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Aussendungszeitpunkt: 30.8.2000; 00:30
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> Der Sommer ist vorbei. Nach zwei Monaten akin-Pause hat die
>Staatsgewalt nicht Urlaub gemacht. Daher hier eine Nachlese der
>Aktivitäten von Polizei und Justiz seit der letzten Printausgabe
>unseres Blattes.

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Donnerstag ist Demotag:

> Polizei verschaerft Gangart

Gaengelung, Spitzel, Anzeigen -- der Herbst laeszt einiges
erwarten
 

»Ein Polizist stellte nach uebereinstimmenden Berichten dabei
einem Demonstranten ein Bein, und stiesz ihn, waehrend er noch
fiel, gegen ein parkendes Auto. Andere DemonstrantInnen
protestierten, was einige BeamtInnen mit weiteren Schlaegen
beantworteten. Eine Demonstrantin wurde dabei brutal geschlagen
und zu Boden geworfen - nach anderen Darstellungen vom Fahrrad
gestoszen - und dabei schwer am Kopf verletzt. Sie musste mit
Verdacht auf schwere Gehirnerschuetterung von der Rettung ins
Spital gebracht werden. Der niedergestoszene Demonstrant wurde von
der Polizei festgehalten, nach Aufnahme der Personalien aber noch
vor Ort freigelassen.« (Zitat TATblatt online)

Solche Szenen wie diese von letzter Woche gibts nicht immer --
aber leider immer oefter. Die Polizei auf der Strasze versucht
immer mehr, die Demonstrationen mittels Tretgittern, Sperrketten
und Autoblockaden in ein Korsett zu schnueren. Frei nach dem
Motto: Moeglichst schnell raus aus der Innenstadt, weg vom
Parlament, links auf den Ring, dann die Mariahilferstrasze und
wenn wir ihnen nur moeglichst viel auf den Nerv gehen, dann loest
sich der Zug vielleicht am Westbahnhof auf - und wenn dann nur
mehr "einige Witzbolde" (Originaljargon Polizeiprotokoll) da sind,
dann reiche ein "energisches" Auftreten und diese verlassen "fast
fluchtartig den Ort des Geschehens".

Gluecklicherweise funktioniert das nicht ganz so, wie die Polizei
es will und so war ueber den Sommer auch noch eine andere Tendenz
zu beobachten: Die massive Durchdringung der Demonstration mit
Spitzeln, um die bei der Polizei so beliebten "Verantwortlichen"
auszumachen. So bekam Ende Juni der erste von der Polizei ernannte
Organisator Post: Kurt Wendt durfte auf einen Schlag 14
eingeschriebene Briefe in Empfang nehmen, in denen er beschuldigt
wird, bei ebensovielen Demonstrationen es verabsaeumt zu haben,
diese anzumelden. Kurze Zeit spaeter erhielten Sonja Grusch und
Alexander Magnus ebenfalls derartige Demonstrationszuschreibungen.
Die Akteneinsicht ergab ein Bild von aeuszerst fleisziger
Polizeiarbeit, denn die Anzeigen fuszen auf peniblen Protokollen,
die reihenweise Feststellungen enthalten, wie: "20.47 Uhr: Magnus
begibt sich wieder alleine an die Spitze des Demonstrationszuges
und bestimmt mit den Worten ,gemma' den Abmarsch." oder "... hat
er zu einer Person woertlich gesagt: ,Du gehst mit Deiner Gruppe
am Schlusz".

Trotz solcher Repressionsmasznahmen, dem Sommerloch und den
"Ausstiegsstrategien der EU-14" waren die Demonstrationen jede
Woche gut besucht. So sollte es auch weiterhin kein Problem sein,
jeden Donnerstag am Ballhausplatz ueber 1000 Menschen zu
versammeln, die zu einem lauschigen Abendspaziergang in der Stadt
aufgelegt sind. Die Polizei hat ihr Kommen auf alle Faelle schon
zugesagt.                                                         *Bernhard Redl*

***
Weiterhin jeden Donnerstag ab 19 Uhr: Antifaschistisches
Herumknotzen auf der Wiese am Heldenplatz. Etwa zwischen 20:30 und
21 Uhr: Abmarsch. Bis in die Morgenstunden des Freitags:
Verkehrsumleitungen gegen Schwarzblau. Die Demonstrierenden bitten
wohlgesonnene Automobilistinnen und Automobilisten um hupende
Solidaritaetserklaerungen.
***

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Prozesse/Schwarzweiss:

> "Frische Luft tut keinem Saeugling weh"

Am Montag, dem 10. Juli 2000 fand die erste von etlichen Verhandlung im
Fall Traiskirchen vor dem UVS St.Pölten statt.
 

