Widerstand/Kapitalismus/Australien:
> Der Bruch einer Tradition
Das WEF-Treffen in Melbourne ging am Mittwoch zu Ende - mit dem Stockkaempferbewerb
fuer
Polizisten
Das Ausmasz der von der Polizei ausgeuebten Gewalt eskalierte nach den
anfangs erfolgreichen
Blockaden gegen das World Economic Forum (s. akin 24/00). Der 13.September
fing morgens
mit einem Schlagstockangriff auf cirka 40 Leute an, die die Eingang
Clarendon Street
blockierten, waehrend die meisten Leute am Eingang Queensbridge Street
waren. Einem ABC-
Bericht entnommen: Einer der Demonstranten, Nick, sagt, dasz er und
seine Kollegen den
Polizeikraeften hoffnungslos unterlegen waren, die den Angriff heute
morgen durchfuehrten.
"Ich sah eine Frau von cirka 40 Jahren, die zu Boden fiel, und die
Leute riefen, sie sollten
sie rauslassen, ihr die Moeglichkeit geben, aufzustehen... Leute wurden
verletzt, viele schrieen,
viele junge Leute gingen zu Boden," sagte er.
Vorangegangen war ein aehnlicher Schlagstockangriff Dienstag nacht,
um die WEF-Delegierten
hinauszubringen. Riot-Polizei griff brutal die Leute an, die gewaltlosen
buergerlichen Ungehorsam
ausuebten, und mehr als 20 Personen muszten im Krankenhaus behandelt
werden. ABC interviewte
den bekannten Melbourner Entertainer Rod Quantock, der sagte, dasz
mehrere seiner Freunde
von Schlagstoecken getroffen wurden und dasz die Aktion nicht provoziert
worden sei:
"Nichts kann die da angewendete Gewalt rechtfertigen. Ich lag am Boden.
Ich konnte nicht
sehen, wer auf mich einschlug. Das haette sowieso nichts gebracht,
weil sie ihre Namensschilder
nicht trugen," sagte Quantock. "Ich wurde ueberall am Koerper von Schlaegen
getroffen
und erhielt einen harten Schlag auf die Kniescheibe, als ich versuchte
aufzustehen. Sie gingen
einfach auf uns los, griffen einfach an. Ich sah Leute, deren Gesichter
so blutig waren, dasz du
nicht mehr sehen konntest, ob das Maenner oder Frauen waren."
Klaus Schwab, der Gruender des Weltwirtschaftsforums, sagte: "Die Polizeiaktion
war
ausgezeichnet. Sie haben den Demonstranten am ersten Tag die Chance
gegeben, sich
ordentlich zu benehmen, sie haben angegriffen, als es noetig wurde,
Gesetz und Ordnung
wiederherzustellen." In aehnlicher Weise aeuszerte sich Labour-Premier
Steve Bracks, der
kundtat: "Der Polizei oblag die Verantwortung, Gesetz und Ordnung aufrecht
zu erhalten
und die Oeffentlichkeit zu schuetzen, die Delegierten zu schuetzen,
und auch die friedlichen
Demonstranten zu schuetzen, und das haben sie ganz fantastisch erledigt,
" sagte Bracks.
"Diejenigen, die ein unfriedliches Benehmen an den Tag legten und mit
Wurfgeschossen
schmissen, das sind die, die fuer die friedlichen und vernuenftigen
Demonstranten Probleme
verursachen." Der Sidney Morning Herald schreibt: Bis zu 200 Demonstranten
wurden von
der Polizei verletzt, die sie mit Schlagstoecken auf den Kopf schlugen,
sie mit Pferden
niederritten, sie an den Haaren hinter sich herzogen, die boxten, traten,
sie mit Ellbogen
traktierten und sogar bissen und die mit hoher Geschwindigkeit auf
Menschen zufuhren, um
Versammlungen aufzuloesen, wie ein Team von Beobachtern aussagte.
Beobachter schaetzen, dasz 90% der Beamten ihre Namensschilder abgenommen
hatten. Damien
Lawson vom Melbourne Western Suburbs Legal Centre sagt: "Dies beeinfluszt
sehr stark die
Moeglichkeit, sie zu Rechenschaft zu ziehen. Wenn sie niemand identifizieren
kann, dann haben
sie freie Hand und Straffreiheit. Einem jungen Mann wurden mit einem
Schlagstock zwei
Schneidezaehne ausgeschlagen und er brauchte notaerztliche Behandlung."
Cam Walker von Friends of the Earth berichte einem ABC-Reporter: "Wir
haben immer
buergerlichen Ungehorsam angewendet. Wir haben uns immer genau daran
gehalten, das heiszt,
die Polizei fordert uns auf, zu raeumen, sie tragen die Demonstranten
weg und nehmen sie fest,
wenn sie meinen, da waere was Ungesetzliches dabei gewesen. Die Polizei
hat eine 30 Jahre alte
Tradition gebrochen und friedlichen Demonstranten den Krieg erklaert",
sagte Walker,
Am Mittag gingen ueber 2000 DemonstrantInnen durch die Innenstadt und
hielten vor einem
Nike-Laden und mehreren McDonalds an. Am Nachmittag ebbte die Blockade
ab. Warum also
hat ein nicht gekennzeichnetes Polizeiauto sich mit Gewalt einen Weg
durch eine Gruppe
Demonstranten gebahnt? Als eine Person teilweise unter das Auto geriet
und die Leute darum
bettelten, dasz das Auto anhalten solle, da trat der Fahrer aufs Gas
und ueberfuhr die Person,
die sofort im Krankenhaus behandelt werden muszte und nur das bisher
letzte Opfer der brutalen
Polizeiangriffe und Gewalt ist, die von den WWF-Organisatoren und konservativen
Politikern wie
auch der Labour-Premier Steve Bracks und sein Vize John Brumby eingeleitet
wurden.
Der exzessive Einsatz von Gewalt durch die Polizei wird ein juristisches
Nachspiel haben. Ein
juristisches Team von Anwaelten, Jurastudenten und Rechtshelfern hat
sich zusammengefunden,
um Demonstranten juristische Hilfestellungen zu geben und hat ueber
300 Aussagen ueber die
unverhaeltnismaeszige Gewaltanwendung der Polizei waehrend der Blockadetage
aufgenommen.
(Takver@onaustralia.com.au / Uebers.: AFD Hamburg, i-afd_2@anarch.free.de / bearb.)
50 Fotos von den drei Tagen findet ihr auf Takvers Soapbox Site. Berichte
und Fotos sind
ebenfalls bei den Melbourner Indymedia: http:// www.melbourne.indymedia.org;
Takver's Soapbox: http://www. users.bigpond.com/Takver/soapbox/index.htm
Radical Tradition, an Australasian History Page http://members.
xoom.com/takver/history/index. htm
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