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Aussendungszeitpunkt: 20.6.2000; 21:30
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Balkan:

> Die Dechantlackn im Stadtpark

Ein albanisches Tagebuch, Teil V

Von *Andreas Jordan*

So lang bin ich schon in der Stadt jetzt, und noch immer hab ich
nicht ueberzuckert, wie klein sie eigentlich ist: Heute war ich
nach der Arbeit erstmals im Stadtpark spazieren, der gleich hinter
der Uni (also vier Blocks vom Hauptplatz weg) anfaengt.

Erster Eindruck: Ungewoehnlich, dasz der Park beweidet wird.
Zuerst treffe ich auf einige grasende Kuehe, dann auf eine Herde
Schafe. Aber warum nicht. Spart das Rasenmaehen.

Auf der ersten Anhoehe drei Marmorbuesten: Die Gebrueder (?)
Abdyl, Naim und Sami Frasheri, die im 19.Jahrhundert Unerhoertes
fuer die Eigenstaatlichkeit Albaniens getan haben muessen. (Was
genau, ist mir noch nicht klar. Aber sie kommen auch im
Nationalmuseum wiederholt vor.) Ihre Todesdaten (1893, 1900, 1904)
sprechen trotz der prominenten Location im Park stark dagegen, sie
haetten den Kommunismus im Lande befoerdert, und die
Ungleichzeitigkeit ihrer Todesjahre entkraeftet den Verdacht, sie
koennten (trotzdem oder gerade deswegen) einer
protostalinistischen Saeuberung zum Opfer gefallen sein.

Daneben eine namenlose Saeule - das heiszt, das Namensschild ist
mit einer Marmorplatte ueberdeckt. Ein kaschierter Kommunist? Ein
Bursche, der in der Naehe sitzt und gerade seine Turnschuhe
anzieht, den ich auf Englisch anspreche, weisz es auch nicht -
aber etwas anderes weisz er : "Du kommst aus Oesterreich,
stimmt's? Ich kenne den Akzent!". Er hat vier Jahre in Innsbruck
gelebt und meint, als er das letztemal, zu Jahresbeginn, dort
gewesen sei, um seine oesterreichischen Freunde zu besuchen, sei
ihm aufgefallen, das gesellschaftliche Klima sei merklich kaelter
geworden als in der ersten Haelfte der 90erjahre, als er dort
gelebt habe. -- Kann gut sein, als Aussenstehender kann er das
wahrscheinlich besser beurteilen.

Nach einigen Minuten Gehens stehe ich am Ufer eines in zahlreiche
Arme auslaufenden Sees. Froesche quaken, Menschen baden, die
tiefstehende Sonne faellt golden auf die Wasseroberflaeche. Ein
Idyll wie die Dechantlack'n -- nur viel groesser. Entlang des Sees
erstreckt sich ein lichter Eichenmischwald, durchquert von einem
Netz von Trampelpfaden und auch einigen asphaltierten Wegen, auf
denen Leute dahinjoggen. Ueberall dort, wo der Wald Raum fuer
Wiesenstuecke laeszt, weiden alte Maenner mit weissen Filzkappen
ein paar Kuehe. Nach 20 Minuten noch immer kein Ende des Parks -
stattdessen laeuft er allmaehlich ins umliegende Land aus, in
Weiden, auf denen Schafherden grasen, und zwischen denen einzelne
Bauernhoefe stehen. Ende der Stadt!

Beim Zurueckgehen entlang eines anderen See-Arms dann der Einzug
der neuen Zeiten: An einer Stelle werden schon die Claims am Ufer
abgesteckt, Zaeune aufgestellt, Stacheldraht montiert, Fundamente
ausgehoben. Mercedesse parken.

Zweihundert Meter weiter, an einem Hang, wieder die Zeugnisse der
alten Ordnung: Ein vergammeltes Amphitheater, bestehend aus
zerbroeselnden Betonsitzen. (War sicher eine Goldgrube fuer einen
Haemorrhoidenarzt, wenn's damals sowas gegeben hat.) Ob die Leute
da Gedichte von Enver Hodscha gehoert haben? Oder "Das Beste aus
demKleinen Roten Buch"?