34 Menschen sind BeschwerdefuehrerInnen gegen die Polizei. Sie
wurden am 17. Jaenner 1999 im Fluechtlingslager Traiskirchen von
einer Horde PolizistInnen und zwei Hunden ueberraschend
ueberfallen, beschimpft, durchsucht (u.a. Anal-und
Vaginal"visitationen"), geschlagen, gedemuetigt und gefoltert,
auch ein zwei Monate altes Baby wurde nicht verschont.
"Suchtgiftrazzia im Zuge der Operation Herbstblatt" heiszt das
dann im Polizeijargon, oder "Amtshandlung der Gendarmerie". Von
19:30 bis 24:00 tobten sich die PolizistInnen aus. Gefunden haben
sie nichts. Sie bestreiten nun alle Vorwuerfe.

Der erste Verhandlungstag begann um 9 Uhr und endete unterbrochen
nur von kurzen Pausen nach 19:00. Fuenf Frauen wurden zu diesem
ersten Termin geladen und muszten sich 10 Stunden lang die
Zynismen des Vorsitzenden Richters, Paul Marzi, der von ihm
konsultierten "sachverstaendigen" Zeugen und der PolizistInnen,
die sich ploetzlich an gar nichts mehr erinnern, nicht einmal an
die eigenen KolegInnen, anhoeren. Die Frauen sollten nur kurz und
praezise antworten und (Marzi: "De soll ma kan Roman erzoehln: Jo
oder Na und aus") und auch die anfangs zugezogene Portugiesisch-
Dolmetscherin wurde von Marzi kraeftig unter Druck gesetzt, den
sie wiederum an die befragten Frauen weitergab. Zum Glueck sprang
dann ein Anwesender ein und uebersetzte auf Kingala. Er liesz sich
vom Richter nicht unterbrechen und gab den zwei an diesem Tag
vernommenen Frauen genuegend Zeit, die Geschehnisse zu schildern.

Der Vorsitzende Richter Marzi hatte gegenueber der APA bereits
geaeuszert, dasz sich die "Ueberpruefung" in Traiskirchen nicht
"auf Luft aufbaue," sondern es "gewichtige Gruende im Zusammenhang
mit Vergehen nach dem Suchtmittelgesetz" gaebe - Marzi kommt
selbst aus der Sicherheitsdirektion und sprach nach der
Verhandlung zwei der anwesenden Polizisten mit ihren Spitznamen
an.

Staendig wurde betont, auch in den verschiedenen Pressemeldungen,
die am Dienstag erschienen, dasz "im Zuge der Ausforschung eines
Drogenringes in NOe sich nun 15 Personen am Landesgericht NOe
verantworten muessen". Auszer dem Rechtsanwalt der 34
BeschwerdefuehrerInnen, Dr. Rainer, versuchten jedoch alle zu
vertuschen, dasz bei den Betroffenen NICHTS gefunden wurde.

Trotzdem durfte der "sachkundige Zeuge" (Abt. 2.8,
Innenministerium) Gerhard Jouszt ein ueber eine Stunde dauerndens
Referat ueber internationalen und nationalen Drogenhandel halten,
indem er u.a. versuchte zu rechtfertigen, was die PolizistInnen
abstritten - Eigentor sozusagen: So erzaehlte er, dasz im Zuge der
"Operation Streetrunner", die gerade laeuft, drei
Vertrauenseinkaeufe von verdeckten ErmittlerInnen durchgefuehrt
und dabei festgestellt wurde, dasz Drogen mit Wachs isoliert im
Mund, im Anal- und im Vaginalbereich versteckt wuerden. Auf die
Frage, ob es also auch Erfahrungen mit Dealerinnen gaebe,
antwortete er: "Nein, Erfahrungen mit Frauen haben wir nicht, aber
der Genitalbereich eignet sich sehr gut als Versteck." Er faehrt
fort: "Normalerweise fuehren wir bei Verdacht Roentgen oder
Ultraschalluntersuchungen vor. Das musz von einem Amtsarzt oder
von Vertrauensaertzten der Gendarmerie durchgefuehrt werden."

