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Aussendezeitpunkt: Di, 11.04.00, 18:06 *
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FPOeVP/Prinzipielles:
> Krokodilhauen
Haider hat am Innsbrucker Parteitag vor 14 Jahren die Macht in der
FP ergriffen und seither dazu beigetragen, dasz wahrscheinlich ein
ganzer Wald fuer Berichte, Analyseversuche und Buecher zum Zwecke
seiner Mystifizierung draufgegangen sind. Sein Gesicht ist das am
haeufigsten abgebildete, seine Sprueche die am meisten zitierten,
sein Ruf kann nur als der denkbar schlechteste bezeichnet werden.
Was ihm unter anderem dazu verholfen hatte, die besten Wahlerfolge
bis zu seiner Regierungsbeteiligung einzufahren. Da diese
Koalition in Zeiten wie diesen mit unpopulaersten Masznahmen
verbunden zu sein scheint, loest sich Joerg formal von dieser und
zieht sich in die Kaerntner Suempfe zurueck, um auf bessere Zeiten
zu warten. Je nach Bedarf mit und ohne Beiszhemmung, da er sich
zwar Mitspracherecht bedungen hat und dies auch freudig wahrnimmt,
aber de facto keine bundesweite Verantwortung mehr zu tragen hat.
Einfach clever.
Wer so klar und ungetarnt als Krokodil agiert, hat getreu dem
Originalvorbild auch den Kasperl gegen sich, der ihn zur Freude
des Publikums verdrischt - zumindest eines Teiles des Publikums,
der aber dafuer umso heftiger klatscht. Da also das Kasperl so mit
dem Hauen beschaeftigt ist, sieht und hoert es nicht, dasz andere
waehrenddessen das ganze Buehnenbild abgeraeumt und eigentlich
schon das ganze Theater verkauft haben - auch das vom dargebotenen
Schauspiel gebannte Publikum nimmt dies nicht wahr. Denn waehrend
ihm schon die Sesseln unter dem Hintern weggenommen werden, starrt
es stehend weiter auf die Pruegelei auf der bereits entleerten
Buehne und beschlieszt, sich nach jeder Vorstellung gegenseitig zu
Diskussionsveranstaltungen ueber die Rolle des Krokodils
einzuladen. Zum Beispiel, ob es ein Luegner, ein Nazi oder ein
Faschist sei. Dies kann man ja stehend auch diskutieren.
*
Der Zweite Weltkrieg hatte auf den Hoehenflug der Dividenden des
Herrn Krupp von Bohlen und Halbach sowie der Konzerne Siemens,
Thyssen etc. eine ueberaus erfreuliche Wirkung. In Kriegszeiten
wurde Ruestung jeder Art benoetigt, und jetzt trug es Zinsen, dasz
man Hitler vor dem Krieg mit allen Mitteln gegen die
Sozialdemokraten unterstuetzt hatte - mit dem angenehmen Effekt,
dasz die Arbeitnehmerorganisationen nicht mehr existieren durften.
Und nach dem verlorenen Krieg war offensichtlich auch die
Mitschuld der Wirtschaft weitgehend ausgeloescht. Zum Beispiel
wurde Krupp trotz der sklavenhaften Ausbeutung von KZ-
Zwangsarbeitern bereits 1953 wieder voellig rehabilitiert und ihm
die Produktionsleitung wieder uebertragen. Heute praesentieren
sich Krupp, Siemens und Thyssen als dividendenbringende schicke,
moderne Konzerne, deren Vorstandsetagen sich genauso wie damals
aus hochehrenwerten Leistungstraegern zusammensetzen. Zur Zeit
benoetigt man gerade in der BRD kein Krokodil, da die politische
Situation eine durchaus postinterventionistische ist, und die
einzigen voelkerverbindenden Signale die der "Diktatur der
Oekonomie" zu sein scheinen.
*
Hierzulande ist man noch ein paar Schritte hinterher: hinter den
Schattenkaempfen mit und um Haider ist die Koalition daher gerade
erst dabei, die Institutionen und Instrumentarien der
Arbeiterbewegung zuerst lahmzulegen und dann komplett
auszuschalten. Das allzu Grobe wie die offene Hetze laeszt man
Haider ueber, der 48 Prozent der Arbeiterschaft blendend davon
ueberzeugen kann, dasz die Masznahmen von Vorteil seien, die gegen
die Arbeiterschaft gerichtet sind. Abgesehen von diesen
psychohygienischen Ansaetzen besteht ein weiterer, nicht zu
bezahlender Vorteil fuer die Proponenten und Profiteure eines
neoliberalen Nachtwaechterstaates in den persoenlichen
Animositaeten der Herren Dichand, Nimmerrichter, Martin & Co.
gegen die Arbeitnehmerorganisationen AK und OeGB im Speziellen und
im Hasz auf die gesamte Linke im Besonderen. Die Nutznieszer
derartiger Hetzkampagnen und der Haider-Sprueche sind aber vor
allem die hofierten, bewunderten und nie einer Kritik ausgesetzten
Leistungstraeger in den Wirtschaftsteilen der Massenmedien - und
natuerlich die OeVP, die sich neben den Schmuddelkindern der FP
oekonomisch fundiert gerieren kann und endlich ihren Bundeskanzler
besitzt. Waehrend sich die Oeffentlichkeit und ein Teil der Linken
noch immer ausschlieszlich mit dem boesen Krokodil und dem
Rechtsextremismus der Freiheitlichen beschaeftigt, koennen die
Wirtschaftskreise um Schuessel gemeinsam mit der FP umso
ungestoerter beinharten Sozialabbau und die Exekutierung der noch
relevanten Reste der Sozialpartnerschaft - z.B. ueberregionale
Tarifpolitik - betreiben. Es tut mir leid, aber die
ausschlieszliche Konzentration auf Haider und die FPOe scheint mir
schlicht und einfach daemlich! *Fritz Pletzl*
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