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Aussendungszeitpunkt: 28.6.2000; 0:00
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FPOeVP:
> Patriotische Suempfe
Was Schuessel nun zu hoeren bekam, haette er auch vor Monaten
schon in der akin lesen koennen: Der Bosz der Vaterlaendischen
Regierung schuert wie gewohnt skrupellos aus
Machterhaltungsgruenden den oesterreichischen Nationalismus.
Zugegebenermaszen klingt dies imposanter, wenn diese Einschaetzung
hoechst oeffentlichkeitswirksam direkt von Chirac und Michel
erfolgt. Gleichwie - es ist erfreulich und stimmt froehlich. Was
nicht so sehr zur Heiterkeit anregt, sind die diesbezueglichen
Reaktionen mancher linker Kreise, die darin gipfeln, die
Sanktionen mueszten beendigt werden, da sie kontraproduktiv seien.
Das sind sie nicht. Keine Angst - jetzt erfolgt kein Widerkaeuen
all der bekannten Argumente fuer die oesterreich-kritischen
Stimmen in der EU, sondern lediglich eine Kurzzusammenfassung
antinationalistischer und daher antipatriotischer Aspekte.
Die so ziemlich eigenartigste Argumentation, mit der Linke fuer
die Aufhebung der Sanktionen plaedieren, wird mit dem Hinweis auf
die Bevoelkerung gefuehrt. Diese verstuende es immer weniger - sie
haette endlich genug vom EU-Paternalismus und sonstigen
Einmischungen, auch wenn alles noch so verstaendlich sei. Das
Klima im Land wuerde rauher, die Regierung gestaerkt und daher sei
so bald kein Wechsel moeglich. Diese Einschaetzung wird uebrigens
auch von Gusenbauer geteilt, der das Ende der Sanktionen als
Beginn einer breiten SP-Offensive gegen die Regierung versteht -
vorher geht nichts. Die Linke muesse aus dem Nestbeschmutzer-Image
raus, wobei sich mancherorts ein links verbraemter Patriotismus zu
regen beginnt.
Das Ende der Sanktionen kommt jedoch lediglich einer Legitimierung
dieser Regierung und dieser FP gleich und waere der Beginn einer
Normalitaet, die Oesterreich fuer lange Zeit - abgesehen von den
hohen sozialen Folgekosten - in ein erstickendes Korsett zwaengen
wuerde. Der langfriste immaterielle und leicht abzusehende Schaden
fuer Oesi-Land: Das so immanent Dumpfe, Heimtueckische und als
Tradition verkaufte Ewig-Gestrige draengt sich in alle Bereiche
und wird ebenfalls bald als Normalitaet begriffen werden. Die
Fenster sind dann komplett zu - so ist es dann halt. Und innen
koennen sich der Alltagsfaschismus, der als Gemuetlichkeit
begriffene Hang zum Nicht-Begreifen und das Sich-Nicht-
Deklarieren-Wollen sowie der strikte Anti-Modernismus, die
Intellektuellen-Feindlichkeit und der Hasz auf die Linke umso
ungestoerter entfalten.
Bitte - was soll das ueberhaupt? Wer austrofaschistisch waehlt,
soll auch so bezeichnet werden. Auch von uns! Nix mit Friede,
Wonne, Eierkuchen und nur ja nicht die Bevoelkerung veraergern,
weil sonst alles kontraproduktiv verlaufen wuerde. Wem die
Parallelen zu den 30er-Jahren nicht auffallen, an dem scheint
sowieso politische Geschichte spurlos vorueber gegangen zu sein.
Als noch drastischeren und zugespitzteren Vergleich haette man
genauso gut die Alliierten ersuchen koennen, nichts gegen Nazi-
Deutschland zu unternehmen, da dies beim deutschen Volk nicht so
gut ankommen und die Chancen der Linken schmaelern wuerde.
Natuerlich gibt es auch gewichtige oekonomische Argumente in der
EU fuer die Sanktionen - z.B. um den noetigen Import von
Arbeitskraeften, der durch rechtsradikale Regierungen nicht
gefaehrdet werden darf etc.... - aber im Falle Oesterreichs geht's
um mehr als um die neoliberalen Auswirkungen. Der hier herrschende
Mief kann nur von auszen belueftet werden. Spaetestens jetzt
sollten bitte saemtliche patriotischen Restbestaende ebenso
endgueltig verschwunden sein wie die Angst vor Konflikten, die
hierzulande so gern als politisches Kalkuel verkauft wird.
Entweder wir denken und agieren bezueglich der Aktionen jetzt als
Internationalisten oder wir sind mitverantwortlich fuer den
braunen Sumpf, in dem dieses Land fuer lange Zeit versinken wird.
Eigentlich mueszten wir ueber jeden franzoesischen oder belgischen
Luftzug begeistert sein. *Fritz Pletzl*
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