Motiviert durch die Fragen des Vorsitzenden faehrt er fort: "Es
gibt rund um Traiskirchen sozial Schwaechere und Fluechtlinge, die
benutzt werden, mit Suchtgift zu handeln. (...) Es gibt auch
internationale Erfahrungswerte und es sind eben v.a.
westafrikanische Leute, die im Straszenverkauf eingesetzt weren."

Abgeschlecktes Baby

M.L. erzaehlt, sie habe bereits geschlafen, als ihr Zimmer von 6
maennlichen Polizisten und einem Hund gestuermt wurde. Auch sie
beschreibt die Sturmgewehre. Das Fenster wurde aufgerissen, das
Baby entkleidet, die Windeln zerissen, das Zimmer auf den Kopf
gestellt. Der Hund schleckte das Baby unter den Lachkraempfen der
Polizisten ab. Obwohl man ihr verboten hatte, dasz Kind wieder
anzuziehen, tut sie das nach einiger Zeit. Den Zusammenhang mit
der Bronchitis und dem Fieber, unter der das Kind daraufhin
erkrankte, stritt der naechste "sachkundige Zeuge", ein
Gynaekologe, vehement ab. Auch die Frage des Rechtsanwalts, ob es
fuer ein Baby Qual, Leid oder Unbehagen bedeute, 4 Stunden lang
ungestillt, bruellend, bei Kaelte, von einem Hund beschleckt, ohne
die Umarmung der Mutter, neben einem offenem Fenster im Jaenner zu
liegen, antwortet der "Experte" laechelnd mit: "NEIN (!!!) - es
wurde spaeter ja wieder angezogen - frische Luft tut keinem
Saeugling weh." M.L. durfte auch nicht aufs WC, sie muszte in eine
Schuessel vor den Augen der 6 Maenner, die sich auf 1 Meter
Distanz aufpflanzten, urnieren. Auch bei M.L. erntete der Richter
mit seinen Einschuechterungs - und seinen weiteren Versuchen, sie
in Widersprueche zu verwickeln, keinen Erfolg.

Die weibliche Beamtin, Monika Waldberg, bestritt, dasz eine
weitere Polizistin bei der Aktion in Traiskirchen anwesend war
(obwohl es ZeugInnen gibt). Bei ihrem Versuch, die totale Harmonie
des Einsatzes zu beschreiben (alles ging ruhig vor sich, keinen
Widerstand, die Frauen lieszen sich freiwillig durchsuchen, sie
fuehrte bei Frau C. KEINE Vaginaluntersuchung vor, alle durften
Wasser trinken gehen, alle durften aufs WC, alleine in die Kabine,
sie habe zwar den Speichel einer Frau die ins Klo spuckte,
kontrolliert, das Urin aber nicht, Warum nicht?: "Das mach ich aus
Prinzip nicht." (?!). Durch die Befragung des Rechtsanwalts und
die unzaehligen Widerspruech, in die sie sich verstrickte, konnte
sie sich am Ende an gar nichts mehr erinnern. Obwohl sie bestritt,
dasz eine weitere Frau bei der Aktion und auch bei deren
Vorbesprechung ("Aktionseinsatzgespraech") am selben Tag zu Mittag
anwesend war, konnte sie nicht einmal schaetzen, wieviele Beamte
die "Amtshandlung" durchfuehrten. Der Richter versuchte staendig,
ihr aus der Patsche zu helfen, erinnerte sie kein einziges Mal an
die Wahrheitspflicht. Frau C. beschreibt, wie die Beamtin die
Vaginaluntersuchung durchgefuehrt hat und wie die maennlichen
Beamten durch die geoeffnete WC-Tuere gafften. Diese bestreitet
alles. Den durchsichtigen Medizinhandschuh habe sie nur zum
Abtasten der Frauen verwendet. Sie habe ihn kurz daraufhin
weggeschmissen. Warum dieser jedoch nicht gefunden wurde, kann sie
sich nicht erklaeren.            *Oekologische Linke/gek.*
 

Die Verhandlungen (mittlerweile waren schon ueber 10 Termine)
werden voraussichtlich noch andauern. Der UVS ist in der Naehe vom
Bahnhof St.Poelten, die Verhandlungen sind oeffentlich.
Informationen ueber Termine sind hoffentlich zu erlangen ueber:
Oekologische Linke (OeKOLI), Postfach 28, A-1153 Wien,
oekoli_wien@gmx.net
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Kurzmeldungen:
 