Mittagspause ist angesagt, und das Museum ist bis zum letzten
Winkel erforscht. Also wieder einmal essen. Nicht weit vom
Registrieramt (was nach Kafka klingt, wie mich kundige Stimmen
wissen haben lassen) ist ein Lokal rund um die Staemme zweier
maechtiger Pinien gebaut, das laut Reklametafel "Korca-Bier"
ausschenkt. (Korca liegt im tiefen Suedosten des Landes, nahe der
griechischen und der mazedonischen Grenze, und ist einer der
beiden Hauptorte der seinerzeitigen illyrischen Clans auf
albanischem Boden.) Zumal man nie die Gelegenheit versaeumen
sollte, eine neue Bierspezies kennenzulernen, trete ich ein.
Gruessen kann ich ja inzwischen, also kein Problem, und die Wirtin
naehert sich freundlich.

Eins der Gerichte, die an einem Fenster des Lokals angeschrieben
waren, nennt sich "Tavi Dheu" und ist mir unbekannt. Also wacker
bestellt. Was mir wenige Minuten spaeter in einem kleinen
Terrakottaschuesselchen serviert wird, ist eine sprudelnde,
kochendheisse, weiszliche Sosse, in der einige Fleischstuecke
schwimmen. Die Sosse ist ein Fall zum Auftunken mit dem
gleichzeitig servierten Brot, schmeckt gut und laeszt mich an Rahm
denken, waehrend die darin schwimmenden Fleischstuecke vermutlich
Leber sind. Haette ich mir zwar nicht bestellt, ist aber nicht
schlecht.

Nach dem Ende des Mahls blaettere ich im Woerterbuch nach, was ich
da eben gegessen habe: Schafshirn! Wieder einmal etwas
dazugelernt.

Beim Verlassen des Lokals erst faellt mir der an dem einen
Pinienstamm befestigte, dornengekroente Christuskopf auf, unter
dem ein Plastik-Stechpalmenkranz mit der Inschrift "Happy
Christmas" haengt. Vielleicht haben viele Menschen doch nicht mehr
so viel Zugang zum kulturellen Erbe der Religionen.


Hydrogeologie und angewandte Kaschemmenkunde

Mein Albanien-Fuehrer, herausgegeben im Lande selbst im Vorjahr,
erwaehnt etliche Privatzimmervermittlungen in der Hauptstadt, und
zwar mit Adresse und Telefonnummer. Da diverse Kontaktversuche mit
selbigen erfolglos bleiben (keine einzige der Telefonnummern
stimmt, und auch die Suche nach den Bueros anhand der Adressen ist
vergeblich) rufe ich den Herausgeber des Reisefuehrers an, der,
kurz angebunden, mit mir fuer naechsten Mittag einen Termin
vereinbart.

Dort praesentiert sich ein freundlicher aelterer Herr mit
ansehnlichen Englischkenntnissen, seines Zeichens Hydrogeologie-
Professor an der hiesigen Universitaet, der - getaeuscht von
meiner UN-Jacke? - mir von seinen Vorhaben bezueglich Einrichtung
von Biodiversitaets-Parks im Lande erzaehlt und um meine
Kooperation ersucht. Peinlich -- das einzige, was ich ihm
anzubieten habe, sind informelle Kontakte zu den oesterreichischen
Umweltorganisationen und --gruppen. Nach einer halben Stunde, dem
Konsum eines kleinen Kaffes und dem Austausch von Adressen und
Telefonnummern endet das Treffen im Nirgendwo.

