stadtteil "Gumpendorf"
hingegen liegt einige Kilometer weiter westlich am Guertel.
Und ob das Kalkuel der Firma Denzel aufgeht, sich durch eine
millionenschwere Imagekampagne oeffentliche Akzeptanz fuer ihre
Verbauungsplaene zu erkaufen, darf angesichts ihrer mehr als
plumpen Vorgangsweise doch eher bezweifelt werden ...
(BI Denzelgruende / bearb.)
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