Publizistikfoerderung: Naechster Akt

Am 30.Juni faellte das Bezirksgericht Wien I ein erstes Urteil in
der Causa Publizistikfoerderung - der Bundesregierung wird dabei
recht gegeben in ihrem Verhalten gegenueber der Zeitschrift
"ZOOM", dieser die Foerderung vorzuenthalten. Das Urteil ist nicht
rechtskraeftig und wandert in die naechste Instanz - ins
Landesgericht fuer Zivilrechtssachen. Eine Analyse des Urteils und
der Berufung gibts hoffentlich in einer der kommenden Ausgaben.
(akin)
 

SEKkante Polizisten

Anfang Juli machte das Geruecht die Runde, die
Polizeiskandaltruppe SEK sei nach ihrem unruehmlichen Probebetrieb
aufgeloest worden. Leider duerfte dem nicht ganz so sein:
Sicherheitsgeneraldirektor Buxbaum verkuendete in einem Interview
im Standard vom 26.Juli, u.a. der Wiener Polizeipraesident Stiedl
habe sich sehr fuer die Truppe eingesetzt und er selbst, Buxbaum,
habe der Truppe lediglich ein "time-out" gegeben - ueber die
Zukunft der SEK werde dann im Herbst entschieden. In einem
"Falter"-Interview hingegen behauptete Minister Strasser, die SEK
gebe es "seit Ende Juli nicht mehr". Jetzt sind wir wieder so klug
als wie zuvor... (akin)
 

Versickertes Verfahren

Am 20.Juli vermeldete der Revolutionsbraeuhof das Ende einer
anderen Geschichte vom langsamen Mahlen der Justizmuehlen: Zur
Vorgeschichte: Im Mai 1995 wurde gegen 18 Personen, die von der
Staatsanwaltschaft/ Polizei dem Revolutionsbraeuhof "zugeordnet"
wurden, ein Strafverfahren wegen Teilnahme an einer
Staatsfeindlichen Verbindung, Bildung einer Kriminellen
Vereinigung, Herabwuerdigung der Republik und Aufruf zu Straftaten
eroeffnet. Anlasz waren offenkundig gefaelschte Druckwerke, die in
der "Neuen Kronen Zeitung" veroeffentlicht worden waren, sowie
eine "Sachverhaltdarstellung" des FPOe-Stadtrats Lothar
Gintersdorfer. In der Folge kam es zu umfangreichen Ermittlungen
gegen den Revolutionsbraeuhof, 23 Hausdurchsuchungen, umfangreiche
Beschlagnahmungen und Verhoere bei den Sicherheitsbehoerden fanden
statt. Das Ergebnis: Offenkundig nichts. Seit Mai 1996 schwebte
das Verfahren, allerdings wurde ein Gutteil der beschlagnahmten
Gegenstaende weder zurueckgegeben, noch eine Anklageschrift
erstellt oder gar ein Gerichtsverfahren eroeffnet. Erst jetzt, im
Rahmen einer parlamentarischen Anfrage der Gruenen wurde bekannt,
dasz das Strafverfahren im Juni dieses Jahres eingestellt wurde.
(RBH/bearb.)
 

In Linz beginnt's!

Aus Linz erreichte uns folgende Darstellung: In der Nacht von  20.
auf 21.07. kam es laut Aussagen der Betroffenen im Wachzimmer der
Polizeidirektion Nietzschestrasze zu regelrechten Pruegelorgien
einiger diensthabender Polizisten gegenueber 6 Personen aus der
Linzer Punkszene. Zum Zeitpunkt der Verhaftungen fand gerade das
Linzer Pflasterspektakel statt. 2 der Punks wurden bereits um ca.
19:00 Uhr am Linzer Hauptplatz wegen einer verbalen Streiterei
festgenommen und auf das Wachzimmer Nietzschestrasze gebracht.
Dort wurde eine Person zu Boden gestoszen und am Kopf getreten,
dem anderen Punk wurden schwere Prellungen an einer Hand
zugefuegt.