Aber mir bleiben ja noch zwanzig Minuten Mittagspause, nicht
unwesentlich angesichts des Umstandes, dasz ich heute noch nicht
einmal zum Fruehstuecken gekommen bin. Also hinein ins naechste
Lokal am Weg zurueck ins Buero. Eine Grillstaette fuer
Fleischspiesse und Lammkoteletts, ein Ambiente, das es muehelos
schaffen wuerde, den Guetekriterien meiner Dresdner Freunde fuer
tschechische Landgaststaetten ("Ooch, so `ne richtig schoene
Kaschemme!") zu genuegen. Drei kleine Tischchen in einem Gewoelbe,
das auf die schattige Platanenallee hinaus ein grosses Fenster
hat, durch das der Rauch des Grills abzieht. An einem Tisch ein
Polizist (-wohl im Dienst, da mit Kalaschnikow -), der gerade sein
zweites Bier trinkt. (Als er eine Viertelstunde spaeter geht, wird
er drei leere Flaschen vor sich auf dem Tisch stehen haben. Klar,
es ist heiss, aber man musz schlieszlich trotzdem auch an das Wohl
und Wehe potentieller Bankraeuber und praesumptiver Dealer
denken!) -- Am Nebentisch fuenf Herren, die sich angeregt ueber
ihre Koteletts hinweg unterhalten und Wasser aus
Viertelliterglaesern trinken. Was mich ein bisschen wundert, ist,
dasz sie immer wieder anstossen mit ihren Wasserglaesern. -- Um
die Wartezeit auf meine beiden bestellten Grillspiesse zu
verkuerzen, bestelle ich die im Lokal beworbene Biersorte aus
irgendeiner Provinzbrauerei. Laut Etikett auf der Flasche, die mir
serviert wird, habe diese Biermarke auf der Weltausstellung in
Saloniki 1932 "hors concours", also ausser Konkurrenz, die
Goldmedaille gewonnen. (Keine Ahnung, wie das geht.) Anhand des
Geschmacks der Fluessigkeit in der Flasche gibt es nur zwei
Moeglichkeiten: Entweder die Flasche war noch vom Wettbewerb
damals ueber, oder die Segurimi hat das Etikett gefaelscht. --
Hingegen entschaedigen die Spiesse fuer diese Miszlichkeit, und
mehr noch die Konversation mit der Kellnerin, der Tochter der
alten Dame am Grill, die einwandfrei Franzoesisch spricht.
(Ueberhaupt habe ich in den ersten Wochen den Anteil an Leuten,
die irgendwelche Fremdsprachen gut -- soll heissen, besser als ich
-- sprechen, krasz unterschaetzt. Man findet eigentlich in jeder
Situation des Alltagslebens auf Anhieb jemanden, der fuer einen
uebersetzen KANN -- und das auch bereitwillig und ungebeten TUT,
wenn auch nicht leicht jemand an unsere eine Sekretaerin
herankommt, die -- mit 22 Jahren! -- ausser ihrer eigenen noch
fuenf weitere Sprachen fliessend spricht, darunter zu meiner
Freude auch Spanisch. )

Die Herren am Nebentisch diskutieren in der Zwischenzeit immer
angeregter ueber ihren erkaltenden Lammkoteletts und trockenen
Glaesern. Warum bringt ihnen die Kellnerin keinen aufs neue
gefuellten Wasserkrug? - Als sich der eine von ihnen unter den
Tisch beugt, eine dreiviertelleere Eineinhalb-Liter-PET-
Kracherlflasche (nein, keine Markenwerbung! ) hervorzieht und die
Wasserglaeser ein letztesmal fuellt, erhellt sich das Raetsel des
Anstossens: In diesen Flaschen kommen am Markt Skanderbegs Trauben
im Aggregatzustand "selbstdestilliert", angeboten von Baeuerinnen
mit grossen Kopftuechern, in den Handel, und was sich mir hier als
Abstinenzlerversammlung dargeboten hat, ist deren exaktes
Gegenteil. -- Wieder einmal was dazugelernt!


Geschichtliche Helden & Onkel Enver

Und wieder ist Sonntag. Heute ist eine Exkursion nach Kruja
angesagt, an die Kampf-und Wirkungsstaette Skanderbegs im
15.Jahrhundert. Der Tag beginnt ja gut: In der Abwasch blickt mir
der groeszte Kakerlak entgegen, der meinen Weg bisher in diesem
Land gekreuzt hat, ein sicher ueber 4 cm grosses Prachtexemplar
von bereits gut mexikanischen Ausmassen, aber nicht so flink wie
die dortige Subspezies, was sich erweist, als ich mit dem
Gegenstand, den ich gerade in der Hand halte, einem Teeloeffel,
nach ihm schlage. Mit einem Geraeusch, nicht unaehnlich dem, das
ein Fruehstuecksei macht, wenn man den Loeffel auf selbiges
niederfallen laeszt, platzt das Viech und hinterlaeszt ringsherum
schwarze Spritzer. - Danke, ich glaub, ich habe heute schon
gefruehstueckt.

