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Aussendungszeitpunkt: 9.5.2000; 17:10
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Moderne Zeiten/Glosse:
> Gatesdaemmerung
Schon bloed, so ein Mail-Virus. Nach "Melissa" kam jetzt der
"Loveletter" und devastierte die Festplatten der User. Bei beiden
Viren wird man das Gefuehl nicht los, dasz sie geschrieben wurden,
Microsoft zu schaden. Denn nur auf Systemen mit modernen MS-
Windows konnten sie Schaden anrichten. Linux- und MacIntosh-
Maschinen passierte gar nichts. Die Benutzer von Mailprogrammen
wie "Eudora" oder "Pegasus" waren trotz MS-Betriebssystem
ebenfalls geschuetzt, wenn sie den Dateianhang des "Loveletters"
nicht oeffneten. Microsofts "Outlook" und "Outlook Express"
pflegen hingegen solche Attachement in der Regel selbst zu
oeffnen. Und nur mit den Adreszbuchroutinen dieser Mailprogramme
konnte der Virus sich weiter ausbreiten.
Aber damit der "Loveletter" auch wirklich funktioniert, musz als
Webbrowser auch der MS Internet-Explorer installiert sein. Gerade
die zwingende Einbindung dieses Browsers in das Betriebssystem
Windows ist aber das Hauptthema der derzeitigen Prozesze der US-
amerikanischen Regierung gegen den Gates-Konzern. Was die Richter
vielleicht nicht schaffen, koennten die Viren erzwingen. Denn
egal, ob der Virus gegen die Gates-Macht geschaffen wurde oder
sich einfach nur dieser Macht bediente, eines gilt sicher: Nur
dank der Monokultur von Microsoft in der PC-Welt konnte er sich
derart rasch ausbreiten.
Die Analogie zur Landwirtschaft liegt nahe. Unter dem Stichwort
"Schaedlingsbekaempfung" empfiehlt das von Microsoft
herausgegebenen elektronische Lexikon "Encarta Enzyklopaedie" als
"integrierte Schaedlingsbekaempfung" "u.a. den Einsatz von
Mischkulturen". Man wird sehen, welchen Schlusz die PC-Nutzer
daraus ziehen werden. Noch ein paar "Loveletters" und die
Systembetreuer werden trotz der Macht des US-Konzerns ihren Kunden
andere Betriebssysteme und Internetprogramme empfehlen.
*Bernhard Redl*
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