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Aussendungszeitpunkt: 28.6.2000; 0:00
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Rendezvous mit Mensch und Tier:

> Oberflaechlicher "Tierschutz"

Folgender Text ist vielleicht nicht unbedingt das, was sich unser
Publikum von der akin erwartet. Dennoch ist die Kritik, die darin
angedeutet wird, doch eine Frage des Politischen. Denn Tierschutz
ist sicher ein Politikum und die Frage, wie naiv manche
"Tierschuetzer" mit diesem Thema umgehen, sicher auch in der akin
thematisierbar.

Die Redaktion

> Offener Brief an den Wr. Tierschutzverein

Sehr geehrte Damen und Herren!

Mit Respekt betrachte ich den Idealismus, mit dem viele Personen
im Tierschutz und dabei auch im Wiener Tierschutzverein taetig
sind. Immer wieder jedoch ist mir der dabei in Ihrer Zeitschrift
"Tierfreund" gerne offen zur Schau gestellte Mangel an
Sachverstand ein Aergernis.

Vor einiger Zeit schrieb ich Ihnen einen natuerlich nicht
veroeffentlichten LeserInnenbrief, in dem ich kritisierte, dasz
Sie einen LeserInnenbrief veroeffentlichten, in dem sich eine
Leserin ueber den Verkauf von Rotwangen-Schmuckschildkroetem bei
kaltem Wetter im Freien beklagte. Nicht die tatsaechlich oft
verantwortungslosen Haltungsmethoden der KaeuferInnen und die
mangelnde Aufklaerung ueber die notwendigen Haltungsbedingungen
durch die HaendlerInnen wurde beklagt, sondern dasz den bei uns
problemlos im Freien ueberwinternden Tieren kalt waere!
Nichteinmal ein klarstellender Kommentar von Seiten der Redaktion
war angefuegt.

Im "Tierfreund" 6/2000 finde ich nun eine Meldung mit dem Titel
"Sorge um Steinadler", in dem die Flucht eines Steinadlers aus
einer generell tierquaelerischen Schauflug-Falknerei beklagt und
fuer den Betrieb noch Werbung gemacht wurde. Damit die Voegel
ueberhaupt zurueckkommen, werden die Tiere in der Falknerei nach
meinen Informationen generell auf 5-10 % Untergewicht gehalten.
Ist ein Tier satt, so kommt es nicht wieder.

Abgesehen davon sind in der Falknerei viele Tiere zweifelhafter
Herkunft. Davon ist im "Tierfreund" nichts zu lesen.

An den "Wr. Tierschutztagen" vor dem Rathaus, wo mir dieses Heft
unter die Nase gerieben wurde, befand sich der Stand des Wr.
Tierschutzvereins genau gegenueber dem eines dubiosen
"Edelkatzen"-Verbandes, an dem mutmaszlich sedierte Katzen
stundenlang hilflos den Haenden zahlreicher BesucherInnen
ausgesetzt waren - kein Grund zum Protest fuer den Wr.
Tierschutzverein? Abgesehen davon, dasz die Gleichsetzung von
"Rassekatze = edel" tief verwurzelten Rassismus erkennen laeszt
und daher nicht nur von TierfreundInnen abgelehnt werden sollte.

mfG *Gregor Dietrich (gek.)*



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