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Aussendungszeitpunkt: 16.5.2000; 22:00
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Medien:

> Schluss mit liebsein

Aussendung der Obdachlosenzeitung "Augustin"

Alle lieben uns. Diesen Eindruck vermitteln die Berichte wohlwollender
JournalistInnen ueber den Augustin. Der Charme des Sandlers, die
Exotik des Verrufenen, der Bonus des Caritativen vermischen sich zu
einer Aura, die Herzen oeffnet. Fuer uns war diese Sympathiewelle
immer ambivalent: Sie schmeichelt uns, schafft ein Umfeld, in dem wir
unsere Anliegen vermitteln koennen und in dem unsere VerkaeuferInnen
als Wiener Faktotum akzeptiert werden. Aber sie war uns andererseits
nie ganz geheuer: Wir ruehren um (Selbsteinschaetzung), und niemand
fuehlt sich angeruehrt... Interessant, an welchem Punkt nun dieser
Bonus aufbricht, welche unserer Inhalte zu einem teilweisen
Liebesentzug fuehren. Fuer unsere Forderung, Schwarze wie Menschen zu
behandeln (auch wenn wenige von ihnen, um in dieser Kaelte zu
ueberleben, gesetzwidrig mit Drogen handeln), gibt's keinen Konsens.
Da hoert sich der Spasz auf. "So arbeitet das links-gruene Netzwerk in
den Medien: kaum war der Nigerianer Emmanuel O.Chukwujekwu, 32, im
Rahmen der Operation Spring im Mai 1999 verhaftet und wegen des
Verdachts des Suchtgifthandels und der Mitgliedschaft bei einer
kriminellen Organisation angezeigt worden, bekam er auch schon ein
Forum, um sich oeffentlich weisz zu waschen. Die Obdachlosenzeitung
Augustin raeumte ihm Platz ein. Zwar ist Chukujekwu nicht obdachlos -
er sitzt in Untersuchungshaft - doch gehoert er zu jenen
`Randgruppen`, denen die Sympathie des Kampfblattes gehoert." Zitat
aus Kurt Tozzers Medienkolumne "Schwarz auf Weisz" in "taeglich Alles"
(das zuvor immer freundlich vom "Sandlerblatt" berichtete) vom 7. Mai.
Tozzers unbeholfene Etikettierungen (Kampfblatt, links-gruenes
Netzwerk) sagen mehr ueber Tozzer als ueber den Augustin aus. Zu den
anderen "Vorwuerfen" faellt uns ein: Erstens gilt man in einem
Rechtsstaat als unschuldig, solange man nicht verurteilt ist, uns das
trifft auch auf unseren Autor Chukujekwu zu. Zweitens schrecken wir
nicht einmal vor verurteilten Haeftlingen und Ex-Haeftlingen zurueck:
Unsere Literaturseiten koennten wir z.B. gar nicht fuellen, wenn nur
Unbescholtene (inlaendisch oder auslaendisch) zum Zug kaemen; eine
bessere Antwort auf ein Justizsystem, das arme Schlucker massenweise
ins Gefaengnis steckt, waehrend sich's die Reichen richten, haben wir
nicht parat. Kurt Tozzers ehrenstaatsanwaltlicher Aufmerksamkeit wird
es nicht entgehen, dass wir in unserer kommenden Ausgabe ein
Schaeuferl nachlegen und die Frage stellen, ob bei den Wiener
"Afrikanerprozessen" tatsaechlich alles mit rechten Dingen zugeht.
Stichwort: Wie "rechtsstaatlich" ist es, dass bei diesen Prozessen
anonyme "Kronzeugen" die Hauptrolle spielen?
*Die AUGUSTIN-Redaktion.*



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