Der Vater der einen Sekretaerin (das Sprachwunder), hat von meinem
Interesse am Skanderbeg-Museum gehoert und, zumal er an dessen
Ausgestaltung mitgearbeitet hat (er hat in jungen Jahren in
zweijaehriger Arbeit die meisten der historischen Fresken im
Museum gemalt), laeszt er es sich nicht nehmen, mich in den
geplanten Familienausflug zu inkludieren und mir so Gelegenheit
zum Besuch des Museums zu geben. Am Eingang des Museums ein
vertrautes Bild: Niemand da, der Interesse haette. (Auch in diesem
Museum werde ich, zusammen mit der Familie des Meisters, der
einzige Besucher sein.)

Die Fresken sind ja huebsch, und dasz sich mein Gastgeber nebst
einigen seiner Freunde in der Gestalt von diversen Unter-
Anfuehrern Skanderbegs auf einigen Fresken quasi einen Platz in
der Ewigkeit geschaffen hat, ist ja auch ganz lustig. Aber dafuer,
wie grosz das Museum von aussen wirkt, beinhaltet es nicht
wirklich viel. Eigentlich, befinde ich hinterher, ist es nicht
einmal wirklich ein "Museum", sondern eher eine
Glorifizierungsausstellung. Viel Skanderbeg, bis zu den letzten
Details (- z. B. eine Weltkarte, auf der alle Orte eingezeichnet
sind, wo Buecher ueber ihn erschienen sind -), dazu noch ein paar
Buesten seiner Unterlaeufel, und das war's auch schon. Das
"gemeine Volk" kommt nur ganz im Hintergrund der
Schlachtengemaelde vor. Ein verdammt elitistischer Ansatz
eigentlich, Geschichte darzustellen. Und dann, als ich mir ein
paar der Begleittexte zu den Gemaelden und Buesten naeher
anschaue, klingelt's: Die Praesentation von Geschichte ist doch
nie ideologiefrei, und Ideologie ist herrschaftslegitimierend. Das
Museum wurde noch zu Lebzeiten Enver Hodschas eroeffnet, und das
hiesz damals: Nur mit seiner expliziten Billigung. Und wenn
damals, im damals abgeschottetsten Land der Welt, ein Begleittext
zu einer Bueste Skanderbegs, der dessen Groesse und
welthistorische Bedeutung preist, diesen explizit als "Verteidiger
der Werte des Abendlandes vor der Gefahr der Barbarei" darstellt,
ist das wohl eher ein Statement ueber die Selbsteinschaetzung des
Auftraggebers als ueber reale historische Fakten.

Bestaetigt fuehle ich mich durch die grosse Albanien-Karte im
Nebensaal: Auf der monumentalen Darstellung ist das Land zu sehen,
rundum eingekesselt von Pfeilen aus allen Richtungen, die
osmanische Angriffe repraesentieren sollen. Also das Land
abgeschottet, rundherum, ausserhalb der Grenzen, ist alles
Schlechte, waehrend im Land selbst alles Gute ist. Kann das
Geschichtsbild des Diktators allein dem Land die hunderttausenden
Bunker eingebrockt haben?? (Und in der Folge den Mangel, weil bei
der derart niedrigen Produktivitaet einer Volkswirtschaft wie der
albanischen entsprechen hunderttausende Bunker zu je etlichen
Tonnen Stahlbeton wohl mehr als EINEM Jahres-
Bruttonationalprodukt.) - Insofern waere das Fehlen von
BesucherInnen in diesem Museum vielleicht auch ein Indiz dafuer,
dasz die HEUTIGE Gesellschaft des Landes an derlei
legitimitaetsstiftenden Mythen nicht mehr interessiert ist, dasz
sie ausgedient haben in diesen Zeiten. Viele Fragen... (Und ich
bin sicher, dasz ich nicht adaequat rueberbringe, was mir grad
durch den Kopf geht, aber das Internetcafe schlieszt in zwei
Minuten....)