Zu wirklich schlimmen und lebensbedrohlichen Vorfaellen kam es
dann am 21.7. um ca. 02:30, als 4 Punks auf der Linzer Donaulaende
verhaftet und anschlieszend ebenfalls auf das Wachzimmer
Nietzschestrasze gebracht wurden. Einem der Opfer wurde von einem
Polizeibeamten des Mobilen Einsatzkommandos (MEK) die entsicherte
Pistole  an die Schlaefe gehalten. Der Beamte versicherte, nachdem
er bis drei gezaehlt habe, wuerde er abdruecken. Danach schlug er
sein Opfer mit einer Stabtaschenlampe oder einem Knueppel
bewusztlos. Der Polizist duerfte laut Aussagen der Betroffenen
entweder stark alkoholisiert gewesen sein oder unter dem Einflusz
harter Drogen gestanden haben. Die Dienstnummer wurde natuerlich
verweigert. Einem 16-jaehrgien Maedchen, das sich auch unter den
Gefangenen befand und Courage zeigte indem sie lautstark
protestierte,  "wie so etwas in einem Rechtsstaat wie Oesterreich
denn nur moeglich sei", wurde von dem Beamten ein paar Ohrfeigen
verpaszt, "um sie zur Vernunft zu bringen". Ein Anruf bei ihrer
Mutter wurde ebenfalls verweigert und ihr wurde gleichzeitig
erklaert, dasz ihre Mutter ohnehin eine polizeibekannte Schlampe
sei. Auch sie hat etliche blaue Flecken und Prellungen.

Ein junger Mann wurde dann noch um einiges schwerer miszhandelt.
Mit Handschellen an den Handgelenken wurde er zu Boden geschlagen.
Danach sprang ein Beamter auf die immer noch angelegten
Handschellen und schlug ihm mit der Faust ins Gesicht - dem noch
nicht genug, trat man ihm noch in die Genitalien und schlug mit
einer Stabtaschenlampe gegen seinen Bauch.

Alle Betroffenen wurden noch am  selben Tag zwischen 11:00 und
12:00 Uhr mittag wieder aus dem Polizeigewahrsam entlassen.
(Zusammenstellung der Informationen nach Aussage der
Amtsbehandelten durch die Rechtshilfe Linz/bearb.)
 

Im Rollstuhl vor Gericht ...

...muszte ein Mann aus Afghanistan am 10.8., weil ihm "Widerstand
gegen die Staatsgewalt" vorgeworfen wurde. Im Jaenner dieses
Jahres war der Mann aus Angst vor der Polizei aus einem Fenster
gesprungen und hatte sich dabei beide Fersenbeine gebrochen. Er
hatte damals selbst die Polizei gerufen, da er glaubte, Einbrecher
waeren im Hause. Die Polizei rueckte jedoch mit drei Funkwagen an
und versuchten mangels des Diebes, den Mann zu perlustrieren. Die
Polizei behauptet, dasz Geldscheinrollen mit weiszen Pulverspuren"
auf dem Tisch gelegen haetten und der Mann deshalb des
Drogenhandels verdaechtig gewesen waere. Der Mann war daraufhin in
Panik ("Ich war schon oefters in Schubhaft") aus sechs Meter Hoehe
aus dem Fenster gesprungen. Weil er angeblich zuvor einen Beamten
zur Seite gestossen habe, wurde er - noch nicht rechtskraeftig -
zu 3 Monaten unbedingter Haft verurteilt. (Oekoli/gek.)
 

Pressesprecher will nicht mehr

Am 24.Juli trat der langjaehrige Pressesprecher des
Justizministeriums, Gerhard Litzka, zurueck. Es sei fuer ihn,
einen Parteilosen, der unter fuenf verschiedenen Amtsinhabern
gedient hatte, unter dem freiheitlichen Justizminister Boehmdorfer
immer schwerer geworden, seine Arbeit auch nach auszen hin zu
vertreten, so Litzka. Der 56-jaehrige Litzka will sich jetzt auf
seine Taetigkeit als Abteilungsleiter und stellvertretender
Sektionsleiter der Straflegislativsektion konzentrieren.