Beim Nachhausekommen am Spaetnachmittag dann die Entdeckung, dasz
der zerklopfte Kakerlak von der Frueh immer noch in der Abwasch
liegt (das ueberrascht mich weniger, wenn ich auch inzwischen auf
ihn vergessen hatte) und mit seinen Fuehlern wedelt. Und ueber das
Bratlamm schreib ich jetzt nix mehr, das geht sich nicht mehr aus.
Mahlzeit!


Fische, Froesche & das Wasser von oben

Heute war ich auf dem Markt und hab mir einen Fisch gekauft, von
wegen letzte Gelegenheit zu haeuslichem Kochen vor einem Monat
Herbergsleben in den Bergen im Wilden Norden des Landes, wo ich ab
uebermorgen taetig sein werde. Beim Verlassen des Marktgelaendes
ueberrascht mich ein Wolkenbruch - die ersten Niederschlaege seit
vielen Wochen in der Hitze. Ich fluechte mich ins naechstliegende
Lokal und deute auf den Teller des am Nebentisch Tafelnden, der
mit offensichtlichem Vergnuegen etwas konsumiert, was ich fuer
gebackene panierte Garnelen halte. Der Versuch, meinen Fisch fuer
die Dauer des Aufenthalts im Kuehlschrank des Etablissements zu
parken (- mein Woerterbuch ist leider zu Hause geblieben, und
mensch versuche einmal, das mit Gesten zu vermitteln! - ), sorgt
fuer

Unklarheiten, an deren Eroerterung alle Gaeste des Lokals
teilhaben - leider nur auf Albanisch. Die naechsten zwanzig
Minuten lebe ich dann mit der Spannung, ob ich wohl meinen eigenen
Fisch oder aber die Garnelen serviert bekommen werde. Das
Resultat: Weder - noch. Nach vollendetem Mahl ziert ein
ansehnlicher Haufen duenner Knochen den Tellerrand, und beim
Abraeumen raeumt der quakende Kellner Reste allfaelliger Zweifel
aus. - Ich hoffe, der Gemeine Albanische Bratfrosch (vorkommend
dutzendweise auf Tellern von Marktbeiseln in Tirana) steht nicht
auf der Roten Liste der gefaehrdeten Tierarten - ansonsten waere
seine Ausrottung naemlich nur eine Frage kurzer Zeit, er schmeckt
naemlich vorzueglich.

Beim Verlassen des Lokals, immer noch im leichten Nieselregen,
dann eine Gruppe merkwuerdig anzusehender Maenner im wehrfaehigen
Alter, so knapp ueber zwanzig etwa. Sie tragen alle gefleckte
Kampfanzuege mit italienischen Wappen am Aermel, sowie, und das
ist das Merkwuerdige, weinrote Filzkappen in der Form einer
Pudelhaube auf dem Kopf, deren Spitze in einen Faden auslaeuft, an
dem eine faustgrosse blaue Wollquaste haengt. Sieht ziemlich nach
versprengten Armee-Weihnachtsmaennern zur falschen Jahreszeit
aus,oder, kuerzer gesagt, einigermassen schwachsinnig. Eine Nachfrage
bei einem der Herren foerdert die Auskunft auf Italienisch zutage,
es handle sich bei den Kappen um Feze, also orientalische
Kopfbedeckungen, die sie als Insignien truegen, denn sie seien
eine Eliteeinheit. - Ich wiege mich bis zum Heimkommen im Zweifel,
ob mich das Rudel Weihnachtsmaenner jetzt verarscht hat oder
nicht.

*A. J. ist derzeit in Albanien als UN-Wahlbeobachter fuer*
*kosovitische Fluechtlinge. Fortsetzung folgt vielleicht.*



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