Sein Nachfolger Marc Zimmermann steht Boehmdorfer ideologisch
naeher. Zimmermann sagt ueber sich, er sei zwar parteilos, aber
wie Boehmdorfer nicht gesinnungslos. Boehmdorfers "persoenlicher
Pressebetreuer" Zimmermann bestaetigte in seiner neuen Funktion,
dasz gleichzeitig mehrere Erhebungen "aehnlicher" Sachlage,
naemlich "Vorwurf der Wiederbetaetigung" eingestellt worden seien:
So jene gegen den Chef der niederoesterreichischen FPOe, Ernest
Windholz, der in einer Rede den SS-Leitspruch "Unsere Ehre heiszt
Treue" verwendet hatte. Auch die zwei Anzeigen gegen Schlingensief
wurden zurueck gelegt: dieser hatte in Anlehnung an Windholz den
SS-Spruch verwendet und in Graz den Satz: "Toetet Wolfgang
Schuessel" in seinem Theaterstueck "Schnitzlers Brain" verwendet.
(Oekoli/Standard/Kurier/bearb.)
 

Freiwillige Selbstkontrolle

Am 11.August erfuhren wir staunend, dasz die Wiener Polizei sich
wieder einmal besser selber kontrollieren will - eine neue Einheit
namens RIA (Referat fuer interne Angelegenheiten) bestehend aus
Polizeijuristen, Kriminalbeamten und Sicherheitswachebeamten wurde
geschaffen und direkt dem Polizeipraesidium unterstellt.
(Standard/bearb.)
 

Gross klagt ORF

Mitte August begann ein sicherlich vielversprechender Prozesz: Der
fruehere NS-Arzt Heinrich Gross hatte naemlich den ORF geklagt.
Dieser hatte in einer Sendung einen seiner "Patienten" zu Wort
kommen lassen, der erzaehlte, wie er von Gross misshandelt wurde.
Im Rahmen dieser Sendung fiel der Satz "der Spiegelgrund gilt als
Synonym fuer die systematische Toetung von schwer erziehbaren
Kindern".

Nun argumentiert die Kanzlei Lehner, die Gross vertritt, der
"Medienempfaenger" schliesze daraus, dass am Spiegelgrund
Euthanasie betrieben worden sei und Gross die Toetung von Kindern
"miterlebt" habe. Gross koennte damit also - vor jedem Prozess -
als schuldig "des ihm angelasteten Verbrechens der Euthanasie,
also des Mordes" gelten. Die Klage laute auf "Entschaedigung"
wegen "erlittener Kraenkung". Durch Aussagen in Sendungen sei a
priori der Eindruck von Schuld entstanden. Wie aus der Kanzlei
Nikolaus Lehner weiter zu erfahren war, gebe es eine Reihe von
Verfahren, bei denen es um Verletzung der Unschuldsvermutung gehe.
Man wolle allgemein praeventiv wirken. Der Mordprozess gegen Gross
war heuer im Fruehjahr wegen der Diagnose
"Verhandlungsunfaehigkeit" geplatzt. Was diese Klage zu einer sehr
erfreulichen im Sinne der Geschichtsaufarbeitung macht: Denn
sollte gegen Gross wegen Einvernahmeunfaehigkeit auch kein
Strafverfahren mehr moeglich sein, so kann ueber die Sache doch
noch vor Gericht verhandelt werden: Der ORF hat den
Wahrheitsbeweis angeboten, Richter Forsthuber hat diesen in der
ersten Verhandlung zugelassen. Am 20.Oktober soll der Prozesz
weitergehen. Dann sollen zumindest drei der noch lebenden
damaligen Insassen vom Spiegelgrund als Zeugen auftreten.
(Oekoli/Standard/bearb.)
 

Lang ist's her...

Am 28.August schlieszlich erreichte die Redaktion der akin die
Information, dasz das Landesgericht fuer Strafsachen immer noch
Ladungen verschickt wegen einer Angelegenheit, die mittlerweile
knapp 9 Jahre zurueckliegt: Ein Inserat in der AZ, mit dem 245
Personen zum Ungehorsam gegen Militaergesetze aufgerufen hatten...
(akin)
 

Schwarzweisz

Den ganzen Sommer ueber gab es immer wieder Prozesse gegen
Menschen, denen man nach Ansicht der Polizei das Drogendealertum
schon an der Hautfarbe ansieht und deren Wohl und Wehe nun oft
einzig von der Aussage eines gut vermummten anonymen Zeugen
abhaengt. Derzeit bekannte Termine fuer weitere Prozesse: 19.9.
gegen Anthony Onyeij, Saal 305, 9 Uhr. 20.9. gegen Danial Toni,
Saal 205, 9 Uhr. Diese Verhandlungen finden im LG 1 fuer
Strafsachen, Eingang Wickenburggasse, statt. (Augustin/bearb.)
 
 

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